Betrieb Solawi-Erntezeit
Solidarisch organisierte Landwirtschaft ist gefragt

Der SoLaWi-Acker in Oberschopfheim  | Foto: "SoLaWi"
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Neuried (tf). Seit einigen Jahren gibt es in Offenburg den Verein "SoLaVie". Die Erzeugung biologischer, regionaler und saisonaler Lebensmittel ohne den Einsatz von synthetischen Düngemitteln, Pestiziden und Gentechnik ist einer der Hauptpfeiler der Idee. Die Stärkung des regionalen Wirtschaftskreislaufs, der Erhalt von Sortenvielfalt und Bodenfruchtbarkeit, ebenso wie der Beitrag zu einer vielfältigen Landschaft und zum Schutz der Tierwelt sind weitere Grundideale. Zu guter Letzt steht die Verringerung der Lebensmittelvernichtung, indem auch normwidriges Gemüse verwertet wird, auf dem Plan. Zum bestehenden Verein hat sich in Neuried ein neues Mitglied der Solidarischen Landwirtschaft gegründet: Solawi-Erntezeit.

Jungpflanzen werden selbst gezogen

Der wichtigste Unterschied liegt darin, dass Solawi-Erntezeit ein landwirtschaftlicher Betrieb und kein Verein ist. Auf dem Dundenheimer Acker wird alles Gemüse, auf dem Acker in Oberschopfheim Kartoffeln, Kürbis, Melonen, Tomatillos und Yacon angebaut. Bei Solawi-Erntezeit setzt man auf samenfeste Sorten. Aus diesem Grund werden die Jungpflanzen auch alle selbst gezogen. "Uns liegt sehr viel am Geschmack und weniger an großem Ertrag der Pflanzen", erklärt Angelika Weber, die Inhaberin des Betriebes. Die Hauptidee hinter einer Solawi ist, dass die Ernteabnehmer nicht einzelne Produkte kaufen, sondern sie teilen sich die Kosten für die gesamte Produktion eines landwirtschaftlichen Betriebes. Im Gegenzug erhalten sie entsprechende Anteile des Ernteertrages, werden über Abläufe informiert und dürfen dabei mitreden, was alles angebaut und produziert werden soll. Auch dürfen sie beim Anbau gerne mithelfen und sich in Arbeitsabläufe einbringen.

"Gläserne Transparenz"

"Wir haben eine gläserne Transparenz was unseren Anbau und auch Kosten betrifft. Das bedeutet, dass unsere Ernteabnehmer oder Interessierte jederzeit in unsere Ackerdokumentation schauen können", erläutert Weber. Für Oktober ist ein Treffen mit den Ernteabnehmern geplant, bei dem das abgelaufene Geschäftsjahr besprochen und über Änderungen diskutiert werden soll. Zudem gibt es ein Frühjahrs- und Herbstfest und während dem Erntejahr einen reger Austausch. Auch dürfen sie beim Anbau mithelfen und sich in Arbeitsabläufe einbringen. "Wir wollen maximal 25 Ernteabnehmer mit gesundem Gemüse versorgen“, so der zweite Gründer, Werner Latussek.

Um die Qualität des Bodens zu erhalten und zu verbessern, wurde ein Drittel der verfügbaren Fläche mit unterschiedlichen Gründüngungen eingesät, um aktiv das Bodenleben zu unterstützen. Auch wenn eine Kultur abgeerntet ist und der Bereich erst später wieder gebraucht wird, kommt Gründüngung drauf, weil sich die Bodenlebewesen sonst immer tiefer zurückziehen.

Verzicht von schwerem Gerät

"Auch der Anbau unter Mulch, den wir bei jeder geeigneten Kultur vornehmen, wirkt dem entgegen und erhöht die Feuchtigkeit im Boden, was auch wieder für deutlich mehr Würmer sorgt“, so die Gemüse-Gärtnerin. Aus diesem Grund verzichtet Solawi-Erntezeit auch auf schweres Gerät. "Ein Traktor ist für uns Tabu, weil wir der Bodenverdichtung entgegen wirken und so schonend wie möglich arbeiten wollen", erläutert Latussek. Auch auf Bewässerungssysteme wird verzichtet und ausschließlich mit der Gießkanne oder dem Schlauch direkt an der jeweiligen Kultur gegossen.

Für einen wöchentlichen Kostenanteil von 20 Euro erhalten die Ernteabnehmer ab Mai bis Mitte/Ende Februar einen wöchentlichen Gemüsekorb, der für zwei Personen reicht. Der jährlich kündbare Vertrag läuft immer von Mai bis Dezember. Januar und Februar müssen nicht bezahlt werden, da es Anfang Mai nur eine begrenzte Auswahl an Ertrag gibt. Weitere Infos gibt es unter www.solawi-erntezeit.eu.

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