Kretschmann zwischen Holz und Griebenschmalz

„Kretschmann läuft“ – unter diesem Motto wandert Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Rahmen seiner Sommertour durch Baden-Württemberg.
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Nordrach. Wandern rückt immer stärker wieder in den Fokus, so auch beim Ministerpräsidenten
Winfried Kretschmann, der seit vergangener Woche in Baden-Württemberg
auf des Schusters Rappen unterwegs ist. Wenngleich viele Wanderer ihr
angestrebtes Ziel kennen, ist doch die Strecke gar nicht so sehr
festgelegt, wie man meint. So erging es dem Landesvater dann am
gestrigen Dienstag, dass der Weg ein anderer war als geplant. Die
Nordracher haben es verschmerzt, dass die Wanderung auf der Sommertour
des Ministerpräsidenten eineinviertel Stunden später los ging als
geplant. Die Besichtigung des Sägewerks Echtle hatte gar eindreiviertel
Stunden später begonnen.

„Morgens wandern wir immer privat“, erklärte Winfried Kretschmann bevor er das Schlussstück seiner Wanderung
in Nordrach vom Sägewerk in Richtung Dorf in Angriff nahm, dann wieder
mit Ehefrau Gerlinde gemeinsam. Am Dienstagmorgen war der
Ministerpräsident nicht gewandert, vielmehr war er mit dem Auto nach
Karlsruhe gefahren und hatte dort alle drei Unterkünfte der
Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge besichtigt. Gerlinde
Kretschmann wanderte inzwischen ohne ihren Gatten, der verpasste somit
auch sein geplantes Mittagsvesper auf dem Haas-Hof auf dem Kohlberg am
Nordracher Obstbrennerweg. Dort musste zum Beispiel auch Unternehmer
Erwin Junker auf den ersten Mann im Land verzichten.

„Schon am Montagmorgen habe ich zwei Stunden telefoniert“, sagte Kretschmann.
Thema waren die Flüchtlinge im Land. Dieses Themas nahm er sich gestern
Vormittag in Karlsruhe persönlich an. Demnach müsse sich das Land auf
annähernd 100.000 Flüchtlinge einstellen. Derzeit gibt es in
Baden-Württemberg 7000 reguläre Plätze in den Erstaufnahmeeinrichtungen.
Hinzu kommen 4000 sogenannte Bedarfs- und Notplätze. Allerdings werden
die Unterkünfte von rund 17.000 Menschen bewohnt. „Wir nehmen jeden
Platz, den wir bekommen können“, sagte Kretschmann. Auf dem Weg von
Karlsruhe nach Nordrach blieb der Ministerpräsident dann auch noch in
einem Stau auf der A5 stecken, der durch einen Unfall verursacht wurde.
Der Zeitplan war nicht zu halten.

In der Zwischenzeit verpflegte Antonia Haas die wartenden Gäste der Sägewerksbesichtigung mit
Griebenschmalzbroten, auch die Wanderer, die mit Kretschmann ins Dorf
marschieren wollten, stoßen irgendwann dazu. Zum Verkürzen der Wartezeit
gab es für die Schicksalsgemeinschaft eine Führung durch das Sägewerk.

Und dann war der Ministerpräsident da, ließ die Schmalzbrote aber links
liegen: Manuel Echtle skizzierte sein Unternehmen, das Qualitätsholz
verarbeitet, Fichte und Tanne. 45.000 Festmeter werden im Jahr
verarbeitet. 40 Prozent gehen in den Export. Echtle zeigte
Besonderheiten, wie die Totenbrettchen, die Japaner einmal im Jahr auf
das Grab ihrer Verstorbenen stellen. „Haben die in Japan kein Holz“,
erkundigte sich Kretschmann, der so erfuhr, dass es an den
Qualitätsansprüchen liegt. Jene können in Nordamerika nicht mehr
gänzlich erfüllt werden. Echtle exportiert rund 1,5 Millionen jener
Totenbretter nach Japan, die dort von Mönchen beschriftet werden.

Am Ende nimmt sich Winfried Kretschmann noch kurz für die Presse Zeit. Er
glaube nicht, dass das Thema Flüchtlinge die Wahl im Land entscheiden
könne. Wenn sich die demokratischen Parteien in dieser Sache nicht
auseinanderdividieren lassen würden, denn die Bevölkerung stehe
dahinter. Dann schritt Winfried Kretschmann voran und bei der Wanderung
ins Dorf beantwortete er noch viele Bürgerfragen.

Autor: Daniel Hengst

„Kretschmann läuft“ – unter diesem Motto wandert Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Rahmen seiner Sommertour durch Baden-Württemberg.
Nordrachs Bürgermeister Carsten Erhardt (von links) im Gespräch mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann, dessen Frau Gerlinde (im Vordergrund), und Sägewerksbetreiber Manuel Echtle.  | Foto: Fotos: dh

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