Imkerverein Achern vermittelt am Bienenlehrstand wichtiges Wissen zu den Honigproduzenten
Wo Nachwuchsimker den Umgang mit Bienen lernen

Im Magazin bauen Bienen ihre Waben, in denen der Honig gelagert wird. | Foto: Anne Siefermann
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  • Im Magazin bauen Bienen ihre Waben, in denen der Honig gelagert wird.
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Achern-Oberachern. Jeden zweiten Samstag treffen sich rund 15 bis 20 Imkerneulinge am
Bienenlehrstand im Oberacherner Wald. Sie bilden einen Stuhlkreis vor
der kleinen Vereinshütte, in der die geflügelten Arbeiterinnen fleißig
an den Waben bauen. In der Mitte sitzt Ernst Kafka, erster Vorsitzender
des Imkervereins Achern, der über Krankheitsbehandlungen bei Bienen
spricht, dem Thema der heutigen Lehrstunde. Ehrenamtlich engagiert sich
der erfahrene Imker für den fachgerechten Umgang mit den „Mädels“, wie
er die Bienen gerne nennt. Eltern mit ihren Kindern, junge Erwachsene
oder langjährige Honigproduzenten kommen zusammen, um sich
auszutauschen, Fragen zu stellen oder sich aufklären zu lassen. Unter
den Lehrlingen sitzt Markus Vater aus Waltersweier, denn er möchte Imker werden.

„Schon seit zehn Jahren plane ich, Bienen zu halten, und habe mich seither intensiv in das Thema eingelesen, aber keinen gefunden, der mir zur Hand geht“, erzählt Markus Vater, hauptberuflicher
Servicetechniker, von seinem Wunsch. Ohne fachmännische Betreuung kam
die Bienenhaltung für den Familienvater nicht in Frage. Erst als er vom
Imkerverein Achern erfuhr, stand fest: Jetzt kann es losgehen.

Am Lehrbienenstand ist jedermann willkommen und je mehr Menschen mit dem
Wunsch Bienen zu halten, an den Lehrrunden teilnehmen, desto
wahrscheinlicher ist es, dass das Bienenvolk stark genug wird, um zu
überleben. Voraussetzungen zur Bienenhaltung gibt es nämlich keine.
Jeder könnte sich die  Insekten besorgen und dann in seinem Garten oder
rein theoretisch sogar auf dem Balkon halten. Weder bedarf es einer
speziellen Ausbildung, noch einer Genehmigung, erklärt
Vereinsvorsitzender Kafka. Lediglich eine Anmeldung beim Landratsamt
oder genauer, dem Veterinäramt, sollte gemacht werden. Hintergrund ist
der Seuchenschutz: Erkrankte Bienenvölker, die gemeldet sind, können
dadurch schneller lokalisiert und dementsprechend behandelt werden.

Umfangreiches Wissen rund um die Lebensweise der Tiere sollte man sich unbedingt
aneignen, denn zur Imkerei gehört mehr als nur die Honigproduktion. Ein
Imker beschäftigt sich darüber hinaus mit der richtigen Haltung der
Bienen und achtet insbesondere auf deren stetige Vermehrung. „Am
aufwendigsten ist die Jungvolkaufzucht und die Schädlingsbekämpfung“, so
Bienenexperte Ernst Kafka. Vor allem die Varroa-Milbe bereitet den
Imkern große Sorge, denn sie befällt die Brut und schwächt das gesamte
Volk. Seit 1981 beschäftigt sich Ernst Kafka schon mit Bienen und
besitzt selbst 30 Völker, die in seinem Garten in Großweier beheimatet sind.

So weit ist Markus Vater natürlich noch nicht. Drei Wirtschaftsvölker – die Bienen, die Honig produzieren – sind es mittlerweile, aber er hat auch gerade erst angefangen: „Die
Honigproduktion ist erst einmal nur zum Eigenbedarf gedacht, wenn es
dann irgendwann mehr wird, überlege ich mir, was ich damit mache.“ Im
ersten Jahr steht die Aufzucht im Vordergrund, erst danach kann der
Jungimker mit der Honigproduktion beginnen. Er ist zuversichtlich, dass
seine Bienen den Winter gut überstehen werden.

Die arbeitstüchtigen Insekten fordern nicht allzu viel Zeit ein. „Zweimal in
der Woche kümmere ich mich um meine Bienen, das reicht bereits aus“,
erzählt der 32-jährige „Imkerlehrling“. Denn die Bienen kümmern sich um
alles selbst, nur gegen Schädlinge sind sie machtlos. Markus Vater wohnt
direkt am Wald, da fällt es den nektarsammelnden Flugtieren nicht
schwer, genügend Nahrung zu finden. Ein bisschen Unterstützung gibt es
zu Beginn trotzdem: Mit Zuckerwasser wird das neu gegründete Volk
zusätzlich gefüttert. Anfangs gehe die Imkerei aber „ganz schön ins
Geld“, da einiges an Zubehör gekauft werden muss. Elementar ist die vom
Imker verwendete künstliche Behausung, die sogenannte Beute oder auch
Magazin, worin die Bienen ihre Waben bauen, die Brut aufziehen und den
Honig sammeln.

Angst vor den Insekten mit dem giftigen Stachel hat der Jungimker keine. Sein zweijähriger Sohn kann weiterhin unbekümmert im Garten spielen, denn von den Bienen geht keinerlei Gefahr
aus. „Bienen sind von Natur aus friedlich“, versichert auch Ernst
Kafka, der gerne sein Enkelkind mit zu den Bienen nimmt. In Kafkas Auto
fahren oft einige Hundert Bienen in einem Behältnis mit, manche fliegen
im Innenraum. Gestochen wurde er nach eigener Aussage so bisher noch nie.

Für Markus Vater ist mit der Imkerei ein Traum in Erfüllung gegangen und mit dem Imkerverein Achern hat er endlich den richtigen Ansprechpartner für all seine Fragen gefunden: „Man nimmt seine Umgebung ganz anders wahr. Plötzlich fällt einem auf, wie viele Bienen es
tatsächlich gibt.“

Autor: as

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