Aus der Ukraine geflüchtet
Neue Heimat in Gengenbach gefunden

Bei Andreas Kurrus hat Tania Kovalchuk ein neues Heim in Gengenbach gefunden. | Foto:  mak
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Gengenbach (mak). Wenn am Himmel ein Flugzeug oder Hubschrauber oder auf den Straßen die Sirenen von Feuerwehr oder Polizei zu hören sind, schrecken Tania Kovalchuk und ihre 20-jährige Tochter Anastasia nicht mehr ängstlich auf. Das war vor wenigen Wochen noch anders, denn Mutter und Tochter sind aus der ukrainischen Stadt Zhytomyr, die rund 120 Kilometer westlich der Hauptstadt Kiew liegt, geflohen.

Ehemann darf Ukraine nicht verlassen

"Unser Haus liegt in der Nähe des Flughafen. Es war eine schreckliche Situation, als dort die Raketen einschlugen. Ständig waren Sirenen und Schüsse zu hören", erzählt Tania Kovalchuk. Ihr Ehemann Sergej, ein bekannter Puppenspieler in der Ukraine, lebt immer noch dort. Er kümmert sich um die drei Hunde der Familie. Die Ukraine darf er nicht verlassen. "Wir halten Kontakt über das Internet. Alle zwei Tage versuchen wir miteinander zu sprechen", erzählt sie.

Dass Tania und ihre Tochter Anastasia schließlich nach Deutschland flüchten konnten, habe sie vor allem der Unima, der internationalen Puppenspielervereinigung, zu verdanken. Der deutsche Ableger der Vereinigung hatte auf Facebook einen Hilfeaufruf für betroffene ukrainische Puppenspielerfamilien gepostet.

Hilfe von Andreas Kurrus 

Für Andreas Kurrus, bekannter Puppenspieler aus Gengenbach war schnell klar, dass er helfen will. "Das ging relativ problemlos, da es in meiner vermieteten Wohnung ohnehin gerade einen Mieterwechsel gab, konnte ich Tania und Anastasia unterbringen." Über Ungarn, Österreich und München kommen Tania und ihre Tochter schließlich nach Gengenbach. "Andreas hat uns an die Hand genommen, uns die Stadt gezeigt und den Menschen vorgestellt. Das war sehr schön und war ein Stück Normalität", erzählt Tania Kovalchuk.

Kurrus tut aber noch mehr. Er organisiert eine Benefizveranstaltung im Rahmen der Puppenparade im April. Viele bekannte Puppenspieler kommen, um zu helfen. Hierbei wird auch ihr Ehemann Sergej zugeschaltet, der eine Puppe die ukrainische Nationalhymne auf einer Violine spielen lässt. "Die Menschen haben gemerkt, dass dies ein ganz besonderer Moment ist und waren ganz still. Das war ein herzergreifendes Erlebnis. Viele Menschen haben uns umarmt. Das kam von Herzen", erzählt sie sehr bewegt.

Bereits Freunde gefunden

Auch diese Erfahrungen haben ihr und ihrer Tochter den Start in Gengenbach vor rund zwei Monaten erleichtert. Sie fühlen sich wohl und haben bereits Freunde gefunden. "Die Menschen, die uns geholfen haben, sind echte Engel für uns", sagt sie.

Wenn sie an die Zukunft denkt, merkt man allerdings schnell, wie ihr das Herz schwer wird. "Ich leben in zwei Realitäten. Hier in Deutschland ist alles toll, wir leben in Frieden und haben tolle Menschen kennengelernt", erzählt sie. "Wenn ich die Nachrichten aus der Ukraine höre, bin ich sehr traurig, weil ich weiß, dass dort viele Menschen in einer sehr schwierigen Situation leben." Sie kenne viele Städte in der Ukraine, die sie mit dem Puppentheater ihres Mannes bereiste und die jetzt zerstört seien.

Für ihren Ehemann hofft sie, dass er die Ukraine bald verlassen kann. "Hier kann er mehr bewirken als vor Ort, auch wenn er dort in Kellern und Bunkern mit seinem Puppenspiel Kinder und ihre Eltern für einen Moment ablenken kann." Ihre Tochter könne ihr in der Ukraine begonnenes Studium der Touristik und Wirtschaft online fortsetzen. Sie selbst hoffe, bald eine Arbeit annehmen zu können, am liebsten etwas, bei dem sie mit Menschen Kontakt hat. Dafür lernt sie fleißig Deutsch.

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