Der Schmied von Ebersweier
Jürgen Botschek pflegt ein uraltes Handwerk

Der Schmied, seit der Bronzezeit ein mystischer und magischer Handwerker. | Foto: Jürgen Botschek
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  • Der Schmied, seit der Bronzezeit ein mystischer und magischer Handwerker.
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Von der Bronzezeit (1.000 v. Chr.) bis zur Industrialisierung war der Schmied einer der wichtigsten Handwerker in jeder Siedlung. Werkzeuge, landwirtschaftliche Geräte, Waffen, Hufeisen oder Eisenringe für Wagenräder wurden stets gebraucht und ein guter Schmied mit viel Erfahrung war äußerst begehrt und angesehen. Neben einer guten Ausbildung seines Lehrmeisters wächst ein guter Schmied mit der eigenen Praxis.
Jürgen Botschek aus Ebersweier hatte mit seinem Vater, Franz Botschek, Kunstschmied aus Lauf, einen hervorragenden Lehrmeister und frönt dem heutigen Kunsthandwerk schon seit Kindesbeinen. Privat, aber vor allem auf unterschiedlichsten Mittelalter- und Stadtfesten in ganz Süddeutschland, ist Botschek mit seiner Esse und dem Amboss zu finden und schafft, oft mystisch angehaucht, Kunstwerke aus einem Stück Eisen, Feuer und dem Schmiedehammer. Aber leider sind in diesem Jahr bisher alle Veranstaltungen ausgefallen und so macht auch er zurzeit quasi Homeoffice. Die ganze junge Familie ist dem Spiel mit dem glühenden Eisen verfallen und so wundert es nicht, dass selbst das Töchterchen schon Feuer und Flamme für das Hobby ihres Vaters ist.
Als wir den Schmied aus Ebersweier besuchen, steigt uns zunächst eine intensive Mischung aus heißem Kohlenfeuer und Metall in die Nase und nun wissen wir, warum der Schmied, gerade im Mittelalter, zum einen gefürchtet und zum anderen geachtet wurde. Ruß im Gesicht, gut ausgebildete Oberarme, ein weiß-orange glühender Stab aus Eisen, den er gerade bearbeitet, Schweißperlen im Gesicht, so schüttelt uns Jürgen Botschek die Hände und lacht, als wir versuchen, das Schwarze wieder loszuwerden. "Tja, heiß und immer leicht rußig ist der gute Schmied", so seine Begrüßung.
Nach ein, zwei Tagen am Amboss ist kein Workout im Fitnesscenter mehr notwendig, obwohl vieles Technik ist, wie man den Hammer führt. Aber ein gewisses Maß an Kraft und Ausdauer braucht es dann doch, wenn man einen Stier- oder Widderkopf formt. Es sieht tatsächlich fast spielerisch aus, wie die Hammerschläge das Metall verformen, jeder Schlag sitzt, prüfende Blicke, der Stab wandert ins Feuer und weiter geht die Amboss Polka. Selbige führten Vater und Sohn Botschek schon hunderte Male auf und tatsächlich ist ein gewisser Rhythmus, gleich einer Polka, zu hören. Es gehören schon viele Jahre Erfahrung dazu und auch viele Fehlschläge, die besonderen Tricks und Kniffe zu erlernen und die richtige Mischung aus Temperatur und Verformung zu finden. Jede Kohle brennt ein bisschen anders, und auch die Metallstücke sind, je nach Zusammensetzung, sehr unterschiedlich und so gleicht auch kein Kunstwerk dem anderen; alles Unikate und jedes Stück etwas ganz Besonderes.
Um sein Hobby noch besser ausbauen zu können und nicht jedes Mal alles auf- und abbauen zu müssen, ist Botschek zurzeit auf der Suche nach einer Werkstatt oder Garage mit Stromanschluss und Abzugsrohr für die Esse. "Es wäre klasse, wenn jemand in oder in der näheren Umgebung um Ebersweier eine Möglichkeit zur Verfügung stellen kann oder einen Tipp für mich hätte". Hinweise gerne per E-Mail an juergen-botschek@t-online.de

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