Neue Formen für Senioren: von Wohngemeinschaften bis Gastfamilien
Es muss nicht immer das klassische Pflegeheim sein

Oftmals sind alternative Wohnformen für Senioren günstiger als die Unterbringung in einem Pflegeheim.  | Foto: Foto: Astrid Götze-Happe/pixelio.de
  • Oftmals sind alternative Wohnformen für Senioren günstiger als die Unterbringung in einem Pflegeheim.
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Ortenau. Bis zum Lebensende in den eigenen vier Wänden bleiben – das wünschen sich wohl die meisten.
Doch wenn man einmal nicht mehr alleine zurechtkommt und auf fremde
Hilfe angewiesen ist, bleibt oft nur der Weg ins Pflegeheim. Immer mehr
Menschen entscheiden sich aber schon frühzeitig für eine alternative
Wohnform. Am bekanntesten und auch am meisten verbreitet ist das
Betreute Wohnen. Immer mehr im Kommen sind allerdings neue Formen wie
das Betreute Wohnen in Gastfamilien, Senioren-Wohngemeinschaften oder
Mehrgenerationenhäuser. 

Seit 2008 gibt es in der Ortenau das Projekt „Herbstzeit – Betreutes Wohnen für alte Menschen in Familien“.
„Wir sind eine Alternative zum Pflegeheim, nicht zum Betreuten Wohnen“,
betont Geschäftsführerin Heike Schaal. In den Gastfamilien werden
Menschen, die nicht mehr selbstständig leben können, nach ihren
Bedürfnissen individuell und familienbezogen betreut. „Das kann nach
einem Schlaganfall, bei Demenz oder nach einer Beinamputation sein“, so
Schaal. Man decke das ganze Spektrum ab, vom jungen
Schlaganfallpatienten bis hin zum alten und schwer demenzkranken
Menschen. Zwischen 40 und 45 Bewohner hat „Herbstzeit“ derzeit in
unterschiedlichen Familien im Ortenaukreis.

„Unsere Familien haben oft schon Pflegeerfahrung, etwa weil sie selbst bereits
Familienangehörige gepflegt haben oder aus einem Pflegeberuf kommen. Das
ist aber keine Voraussetzung, da man einen Pflegedienst mit ins Boot
holen kann“, erklärt Heike Schaal. Ganz unterschiedlich sind die
Gastfamilien aufgestellt: mit Kindern, Paare oder alleinstehend. „Die
Voraussetzung ist, dass der Pflegebedürftige mindestens ein eigenes
Zimmer hat“, so Schaal. Wichtig sei, dass die Chemie zwischen beiden
Parteien stimme. „So steht am Anfang ein Kennenlernen und dann ein
Probewohnen.“

Die Senioren-Wohngemeinschaft „Stadtblick“ in Lahr beispielsweise gibt es seit 2011. Elf Personen leben hier, betreut
werden sie rund um die Uhr vom Pflegedienst Sannert, der die
Wohngemeinschaft organisiert und leitet. „Wir sind für die Pflege und
die hauswirtschaftliche Versorgung zuständig, ansonsten lebt die
Wohngemeinschaft selbstorganisiert“, erklärt Bernd Sannert. In dem Haus
im Industriehof haben alle elf Bewohner in der 400 Quadratmeter großen
und ebenerdigen Wohnung ein eigenes Zimmer, das mit eigenen Möbeln und
Bildern eingerichtet ist. Wohnzimmer, Küche, Bäder und Toiletten werden
gemeinsam genutzt. Die Bewohner stammen allesamt aus dem Lahrer Raum.
Das soll auch so bleiben, darauf hat sich die Wohngemeinschaft
verständigt.

„Das Schöne ist, dass in dem Haus auch Familien mit Kindern wohnen, so dass die Wohngemeinschaft keinen Charakter von einem
Pflegeheim hat“, betont Sannert. Die Nachfrage nach WG-Plätzen sei sehr
groß, Anfang kommenden Jahres will Sannert weitere Wohngemeinschaften
anbieten. „Die Bewohner leben wie in einer großen Familie zusammen.
Hinzu kommen bei Ausflügen und Unternehmungen die eigenen
Familienangehörigen“, berichtet Bernd Sannert. Ob Pflegestufe eins oder
drei – hier findet Platz, wer will. „Die Bewohner können auch bis zu
ihrem Tod hier bleiben und müssen nicht irgendwann in ein Pflegeheim
wechseln.“

Das Mehrgenerationen-Wohnprojekt in Offenburg am Bürgerpark hat zum Ziel, dass sich Jung und Alt gegenseitig unterstützen
und jeder seine Fähigkeiten einbringen kann. Gegenseitige Toleranz und
Respekt sind dabei die Grundbedingungen.

Autor: Daniela Santo

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