Henry Heller aus Hofstetten geht in Ruhestand
24 Jahre mit Leib und Seele Bürgermeister

Die Uhr läuft: Am morgigen Montag wird der Hofstettener Bürgermeister Henry Heller aus dem Amt verabschiedet.  | Foto: Michael Bode
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Hofstetten (gro). Wenn Henry Heller über Hofstetten redet, dann gerät er fast ins Schwärmen: "Wir haben eine tolle Vereinsarbeit hier", sagt der scheidende Bürgermeister. "Das Ehrenamt wird großgeschrieben." 24 Jahre lenkte er die Geschicke der Gemeinde im Kinzigtal, am 9. Juli ist Schluss damit. "Ich bin jetzt 61 Jahre", sagt Heller über seine Beweggründe. "Die Alternative wären 69 Jahre gewesen. Die Frage ist, ob ich dann noch all das machen könnte, was ich noch tun will." Dazu zählt unter anderem Reisen, eine seiner großen Leidenschaften. "Ich sitze ab und zu auf der Terrasse und schaue dank einer App nach, wohin die Flugzeuge, die ich sehe, fliegen. Dann packt mich richtig das Fernweh." Selbst wenn er schon in vielen Ländern gewesen ist, es gibt noch einiges, was er sehen will.

Dabei fühlt er sich wohl im Schwarzwald: Geboren in Bad Bentheim in Niedersachsen brachte ihn das Studium nach Baden. Heller studierte in Karlsruhe Bauwesen, bevor er sich dem Wasserbau und der Verkehrsführung am Wasserwirtschaftsamt in Offenburg widmete. "In dieser Zeit habe ich Hofstetten kennengelernt. Als ich mitbekam, dass dort ein neuer Bürgermeister gesucht wurde, habe ich mich beworben", erinnert sich Heller. "Ich wurde im ersten Wahlgang trotz vierer Gegenkandidaten gewählt – und das als evangelischer Junggeselle." Das war 1994, seitdem bestätigten ihn die Bürger noch zwei Mal in seinem Amt, er lernte seine Frau kennen und gründete eine Familie. "Es war eine tolle Zeit. Aber jetzt möchte meine Zeit einteilen können, ohne fremdbestimmt zu sein", sagt Heller, der mit Leib und Seele Bürgermeister war.
"Wir haben viel geschafft", stellt er rückblickend fest. Als er sein Amt antrat, lag die Wasserversorgung im Argen. Zunächst stieß er mit seinen Vorschlägen auf wenig Gegenliebe. "Ich habe damals zwei Bürgerentscheide verloren. Am Ende wurde aber doch gemacht, was ich vorgeschlagen hatte." Für ihn ist dies der Schlüssel für die erfolgreiche Entwicklung der Gemeinde. "Wir konnten dadurch zwei Baugebiete ausweisen, die Bevölkerung ist von 1.500 auf 1.780 gestiegen", so Heller. 

Die Herausforderungen stets gemeistert

Sein Beruf kam ihm bei einer der großen Herausforderungen in der Gemeinde zustatten: Zwei große Hochwasser trafen Hofstetten 2006 und 2008. "Zehn Brücken waren zerstört, wir hatten riesige Schäden", beschreibt Heller die Situation. Als nach zwei Jahren die Auswirkungen des ersten Hochwassers beseitigt waren, kam das zweite. Konsequent wurde daraufhin der Hochwasserschutz betrieben. "Wir haben heute für das gesamte Dorfgebiet einen Hochwasserschutz HQ100", ist Heller, der beim Wasserwirtschaftsamt elf Jahre für genau dieses Thema zuständig war, zufrieden. "Allein das Rückhaltebecken hat 6,7 Millionen Euro gekostet." In seiner Zeit wurden zahlreiche gemeindeeigene Gebäude saniert oder erneuert, darunter das Rathaus, die Gemeindehalle, die Schule oder der Kindergarten.

"Ich wollte immer ein familienfreundliches Hofstetten, deshalb haben wir lange bevor es Pflicht wurde, eine U3-Gruppe angeboten", so Heller. Auch ein Seniorenzentrum wurde ins Dorf geholt. "Ich habe nur gebaut, wenn ich entsprechende Fördermittel bekommen habe", erklärt Heller. Deshalb hat manches vielleicht etwas länger gedauert, aber die Gemeinde steht finanziell gut da. Ein Beispiel ist das BZ-Verfahren mit dessen Mitteln das gesamte Wegenetz im Wald von der Gemeinde und den Waldeigentümern auf Vordermann gebracht wurde. 

"Als wir für Unternehmen keinen Platz mehr hatten, haben wir mit den Nachbargemeinden interkommunale Gewerbegebiete auf den Weg gebracht", sagt Heller, der den Zusammenhalt im Kinzigtal schätzt. "Unsere Generation hat richtig gut zusammengearbeitet", stellt er fest. "So konnten wir Dinge verwirklichen, wie das Kinzigtalbad, die einer alleine nicht geschafft hätte." Die "Kinzigtal-Mafia" hat Landrat Frank Scherer die Bürgermeister aus der Region scherzhaft genannt.

Was fängt er nur mit der freien Zeit an, die er künftig haben wird? "Einige Ämter habe ich noch, aber ich werde wieder mehr Sport treiben. Außerdem habe ich eine Katze und die Falken, die in unserem Haus nisten, brüten gerade." Und trotz des Fernwehs wird er Hofstetten treu bleiben.

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