Russlanddeutsche fühlen sich „zu Unrecht in ein schlechtes Bild gerückt“
Distanzierung und eine Demo der Partei „Die Einheit“

Demo gegen Flüchtlingspolitik auf dem Lahrer Rathausplatz: OB Müller hatte zeitweise einen schweren Stand. | Foto: enba
  • Demo gegen Flüchtlingspolitik auf dem Lahrer Rathausplatz: OB Müller hatte zeitweise einen schweren Stand.
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Lahr/Offenburg. Vielfältige Reaktionen auf die Vorkommnisse während einer Demonstration vornehmlich von Russlanddeutschen gegen die Flüchtlingspolitik am 24. Januar auf dem
Lahrer Rathausplatz: Der Verein „Bürger Aktiv Lahr“ sowie die
Landsmannschaft der Deutschen aus Russland meldeten sich zu Wort, und
ein Fernsehteam des ZDF begab sich nach Lahr. Im Mittagsmagazin, einer
gemeinsamen Sendung von ARD und ZDF, wurde ein längerer Beitrag
ausgestrahlt, unter anderem mit OB Müller im Gespräch mit Bürgern im
russlanddeutsch geprägten Wohngebiet Kanadaring.

Unterdessen bahnt sich eine weitere Demonstration mit ähnlicher Stoßrichtung in
Offenburg an. Eine solche hat für Fasentsonntag, 7. Februar, nach
Angaben der Stadt Alexej Simon für die Partei „Die Einheit“ angemeldet.
Thema: „Mehr Schutz und Sicherheit für Kinder und Frauen in
Deutschland.“ Gleichzeitig soll es von 13 bis 16.30 Uhr vor dem Rathaus
eine von Yannik Hinzmann angemeldete Gegenkundgebung unter dem Motto
„Ortenau bleibt stabil – gegen Asylrechtsverschärfung, Rassismus und
Sexismus“ geben. Laut Oberbürgermeisterin Edith Schreiner rechnet „Die
Einheit“ mit 500 Teilnehmern, die Gegendemo will 250 Demonstranten
mobilisieren. Schreiner gestern: „Da es eine Parteiveranstaltung ist,
wird die Stadt Offenburg die gebotene Neutralität walten lassen.“

Derweil legen der Verein „Bürger Aktiv Lahr“ und die Ortsgruppe der
„Landsmannschaft der Deutschen aus Russland“ darauf Wert, dass sie die
unangemeldete Kundgebung am 24. Januar weder mitorganisiert noch
unterstützt hätten. Die Kundgebung, wird in einer gemeinsamen
Stellungnahme betont, habe „die öffentliche Wahrnehmung der Deutschen
aus Russland in der Region Lahr zu Unrecht in ein schlechtes Bild
gerückt“. Die Demonstranten auf dem Rathausplatz seien „nicht
repräsentativ für die rund 11000 in Lahr lebenden Deutschen aus
Russland, die sich mittlerweile sehr gut integriert haben, in Lahr
heimisch geworden sind und sich zwischenzeitlich überwiegend als Lahrer fühlen“.

Wie Hilda Beck, Vorsitzende von „Bürger Aktiv“, und Waldemar Held, Vorsitzender der Landsmannschaft, betonen, setzten sich die beiden Vereine „schon seit vielen Jahren sehr engagiert für ein gutes und gelingendes Miteinander von Lahrern und Zugewanderten ein“.
Die Stadt habe „unter Mitwirkung aller am Integrationsprozess
Beteiligten das Miteinanderleben der Menschen unterschiedlichster
kultureller Herkunft durch eine Vielzahl von passgenauen Maßnahmen stets
unterstützt und gefördert“. „Wir werden uns“, so die beiden
Vorsitzenden, „auch weiterhin mit aller Kraft für ein friedvolles,
glückliches und solidarisches Miteinander aller Lahrer
Bevölkerungsgruppen unabhängig von ihrer Herkunft und Religion einsetzen
und erteilen Vorurteilen gegenüber Fremden und allen
Diskriminierungstendenzen eine entschiedene Absage.

Autor: Norbert Rößler

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