Innenstadtberater der IHK
Modellprojekt in Ettenheim

Kaufkraft an Ettenheim zu binden, ist Ziel des Aktionsbündnisses. | Foto: Stadt Ettenheim
  • Kaufkraft an Ettenheim zu binden, ist Ziel des Aktionsbündnisses.
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Ettenheim (st). Seit einigen Jahren befinden sich die Innenstädte in einem Strukturwandel: Immer mehr Kaufkraft wandert in Richtung Online-Handel und Grüne Wiese ab. Die Folgen sind Frequenzverluste, Umsatzrückgänge und Leerstände. Auch in Ettenheim ist dies zu beobachten. Dem stemmen sich Stadtverwaltung, Unternehmen Ettenheim und die IHK mit Hilfe der Innenstadtunternehmen entgegen. Schon seit April 2021 ist hierzu ein operativer Lenkungskreis Innenstadt und ein Innenstadtbeirat aktiv.

Seit dem 1. Juli ist nun „amtlich bestätigt“: Thomas Kaiser von der IHK Südlicher Oberrhein ist der Innenstadtberater der IHK, der das alles koordiniert. Das baden-württembergische Wirtschaftsministerium fördert das Modellprojekt der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK), sowie auch in zehn weiteren Regionen in Baden-Württemberg. Kaiser betreut als „Innenstadt-Kümmerer“ neben Ettenheim noch sechs weitere Gemeinden, darunter Oberkirch, Kehl, Haslach, Emmendingen, Neustadt und Neunburg.

Was bisher passiert ist

Der Lenkungskreis trifft sich monatlich einmal zum Austausch. Dort werden die Ideen geboren und zur Umsetzung geführt. Im Lenkungskreis Ettenheim sind Stadtverwaltung mit der Wirtschaftsförderung Wolfgang Spengler und der Öffentlichkeitsarbeit Heike Schillinger, Unternehmen Ettenheim e. V. mit Jens Przibilla vom Vorstand sowie Max Schulz als Vertreter des Gewerbegebietes Radackern.

„Von Anfang an war es uns wichtig, auch die Vertreter außerhalb der Innenstadt mit ins Boot zu holen“, so Bürgermeister Bruno Metz. Eine Stadt lebt von einer guten Mischung aus Außen- und Innenbereich. Nicht für alle Betriebsformen gibt es in der Innenstadt genügend große Flächen, um einen wirtschaftlichen Betrieb zu ermöglichen. Bevor diese den Standort Ettenheim ganz verlassen, gilt es, nach verträglichen Möglichkeiten zu suchen. Kaiser bringt es auf den Punkt: „Wenn ein 'dm' am Ort fehlt, fährt der Ettenheimer Kunde gleich nach Lahr und erledigt dort auch seine übrigen Einkäufe“.

Die Innenstadt mit dem historischen Stadtkern ist aber so attraktiv, dass sich ein Besuch auf jeden Fall lohnt. Es gilt, diese Perle herauszustellen und das touristische Potential besser nutzbar zu machen. Weinwanderwege mit Startpunkten in der Innenstadt sind erste Ansätze dazu.

Pandemiebedingt war ein Besuch in den Betrieben bis dato nur erschwert möglich. "Erst war noch nicht geöffnet, dann eingeschränkt und dann mit Öffnung hat der Kunde natürlich immer Vorrang vor einem Berater", so Kaiser. So hat man sich im Lenkungskreis zu Beginn auf Maßnahmen fokussiert, die pandemiebedingt am meisten bringen. Kommunikation und Informationen zu den Schnelltestmöglichkeiten in der Gesamtstadt und die Einrichtung von Schnellteststationen in den Gewerbe- und Industriegebieten unter anderem in Kooperation mit den örtlichen Apotheken, Restart Aktionen wie „Dein Einkauf geht auf uns“ im vergangenen Herbst oder „Achtung fertig Frühling“ in diesem Jahr sowie die Einführung von „Corona-Ampel“-Schilder zur Kommunikation der inzidenzabhängigen Öffnungsmöglichkeiten. Auch gab es einzelne Betriebe, die diskret noch Hilfe bei der Beantragung von Corona-Hilfen Unterstützung durch IHK abgerufen haben.

Die Hilfe, die Kaiser bieten kann, reicht von einer individuellen und kostenfreien Unterstützung der Betriebe zu den Themen Fördermittelabruf, Standortfragen, Mieten, Digitalisierung und Recht – teilweise auch durch Hinzuziehen von über 140 Fachkollegen aus der IHK, bis hin zu eher für die Gesamtheit möglichen Ansätzen, wie zum Beispiel das Thema „Einführung einer gemeinsamen digital gestützten Geschenk- und Kundenkarte für Ettenheim“. „An diesem Thema sind wir schon seit zwei Jahren dran“, so Norbert Schneider, Vorstand UE.

Was noch geplant ist

Erster Baustein aus dem geförderten Programm ist der Innenstadt-Check. Dazu wird Kaiser mit jedem Betrieb der Innenstadt Interviews führen, auch um deren Status Quo festzuhalten, aber auch einen Blick in die Zukunft zu wagen. So wird eine der Fragen sein: Wird es das Unternehmen an dem Standort in fünf Jahren noch geben? Vertieft werden kann der Check um individuelle Handlungsansätze beim Thema Digitalisierung und digitaler Sichtbarkeit, genauso wie beim Stresstest Widerstandsfähigkeit gegen Störungen im Betriebsablauf. „Wir wollen nicht, dass eine vierte Welle die Unternehmen nun umwirft“, so Kaiser. Auch die Kundenwahrnehmung wird gecheckt. Erster Schritt, der derzeit noch läuft, ist ein Stadtspaziergang, bei dem die Akteure des Innenstadtbeirats eingebunden sind, wo mit offenen Augen aus Sicht der Kunden der erste Eindruck und Verbesserungspotentiale festgehalten werden. Geschaut wird auf den öffentlichen Raum, die Fassaden- und Schaufenstergestaltung oder die Außendarstellung der Gastronomie.

Dieser Baustein 1 stellt die Diagnose des Istzustandes dar. Daraus ermittelt Innenstadtberater Thomas Kaiser mit Lenkungskreis Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken als Baustein 2. Der Innenstadtbeirat hat dann die Aufgabe, daraus abgeleitete Maßnahmenvorschläge zu ergänzen und zu priorisieren, die dann in Baustein 3 auch zur Umsetzung gelangen werden. „Und das ist der entscheidende Unterschied zu sonstigen Beratungsaufträgen“, so Kaiser. Wohingegen Berater dann nach Bereich gehen, bleibe ich als Innenstadtberater dabei und unterstütze, wo möglich und nötig.

„Die Begleitung läuft bis 31. Dezember2022. Da auch sechs andere vergleichbare Städte ohne Wettbewerbsdruck mitmachen, können wir auch voneinander lernen“, so Wolfgang Spengler, der große Synergien auch im Netzwerk der Innenstadt-Berater-Städte sieht.

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