Im Dienst für die Menschenrechte
Grenzen spielten für ihn nie eine Rolle

Hans Christian Krüger an seiner alten Wirkungsstätte: Er war Generalsekretär der Menschenrechtskommission sowie stellvertretender Generalsekretär des Europarates. | Foto: Foto: Michael Bode
  • Hans Christian Krüger an seiner alten Wirkungsstätte: Er war Generalsekretär der Menschenrechtskommission sowie stellvertretender Generalsekretär des Europarates.
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Straßburg/Kehl. Hans Christian Krüger hat ein internationales Leben gelebt. Das begann schon in seiner Jugend: "Ich bin gebürtiger Berliner und dort aufgewachsen", erzählt der 82-Jährige. Lediglich während der Kriegsjahre war die Familie aus der Stadt evakuiert, kehrte aber bereits 1946 zurück. In den 1950er-Jahren roch Krüger erstmals den Duft der weiten Welt. "Das State Departement in den Vereinigten Staaten bot die Möglichkeit eines Schüleraustausches an", erinnert er sich. Krüger bewarb sich um einen der Plätze und hatte Erfolg: "In den Jahren 1951 und 1952 verbrachte ich ein Jahr in Michigan und besuchte dort eine High School. Es war die Politik der Amerikaner, auf diese Weise junge Deutsche an die Demokratie heranzuführen." Denn wie viele seiner Generation war Krüger mit den Parolen der Nationalsozialisten aufgewachsen.

Dieses Jahr bildete den Grundstein für sein restliches Leben: "Nach dem Abitur 1954 bin ich in die USA ausgewandert", erzählt er. Mit einer Green Card ausgerüstet studierte er an der Ann Arbor Universität Jura. "Nach meinem Abschluss ging ich zurück nach Deutschland und studierte in München noch einmal Jura", so Krüger lachend. "Das war eine wunderbare Zeit, wir waren alles Preußen, die damals dort studierten." 1966 legte er die große juristische Staatsprüfung ab und ging zur Menschenrechtskommission des Europarates in Straßburg. "Ich hatte dort bereits ein Praktikum während des Studiums absolviert, so war der Kontakt zu Stande gekommen." Seitdem lebt er in Straßburg, eine Stadt, die er sehr mag. "Ich habe in Englisch gearbeitet. Obwohl ich schon so lange in Frankreich lebe, spreche ich Französisch nicht so gut wie Englisch", sagt er mit einem Augenzwinkern. Wie international sein Leben verlief, zeigt am besten ein Blick auf seine Familie: "Meine Frau ist Schwedin, meine Kinder sind Franzosen, obwohl sie noch Deutsch sprechen. Meine Enkelkinder sprechen nur noch Französisch."

Eine Karriere beim Europarat in Straßburg

Als 1976 sein damaliger Chef, ein Brite, bei der Menschenrechtskommission in den Ruhestand trat, wurde Krüger sein Nachfolger. "Wir waren 150 Leute, die dort arbeiteten. In meiner Zeit hatten wir ein paar große Verfahren", erinnert er sich. So wurde vor der Kommission das Verfahren Irland gegen Großbritannien verhandelt, in seine Amtszeit fiel aber auch die Klage der fünf Staaten gegen die Türkei. "Wir erzielten damals einen Vergleich und viele Häftlinge wurden entlassen", nennt Krüger einen Erfolg. Wichtiger für ihn war allerdings, dass die Türkei als eine der Folgen aus dem Verfahren das Individualbeschwerderecht anerkannte. "Und sie war damals schon Mitglied der europäischen Menschenrechtskommission", betont Hans Christian Krüger.

Als der europäische Gerichtshof für Menschenrechte eingerichtet wurde, plädierte auch Krüger für die Auflösung der Kommission: "Es hätte sonst nur Doppelverfahren gegeben, der Gerichtshof war die bessere Einrichtung."

Seine europäischen Jahre waren damit nicht abgeschlossen: Von 1997 bis 2002 war er der stellvertretende Generalsekretär des Europarates in Straßburg. "Ich wurde von den Briten vorgeschlagen", erläutert Krüger das Prozedere. "Ich hatte zwar einen Gegner, wurde aber gewählt. Ich habe mich viel mit Fragen der Justiz beschäftigt in meiner Amtszeit." Ein letztes Überbleibsel: Er ist auswärtiges Mitglied der Immobilienkommission in Nordzypern.

Mit 67 Jahren beschloss er, seine Karriere im Europarat zu beenden. In den Ruhestand ging er nicht: Zehn Jahre war er Rechtsanwalt in Straßburg, sein Spezialgebiet waren die Menschenrechte. Nicht ohne Ironie sagt er: "Ich habe einige Fälle vor den europäischen Gerichtshof gebracht, ich habe aber nie gewonnen."

Seit einiger Zeit ist er Mitglied der Bürgerstiftung Kehl. Der Kontakt kam über einen Rotarierbruder zu Stande: "Dr. Kristian Kuntz hatte mir das schon lange vorgeschlagen. Ich finde, die Bürgerstiftung ist eine sehr gute Initiative." Dass er als Straßburger eine Stiftung für die Bürger einer anderen Stadt unterstützt, empfindet er nicht als verwunderlich. "Finden Sie nicht, dass Kehl und Straßburg irgendwie zusammengehören, obwohl es eigenständige Städte sind?" Christina Großheim

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