Der Lahrer Stadtpark ist seinem Stifter treu geblieben
Freundeskreis kümmert sich um grünes Erbe von Christian Wilhelm Jamm

Tulpenblüte um die Villa Jamm | Foto: Richard Sottru
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Lahr (djä). Was sind schon 20 Jahre für einen Baum? Hier im Lahrer Stadtpark wachsen die ältesten seit 1860. Unter ihnen ist bereits Christian Wilhelm Jamm spaziert. Sein Name ist mit dem Park verwurzelt wie die Bäume. Jamm, der in Lahr geboren und durch den Handel mit Seidenstoffen in Havanna vermögend geworden war und der sich nach seiner Heimkehr eine Villa mit einem Teich, zwei Orangerien, diverse Nebengebäude und einen wundervollen Park darum erbauen ließ. Als er 1875 starb, erbte die Lahrer Bürgerschaft zu ihrem großen Erstaunen sein Gesamtvermögen. Unter der Auflage, dass die Stadt den Park "in einem guten Stand zu halten habe", war dieser fortan ein Stadtpark für alle. Seither haben die Lahrer ein ganz besonderes, oft inniges Verhältnis zu "ihrem" Stadtpark. Die Alteingesessenen kennen ihn von Kindesbeinen an und spätestens, wenn sie selbst Kinder haben, entdecken sie ihn wieder neu. Zugezogene Lahrer bauen ihre eigene Vertrautheit mit dem Park auf, weil er ihnen mit seinen vielfältigen Bereichen und seiner gelassenen Ruhe das Wohlfühlen so leicht macht. Das Erstaunliche daran: Die Parklandschaft wirkt heute noch so, als ob Jamm sie eben gerade verlassen hätte. "Das ist so gewünscht. Obwohl sich natürlich seither viel verändert hat und weiterhin verändert. Trotzdem wirkt die Stadtparklandschaft, als ob immer alles so gewesen sei", sagt Richard Sottru. Er ist Geschäftsführer des 1988 gegründeten "Freundeskreis Lahrer Stadtpark e.V.", der die Stadt Lahr beim Erhalt und der Entwicklung des grünen Erbes unterstützt. Rund 900 Mitglieder hat der Verein derzeit. Da der Stadtpark unter die Verwaltung der Abteilung "Grün und Umwelt" der Stadt Lahr fällt, ist Sottru als Abteilungsleiter auch beruflich für den Park zuständig.

Wer den Lahrer Stadtpark regelmäßig besucht und sich umschaut, dem entgehen die Veränderungen nicht. Würde der Besucher in einer Zeitreise 20 Jahre zurück gehen, würde er beispielsweise vor der eben fertiggestellten Rhododendronanlage stehen. In der Gegenwart kann man sich kaum vorstellen, dass sie nicht schon immer da war. 1999 würde sich vor seinen Augen die Neugestaltung der Grotte oberhalb des großen Teichs vollziehen und seltene Ahornarten daneben angepflanzt werden. Die Hortensienanlage entstünde im Jahr 2003. Wegebeläge änderten sich, die Beleuchtung würde vervollständigt, Brunnen erneuert, der Seerosenteich mit dem "Flötenspieler" angelegt.
Für die Kinder kamen in den vergangenen zwei Jahrzehnten viele Spielgeräte wie die Anlage "An der Mauer auf der Lauer" dazu. Manche Projekte wurden in Zusammenarbeit von Stadt und Freundeskreis in Angriff genommen. Zahlreiche Spenden und Stiftungen ermöglichten es, besondere Dinge zu verwirklichen zu nehmen wie das große Pflanzenlabyrinth 2010 oder die Erneuerung der Sitzbänke. Andere Dinge sind geblieben wie das Schaukel-Krokodil im Spielbereich. Diese Dinge haben einen Wiedererkennungswert bei den Besuchern. "Das kennen sie aus ihrer Kinderzeit", sagt Reinhard Teufel, Vorsitzender des Freundeskreises. Der Park vermittelt Kontinuität in einer Zeit, die schnelllebig und hektisch geworden ist. "Er ist nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch der Kontemplation", wissen Teufel und Sottru. Deshalb wird seine Entwicklung behutsam vorgenommen. 2011 gab es dazu einen Workshop. Dort wurde herausgearbeitet, wie es mit dem Stadtpark weitergehen soll, damit er seinen Charakter bewahrt, für die Besucher weiterhin attraktiv bleibt und zugleich den Anforderungen der modernen Welt gerecht wird. Mit den neuen Tiergehegen für die Affen und Erdmännchen wurde beispielsweise dem Tierschutz und baurechtlichen Vorschriften Rechnung getragen. In der derzeit leerstehenden Villa Jamm soll im Frühjahr 2018 eine Ausstellung dem Mann gewidmet sein, dem die Lahrer ihren Park zu verdanken haben. Sein Park ist ein Forum über weit mehr als zwei Jahrzehnte und soll ganz in seinem Sinne so weiterleben.

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