Immer mehr Traditionsfeste werden abgesagt
Vereinen fehlen die Helfer

In der Ortenau wird gern gefestelt – wie hier in Erlach. | Foto: Herbert König
  • In der Ortenau wird gern gefestelt – wie hier in Erlach.
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Ortenau (ds). Wir alle lieben die zahlreichen Feste, die überall in der Ortenau stattfinden – angefangen vom Karfreitags-Fischessen am Baggersee über die 1. Mai-Feste bis hin zu den vielen Dorffesten. Für die veranstaltenden Vereine sind die Organisation und Umsetzung jedoch immer ein Kraftakt, den nicht mehr jeder auch tatsächlich stemmen kann. So gab erst vor wenigen Tagen der Turn- und Sportverein Schuttern bekannt, sein berühmtes Seenachtsfest in diesem Jahr ausfallen zu lassen. Es hätte das 50. werden sollen. Auch das große Straßenfest in Allmannsweier beispielsweise, das im vergangenen Jahr noch sein 25-jähriges Bestehen gefeiert hat, wurde abgesagt. Doch worin liegt die Problematik grundsätzlich? 

Grundsätzlich muss sich ein Verein die Ausrichtung eines Festes etwa von der Ortspolizeibehörde genehmigen lassen. Deren Auflagen orientieren sich an den Gegebenheiten des jeweiligen Vereinsfestes. "Abhängig ist das von der Art, der Größe und der Dauer der Veranstaltung. Grundsätzlich wird bei jeder Art von Fest, das Ende für die Musik zeitlich festgelegt und die Anzahl der notwendigen Ordner bestimmt", erläutert Nico Tim Glöckner, Leiter Bürgerservice, Sicherheit und öffentliche Ordnung der Stadt Kehl. So können bei großen Veranstaltungen mit vielen Besuchern, wie Musikveranstaltungen oder beispielsweise der Übertragung einer Fußball-WM auf einem öffentlichen Platz, bis zu zehn Ordner gefordert werden.

Andere Auflagen beziehen sich zum Beispiel auf bestimmte Lagermöglichkeiten von Lebensmitteln, den Verkauf von alkoholischen Getränken, Musikanlagen und deren Lautstärke. "In den vergangenen Jahren haben sich die Anforderungen dahingehend geändert, dass aufgrund der aufgekommenen Terrorproblematik bei Großveranstaltungen oder Veranstaltungen mit überdurchschnittlicher Personenanzahl in der Innenstadt Sicherheitskonzepte vom Veranstalter gefordert werden, ebenso wie LKW-Sperren, um die Zufahrtswege zu sichern. Diese Anti-Terrorblockaden werden allerdings nicht als Auflage verhängt, sondern von der Stadt als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme ausgeführt", so Glöckner weiter.

Das alles kostet und muss von den Vereinen aus eigener Tasche bezahlt werden. "Besonders das Thema Sicherheit und die Beauftragung von Security-Firmen ist mit erheblichen Mehrkosten verbunden", weiß Herbert König, Ortsvorsteher von Renchen-Erlach. Letztlich sei dieser Punkt aber sehr wichtig, um sowohl Vereinsmitglieder als auch Besucher vor Gefahren zu schützen. Neben den gestiegenen Kosten sieht der Ortsvorsteher ein weiteres Problem, mit dem immer mehr Vereine zu kämpfen haben: "Aufgrund des Alters der Aktiven und wenig neuen Mitgliedern wird es immer schwieriger, ein Fest durchzuführen." So sei eine gute Nachwuchsarbeit äußerst wichtig, auch die frühzeitige Einbindung der Neumitglieder, um die Arbeit auf viele Schultern zu verteilen.

Martin Hertweck, Vorsitzender der Vereinsgemeinschaft Allmannsweier, führt auch die Gema an und ergänzt einen weiteren Punkt: "Jeder will auf ein Fest, aber nur als Gast." Nachdem zwei Vereine aus der Vereinsgemeinschaft ausgetreten sind, habe man sich schweren Herzens dazu entschlossen, das Straßenfest Geschichte werden zu lassen. "Auch die Auflagen haben uns oft Kopfzerbrechen bereitet und so manches finanzielle Opfer gefordert", berichtet Hertweck. So auch in Schuttern: Neben den vielen und teuren Auflagen waren es die hohen Gagen der Künstler, die die Veranstalter vorerst in diesem Jahr zur Absage des Seenachtsfests zwangen.

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