Früher wurde gerudert – Jetzt mit digitalem Verkehrsleitsystem
Von einer „fliegenden Brücke“ zur Rheinfähre

Zwischen Elsass und Ortenau unterwegs: Über 1,7 Millionen Passagiere nutzen derzeit jährlich diese Möglichkeit des grenzüberschreitenden Grenzverkehrs. | Foto: rö
  • Zwischen Elsass und Ortenau unterwegs: Über 1,7 Millionen Passagiere nutzen derzeit jährlich diese Möglichkeit des grenzüberschreitenden Grenzverkehrs.
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Kappel-Grafenhausen (rö). Ein Tag im sonnigen Herbst: Über 5.000 Radler nutzen die Rheinfähre Kappel-Rhinau, um bei der „Vélo Gourmand“ im Elsass und in Baden kulinarische Köstlichkeiten zu genießen und Land und Leute zu erleben. „Flüsse verbinden, der Rhein verbindet, und so sind wir dankbar, dass unsere französischen Nachbarn auch für uns diese verbindende Fähre betreiben“, betont dazu Bürgermeister Jochen Paleit: „Viele Arbeitnehmer aus dem Elsass nutzen die Fähre, hiervon profitieren unsere Betriebe und diese haben durch die Fähre einen direkten Zugang zum französischen Markt.“ Derlei Zusammenhänge hatte die Nachbarstadt am anderen Ufer erkannt, als diese Initiativen zum Ausbau des grenzüberschreitenden Grenzverkehrs über den Rhein und damit für ein Erfolgsmodell ergriff, das mittlerweile mit modernster Technologie betrieben wird.

„Der Verkehr auf dieser Übergangsstraße wird sich rasch entwickeln, schon der Lage wegen: in der Mitte zwischen Breisach und Straßburg“, schrieb der Chronist. Das war im Jahr 1954 und kündete von der Einrichtung einer „fliegenden Brücke“, wie eine Schiffsbrücke damals genannt wurde. Nach Angaben des Landratsamts wird die Rheinfähre zwischen Kappel-Grafenhausen und Rhinau am Ende der Landesstraße 103 jährlich von über 1,7 Millionen Passagieren genutzt. Rund 732.000 Autos, über 64.000 Zweiräder und 23.000 Fußgänger werden so über den Rhein gebracht.

Grund genug, den Service für die täglichen Pendler, Geschäftsreisenden und Touristen neuen technischen Möglichkeiten anzupassen. Mit einem digitalen Verkehrsleitsystem wollen der Ortenaukreis und das französische Departement Bas-Rhin für noch mehr grenzüberschreitende Mobilität sorgen.

Von derlei Möglichkeiten hatten die Initiatoren dieser Rheinüberfahrt natürlich keine Ahnung, denn deren Anfänge reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Ausschließlich von Frankreich wurde diese laut einem Staatsvertrag vom 30. September 1860 in Betrieb genommen. Bis dahin mussten Ruderer den nachbarschaftlichen Grenzverkehr über den Rhein bewerkstelligen. Anlass genug für die Gemeinden, wie der Chronist notierte, ebenso stetig wie nachdrücklich „um Abhilfe in dieser mangelhaften Verkehrseinrichtung und um Herstellung einer 'fliegenden Brücke'“ zu bitten. Da dies auch zugesichert worden war, hatten beide Gemeinden auf eigene Kosten bereits Zufahrtsstraßen zu den Anlegestellen gebaut. Doch diese Zusicherung der jeweils zuständigen Behörden wurde seinerzeit nicht in die Tat umgesetzt.

Die Gemeinde Rhinau indes wollte nicht länger warten, erklärte sich mit Zustimmung der Staatsbehörde bereit, auf eigene Kosten eine mit Hilfe eines Drahtseils betriebene "fliegende Brücke“ einzurichten.

Im Lauf der Jahre gab es zahlreiche Veränderungen in diesem Grenzverkehr, eines blieb immer und ist stetig gestiegen: das Bedürfnis, diese Fähre zu nutzen. Weshalb jetzt auch der Service für die Nutzer ausgebaut wurde. Wechselverkehrszeichen, Hinweisschilder und Kameras zur Beobachtung des Verkehrsaufkommens wurden angebracht, zusätzlich wurden eine mobile App, ein SMS-Service für eventuelle Ausfälle und ein Online-Portal entwickelt. Ziel des geförderten Projekts ist, Verkehrsteilnehmer dies- und jenseits des Rheins in Echtzeit über die aktuelle Lage im Bereich des Fährbetriebs zu informieren. "Die ganzjährig hohe Frequentierung der Fähre zeugt von der enormen Bedeutung des kostenlosen Fährdienstes über den Rhein", betont der beim Landratsamt unter anderem für Infrastrukturen zuständige Dezernent Michael Loritz.

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