Die vier Eurodistrikte am Oberrhein helfen Bürgern durch die Bürokratie
Grenzüberschreitende Projekte leichter machen

Die Zivilgesellschaft steht bei den Eurodistrikten am Oberrhein im Fokus: Rémi Bertrand (v. l.), Dorothea Störr-Ritter, Frank Scherer, Pascale Schmidiger, Jean-Marc Deichtmann und Frédéric Pfliegersdoerffer beim Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau. | Foto: gro
  • Die Zivilgesellschaft steht bei den Eurodistrikten am Oberrhein im Fokus: Rémi Bertrand (v. l.), Dorothea Störr-Ritter, Frank Scherer, Pascale Schmidiger, Jean-Marc Deichtmann und Frédéric Pfliegersdoerffer beim Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau.
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Kehl (gro). Es ist eine Premiere: Zum ersten Mal seit ihrem Bestehen arbeiten die vier Eurodistrikte am Oberrhein – Eurodistrikt Pamina, Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau, Eurodistrikt Freiburg/Centre et Sud Alsace sowie der Trinationale Eurodistrikt Basel – zusammen. "Wir bringen alle gemeinsam dieses Projekt auf den Weg und hoffen, dass es Synergien gibt", so Frank Scherer, Präsident des Eurodistrikts Strasbourg-Ortenau, in dessen Räumen das INTERREG-Projekt "Zivilgesellschaft" vorgestellt wurde. Denn die vier Eurodistrikte entlang des Rheins haben sich die Mobilisierung der Bürger auf die Fahnen geschrieben. "Wir haben festgestellt, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zum Großteil unter der Leitung öffentlicher Einrichtungen stattfindet", so Scherer. Sie würde deshalb gerade bei den Bürgern der Region oft nicht wahrgenommen werden. Angesichts des Brexits und der Ausgrenzungstendenzen innerhalb der Europäischen Gemeinschaft betonte Scherer: "Wir müssen die Menschen näher an Europa und Europa näher an die Menschen bringen."
Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die Eurodistrikte als Bindeglied zwischen Europa und den Bürgern fungieren. Zum einen sollen Projekte und Akteure mobilisiert werden, grenzüberschreitende Veranstaltungen aus der Bürgerschaft überhaupt ins Leben zu rufen. Dabei geht es nicht nur um die Vernetzung aller Beteiligten, sondern auch darum, den Bürgern die Möglichkeiten zur Finanzierung ihrer Projekte aufzuzeigen. "Wir werden die Akteure in verschiedenen Veranstaltungen informieren, dazu haben wir uns drei Themenbereiche erarbeitet: Im Jahr 2017 stehen Umwelt und Mobilität im Mittelpunkt, 2018 Sport und Gesundheit und 2019 Tanz und Kultur", erläutert Scherer. Doch damit endet nicht das Engagement der Eurodistrikte: Sie werden in Zukunft die Bürger mit Ideen und einem umsetzbaren Projekt durch das Dickicht der Förderanträge begleiten. "Wir wollen Hemmschwellen gegenüber der bestehenden Bürokratie bei der Beantragung von Mitteln abbauen", so Scherer. So gibt es Beratung und Information über die bestehenden Fördertöpfe, die für Kleinprojekte bereit stehen. Es gibt aber auch Hilfe beim Ausfüllen der Antragsformulare. Kurz: Die Initiatoren, ob Privatpersonen oder Vereine, werden dabei unterstützt, grenzüberschreitende Projekte ins Leben zu rufen. "Wir haben bereits eine starke Beziehung zur Zivilgesellschaft und arbeiten eng mit den Vereinen zusammen", betonte Rémi Bertrand, Präsident des PAMINA-Eurodistriktes. Das Ziel sei es, mehr Mobilität innerhalb der bestehenden Netzwerke zu erreichen.
Auch der Eurodistrikt Freiburg/Centre et Sud Alsace unterstützt schon seit vielen Jahren Kleinprojekte in der Region. Eine der Ideen sei es, das seit 60 Jahren bestehende Bürgermeistertreffen innerhalb des Gebietes einer breiteren Teilnehmerschaft zugänglich zu machen, erklärte Dorothea Störr-Ritter, Landrätin im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald, der gemeinsam mit dem Conseil Départemental du Haut-Rhin Ansprechpartner für die Bürger ist. "Wir haben keine Gebietskörperschaft Eurodistrikt", erläutert Störr-Ritter.
Gleich drei Staaten arbeiten im Trinationalen Eurodistrikt Basel zusammen. "Wir sind anders als die anderen Eurodistrikte", so dessen Präsident Jean-Marc Deichtmann. "Im Prinzip haben wir drei Ufer am Rhein, nicht nur zwei." Man wolle sich öffnen: "Europa ist leider nicht gut angesehen bei vielen Bürgern, wegen der technokratischen Regularien. Europa darf nicht nur eine Idee sein, sondern muss Realität werden. Wir sind Europäer des Alltags."

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