Sorge um Wandertourismus auf dem Westweg wegen Windrädern
„Aushängeschild des Schwarzwalds bedroht“

Der Aufstieg zur Burg Husen in Hausach markiert den Beginn von Etappe 7 des Westwegs, der bei Schwarzwaldtouristen sehr beliebt ist – noch.  | Foto: Foto: Siefermann
  • Der Aufstieg zur Burg Husen in Hausach markiert den Beginn von Etappe 7 des Westwegs, der bei Schwarzwaldtouristen sehr beliebt ist – noch.
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Hausach. Schwarzwaldverein, Schwarzwald Tourismus und „Westwegfonds“ – Gemeinden, die in Maßnahmen
zur Qualitätssteigerung des Weges investieren – sind mehr als besorgt um
die Zukunft der bekannten Touristenattraktion und dem damit verbundenen
Fremdenverkehr in der Region. Denn durch den Bau weiterer
Windkraftanlagen könnte der 125 Jahre alte Fernwanderweg, der über 280
Kilometer von Pforzheim nach Basel verläuft, seine Zertifizierung als
Qualitätsweg verlieren.

„Der Westweg ist das Aushängeschild für den gesamten Schwarzwald“, betonte Christopher Krull, Geschäftsführer
der Schwarzwald Tourismus GmbH, auf einer Pressekonferenz. Rund 600 bis
700 Gruppenbuchungen gebe es pro Jahr. „Es kann nicht sein, dass die
Windkraft den Tourismus verdrängt“, empörte sich Krull, da 25 Prozent
der Gäste angaben, den Schwarzwald bei anhaltendem Zubau durch Windräder
nicht mehr besuchen zu wollen. Die bestehenden und geplanten
Windkraftanlagen im Mittleren Schwarzwald sind auch Georg Keller,
Präsident des Schwarzwaldvereins, ein Dorn im Auge. „Der Schwarzwald
wird sein Gesicht verändern und sein Ansehen wird Schaden nehmen. Wir
sehen eine gewaltige Beeinträchtigung und Gefährdung des Weges“, sagte
er. Zum Atomausstieg würde sich der Verein bekennen und die Windkraft an
sich befürworten. „Allerdings nur da, wo es möglich ist“, so Keller.
Hausachs Bürgermeister Manfred Wöhrle, der auch Vorsitzender des
„Westwegfonds“ ist, verwies auf das nicht ausgeschöpfte Potential der
Wasserkraft. Ihm sei bewusst, dass es auch hier Gegenstimmen gebe,
trotzdem seien Wasserkraftwerke weniger „landschaftsschädigend“.

Dass es durchaus Möglichkeiten gebe, beides zu vereinen, werde am Beispiel
Österreich deutlich. Dort sind, Keller zufolge, Betreiber dazu
verpflichtet, ihre Windräder technisch so auszustatten, dass im Winter
kein Eiswurf durch die sich drehenden Rotorblätter entstehen kann. In
Deutschland bestehe diese Pflicht nicht. Zudem gebe es in Österreich ein
Ampelsystem, das Wanderer bei Eiswurfgefahr warne. So wären
Vollsperrungen der Wege im Bereich der Windräder, wie ein TÜV-Gutachten
hier für die Zeit von Oktober bis April verlange, nicht notwendig.
„Unsere Argumente finden kein Gehör“, beschwerte sich Keller mit Blick
auf das Schreiben an Ministerpräsident Kretschmann und die
Landesministerien, in dem die Gruppe die Lage erklärt und Alternativen
aufgezeigt hatte.

Werner Hillmann, Vizepräsident des Schwarzwaldvereins, mahnte, dass man sich im Wettbewerb mit anderen Mittelgebirgen befände und man weiterhin ganz vorne dabei sein müsse.
Deswegen forderte er eine Beteiligung der Kommunen am
Entscheidungsprozess in den Regional- und Flächennutzungsplänen. Die
Vertreter wollen nun die Landtagswahl abwarten, um sich erneut an die
Regierung zu wenden.

Autor: Anne Siefermann

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