800 Jahre Mahlberg
Fleißige Näherinnen sorgen für historische Gewandung

Bürgermeister Dietmar (hinten rechts) stattete den fleißigen Näherinnen einen Besuch ab. | Foto: mam
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Mahlberg (mam). In Mahlberg laufen die Vorbereitungen für das 800-jährige Stadtjubiläum auf Hochtouren und auch die Nähmaschinen rattern und rattern. Schon im Februar vergangenen Jahres wurde im Obergeschoss des ehemaligen Pfarrhauses eine Nähstube eingerichtet, um dort für zeitgerechte Kostüme zu sorgen, mit Cheforganisatorin Christa Jäger an der Spitze.

Von anfänglich sechs Damen der durchweg ehrenamtlichen Näher-Helferschar hat sich die Zahl des Schneider-Teams auf mittlerweile 16 erhöht, plus „Außenstelle“ des Musikvereins mit noch mal acht Näherinnen zusätzlich. Es geht nämlich darum, für das fulminante sommerliche Jubiläumswochenende sämtlich teilnehmende Mahlberger und Orschweierer Vereine zügig mit authentischen, zeitgerechten Kostümen zu versorgen. Ob mittelalterlich höfische Pracht-Tracht, Bauernarmut im 30-jährigen Krieg, Klostergründung oder Badische Revolution 1848/49: Da bleibt kein Jahrhundert unbekleidet. Sämtliche Vereine werden in insgesamt 13 geschichtsträchtigen Themenhöfen über die Epochen entsprechend zeitgemäß angezogen auftreten, bis hin zu Waschfrauen noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, Wein- und Tabakbauern sowieso.

Drum trifft man sich wöchentlich im Pfarrhaus, es werden eingekaufte, aber zur Hälfte auch privat oder vom Europapark gespendete Stoffe zugeschnitten, Bettlaken gefärbt, schließlich heftig endgebügelt und zuvor Biesen, Rüschen und Knöpfe angenäht. Das alles nach selbst erarbeiteten historischen Vorlagen, denn es soll ja historisch exakt passen. Mahlbergs Bürgermeister Dietmar Benz brachte vor wenigen Tagen, noch modern gekleidet, extra einen Kuchen vorbei, um damit seinen Zwischendank an die Nähstube zu bekunden. Alle fertigen Stoffprodukte sammeln sich auf mittlerweile recht knapp gewordenen Kleiderständern.

Genau 488 Kostüme über alle Jahrhunderte hinweg waren bislang nach akribischer Liste bestellt, zwei Drittel davon sind nun fertig. Christa Jäger hat keine Sorge, dass auch der Rest zeitig genug die Nähstube verlässt. Wer noch ein Einzelkostüm bestellen möchte oder private modische Tipps von 1218 bis (fast) heute braucht, kann sich drum getrost weiterhin an Jäger oder das Mahlberger Rathaus wenden. Die Näh-Kapazitäten reichen für alle interessierten Bürger, um beim städtischen Jubiläum in zünftiger Kleidung aufzutreten – vom Kind bis zu Großvater oder -mutter, über 800 Geschichtsjahre verteilt.

Vom 21. bis 23. Juli wird das kleine Stauferstädtchen am Rande seines schon von Kelten und Alamannen besiedelten, auch von römischen Militärtruppen besetzten Vulkankegels seine urkundlich belegte Existenz ausführlich feiern. Das allerdings mangels verschwundener Originalurkunde bloß mit belegtem Besuch des ehedem sizilianischen Stauferkaisers Friedrich II. Der hatte zweifelsfrei im Jahr 1218 Mahlberg bei internationalem Reisestopp als römisch-deutsches Oberhaupt des christlichen Abendlandes samt Hofgefolge auf der trutzigen Burg bewohnt und dabei höchstvermutlich erste Stadt- und Marktrechte verliehen. Die sind allerdings erst fünf Jahre später zweifelsfrei beurkundet, im damaligen Streit mit Ettenheim. Den anstehenden Feierlichkeiten in Mahlberg wird diese Tatsache aber sicherlich keinen Abbruch tun.

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