Wirtschaftsförderin über aktuelle Entwicklungen
Wir-Gefühl stärken und Kehl-Identität schaffen

Ein Markenzeichen für Kehl ist der Hanauerland-Markt im Herbst. | Foto: mep
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Kehl. Der Kehler Einzelhandel ist durch die Lage der Stadt in Nachbarschaft zu Straßburg besonderen Anforderungen und Entwicklungen ausgesetzt. Über Möglichkeiten die Kehler Innenstadt attraktiv zu gestalten, sprach Rembert Graf Kerssenbrock mit Fiona Härtel, Chefin von Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing.

Der Einzelhandelsverband prognostiziert eine steigende Zahl der Leerstände. Wie ist die Situation in Kehl mit Leerständen und Neuvermietungen?
In Kehl liegen wir – auch aufgrund der Nachfrage aus der benachbarten Europastadt Straßburg – heute noch unter dem bundesweiten Schnitt von sechs Prozent Leerstand, der sich in den nächsten Jahren auf 22 Prozent erhöhen soll. Wir merken aber schon, dass aktuell Neuvermietungen im Einzelhandel länger dauern als früher. Noch vor ein paar Jahren gab es in Kehl keinen Leerstand, während andere Städte schon lange mit diesem Phänomen zu kämpfen hatten.

Die Kritik an sich ausbreitenden bestimmten Sortimenten in der Innenstadt kommt immer wieder auf. Was können Sie der Kritik entgegnen?
Kehl hat rund 38.000 Einwohner, der Ballungsraum Straßburg 500.00 Einwohner. Wir profitieren von dieser Situation, da die Einzelhandelslandschaft dadurch in Kehl insgesamt viel breiter aufgestellt ist. Darüber hinaus profitieren wir hier in unserem gemeinsamen Lebensraum von dem kulturellen und gastronomischen Angebot sowie von den Sport- und Freizeiteinrichtungen der Nachbarstadt. Ich glaube, eine gewisse „großstädtische Gelassenheit“ wäre nicht schlecht im Umgang mit den vielleicht weniger wünschenswerten Effekten der besonderen geographischen Lage von Kehl, zu denen ich zum Beispiel die marktbedingte Anhäufung von Tabakläden zähle. Häufig wird die Erwartung artikuliert, die Stadt solle eingreifen und bestimmte Geschäfte verbieten. Dies ist jedoch nicht möglich, wir haben ja in der Bundesrepublik eine soziale Marktwirtschaft. Daher ist es eine Entscheidung der Eigentümer, an wen sie vermieten.

An welchen Rahmenbedingungen können Stadt und Wirtschaftsförderung in Zukunft weiterarbeiten?
Die Wirtschaftsförderung bietet den Immobilienbesitzern eine Unterstützung bei der Suche nach neuen, qualitätsvollen Mietern an. Städte können natürlich immer in die Aufenthaltsqualität investieren. So wollen wir gemeinsam mit dem Einzelhandel ein kostenloses WLAN-Netz in der Innenstadt anbieten. Außerdem kann man in Kehl sehr gut, zentral und auch günstig parken. Gerade beim wichtigen Thema Parken wollen wir noch besser werden, mit kontaktloser Bezahlmöglichkeit sowie via App.

Sie regen eine Imagekampagne für Kehl an: Was macht für Sie Kehl aus?
Kehl als Grenzstadt hat eine besondere Geschichte, auf die ich unter anderem zurückführe, dass mancher Kehler die Stadt negativer einschätzt, als es etwa die vielen Touristen tun, die zu uns kommen. Es ist wichtig, ein Wir-Gefühl für Kehl inklusive aller Ortschaften zu stärken und so vielleicht eine neue Kehl-Identität zu schaffen. Es gibt sehr viele schöne Ecken und Alleinstellungsmerkmale im Zentrum mit Rheinpromenade, Rosengarten und Altrhein, Passerelle und der neuen Brücke für die Tram sowie einen tollen Ausblick vom Weißtannenturm. Die Ortsteile bestechen mit Fachwerk, familiengeführter Gastronomie und Aktivitäten in der Natur:
Zu nennen wären die zahlreichen historischen Fachwerkhäuser in vielen der Stadteilen oder die Graffiti-Kirche in Goldscheuer mit ihrer acht Meter hohen Madonna in Hanauer Tracht des Künstlers Stefan Strumbel. Wassersportler kommen im Yachthafen in Marlen auf ihre Kosten und der Narrenbrunnen weist Marlen als fasnächtliche Hochburg aus. In Leutesheim ist eine der wenigen in der Ortenau erhalten gebliebenen Chorturmkirchen zu finden. Eine sportliche Runde „Golf für Jedermann“ ist in Neumühl auf dem Birkenhof möglich. Das und vieles mehr würde ich in den Fokus nehmen.

Ein Markenzeichen für Kehl ist der Hanauerland-Markt im Herbst. | Foto: mep
Fiona Härtel | Foto: rek

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