Martin Schwendemann – der Haslacher Tausendsassa
Im Freilichtmuseum hat er Blut geleckt

Martin Schwendemann ist Amtsleiter für Kultur und Marketing sowie Geschäftsführer des Handels- und Gewerbevereins in seiner Geburtsstadt Haslach. | Foto: Michael Bode
  • Martin Schwendemann ist Amtsleiter für Kultur und Marketing sowie Geschäftsführer des Handels- und Gewerbevereins in seiner Geburtsstadt Haslach.
  • Foto: Michael Bode
  • hochgeladen von dtp01 dtp01

Haslach. Für Redakteure ist Martin Schwendemann ein echter Glücksfall. Es wird für einen Artikel ein
Symbolfoto von einem verkaufsoffenen Sonntag gebraucht? Zwei Minuten
nach der Anfrage kommt es per Mail. Natürlich hat er die Kontaktdaten
eines Hansjakob-Kenners parat und wenn dieser auf die Schnelle nicht
erreichbar ist, steht der 56-Jährige selbst Rede und Antwort, obwohl
sein Kalender eigentlich voll ist. Wer etwas über Haslach berichtet,
kann sich Martin Schwendemanns Unterstützung sicher sein. Egal ob er in
seiner Eigenschaft als Amtsleiter für Kultur und Marketing gefragt ist,
als Geschäftsführer des Handels- und Gewerbevereins oder als
Privatperson.

Geboren ist Martin Schwedemann in der Ringstraße 22 im Eckzimmer im mittleren Stock. Beide Eltern waren „Huklaianer“, die
Mutter arbeitete in der Kantinenküche, der Vater im Polsterzuschnitt.
Als das Familienoberhaupt starb, war das einzige Kind gerade einmal
sieben Jahre alt. Den Sohn und sich über Wasser zu halten, war nicht
leicht für die Witwe. „Ich war ein Schlüsselkind“, sagt er. „Außerdem
weiß ich noch, wie man Heimarbeit macht.“

„Eigentlich wäre die Hauptschule für mich vorgesehen gewesen“, so Martin Schwendemann
rückblickend. Aber sein Lehrer entschied: „Du gehst auf das Gymnasium in
Hausach!“ Damals widersprach man einem Lehrer nicht und so durfte das
Arbeiterkind Abitur machen. Anschließend folgte das Studium. Seine
Fächer waren Germanistik, Anglistik und Geographie, das ursprüngliche
Ziel Lehramt. Dieses hatten damals viele, eingestellt wurden jedoch nur
wenige. „Bereits nach drei Semestern wusste ich, dass ich kein Lehrer
werde und es auch nicht wollte“, sagt der Haslacher. Trotzdem zog er das Studium durch.

Da er kein Bafög bekam, jobbte Martin Schwendemann zunächst im „Blockhaus“. Später war er als studentische Aushilfskraft Mädchen für alles im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof, wo er
auch Führungen machen durfte. „Dabei habe ich Blut geleckt“, verrät der
Haslacher. Es war die Verbindung von Tagestourismus und Kultur, die ihn
faszinierte. Dann kam ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte: als
Tour-Guide US-Amerikaner auf ihrer Europa-Reise-Etappe im Schwarzwald
und Elsass begleiten. „Da gab es richtig gut Geld dafür“, verrät er.
Außerdem erweiterte diese Nebentätigkeit nicht nur seine
Englischkenntnisse, sondern auch den Horizont.

Nachdem er sich gegen ein Referendariat entschieden hatte, wurde er hellhörig, als in
Haslach die Stelle der Verkehrsamtsleitung frei wurde. Der damals neue
Bürgermeister Heinz Winkler wollte das Ganze zum Verkehrsamt und
Kulturbüro ausbauen. Eine solche Doppelfunktion war brandneu und
Schwendemann erwies sich als der richtige Mann dafür. Später kam die
Geschäftsführung des Handels- und Gewerbevereins dazu. Das Motto der
Interessensgemeinschaft ist: Die Betroffenen müssen selbst handeln.
„Wenn nur die Stadt vorgibt, dann funktioniert das nicht“, erklärt
Martin Schwendemann. „Die Mitglieder müssen das Ganze tragen.“ Deshalb
die Vereinsstruktur, wobei die Stadt als Mitglied im Boot ist. Seine
beiden Stellen als Geschäftsführer des Handels- und Gewerbevereins sowie
die des Amtsleiters sind rechtlich klar getrennt. „Ich möchte keine von
beiden missen“, betont Martin Schwendemann, obwohl die zwei Funktionen
mit viel Arbeit auch abends und an Wochenenden verbunden sind. Denn er
findet es einfach außerordentlich spannend, sich sowohl mit
Wirtschaftsförderung, Marketing als auch Kultur beschäftigen zu dürfen.

Privat lebt der verheiratete  zweifache Vater auf dem ehemaligen
Kleinbauernhof der Großeltern in Steinach, liebt Literatur und ist ein
begeisterter Narr. So ist er unter anderem an Fasnacht in Haslach als
„Gullerreiter“ beim Umzug dabei und zieht scharfzüngig schnurrend durch
die Wirtschaften. Ansonsten unterstützt Martin Schwendemann die
Pressearbeit der evangelischen Kirche und engagiert sich im Historischen
Verein. Ach ja, nicht zu vergessen: Regelmäßig schlüpft er bei
Stadtführungen in die Rolle des Wilhelm Engelberg, einem Freund
Hansjakobs. Denn wenn es darum geht, Menschen seine Geburtsstadt Haslach
nahezubringen, ist Martin Schwendemann immer mit vollem Einsatz dabei.

Autor: Anne-Marie Glaser

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.