OB Vetrano: Brandbrief an Ministerpräsidenten
Grenze muss für Pendler passierbar bleiben

Toni Vetrano fürchtet noch "größeres Chaos als im Frühjahr". | Foto: Stadt Kehl

Kehl (st). In einem Brandbrief wendet sich Oberbürgermeister Toni Vetrano am Dienstag an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann: Nachdem sich die Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Einstufung Frankreichs als Hochinzidenzgebiet verdichteten, fürchte er um die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur in Kehl.

4.000 Pendler wären von Test-Pflicht betroffen

Der Grund: Bei der Einreise aus Hochinzidenzgebieten gibt es bislang auch für Grenzpendler keine Ausnahme von der Pflicht, einen negativen Corona-Test vorlegen zu müssen, der nicht älter sein darf als 48 Stunden. Das bedeutet, dass sich Berufspendler mehrmals pro Woche testen lassen müssten. Allein in Kehl arbeiten rund 4.000 Grenzpendler.

Zwar arbeite auch ein Teil der Beschäftigten mit Wohnsitz im Großraum Straßburg und Arbeitsplatz in Kehl im Homeoffice, aber gerade auf die Menschen, die das nicht könnten, sei man in Kehl dringend angewiesen, um die kritische Infrastruktur aufrecht erhalten zu können – so zum Beispiel auf Ärzte und Pflegekräfte im Krankenhaus, in den Pflegeheimen oder bei der Diakonie Kork, verdeutlicht Toni Vetrano gegenüber dem Ministerpräsidenten und weist darauf hin, dass in Kehl der Betrieb von Kindertageseinrichtungen und Schulen „weder unter Pandemie-, noch unter Normalbedingungen ohne die pädagogischen Fachkräfte möglich ist, die ihren Wohnsitz im Großraum Straßburg haben“.

Er erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass die Stadt Kehl im Frühjahr 2020 Schulen und Kitas habe schließen müssen, bevor das Land deren Schließung überhaupt beschlossen habe, weil ohne die pädagogischen Fachkräfte von der anderen Rheinseite die Aufsichtspflicht nicht mehr gewährleistet werden konnte.

Chaos wäre größer als im Frühjahr

Werde nun eine Testpflicht für Beschäftigte mit Wohnsitz im Elsass eingeführt, „so erwartet uns in Kehl noch ein deutlich größeres Chaos als im Frühjahr 2020“, schreibt der OB und bittet den Ministerpräsidenten dringend, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um den Grenzpendlern den Weg zur Arbeit und wieder nach Hause nicht zu erschweren: „Wir brauchen diese Menschen in Kehl dringend – und die Verletzungen durch die Situation im Frühjahr 2020 wirken immer noch nach; sie sind noch lange nicht verheilt“, schließt Toni Vetrano seinen Brandbrief.

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