Schlagzeilen trächtiges "Heli-Banking" eines Trios bei der Sparkasse Offenburg
Alles war spektakulär: Banküberfall und Verhaftung

Die Stadtanzeiger-Schlagzeile 1997 zu Banküberfall und Verhaftung der Täter. Foto:rek
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Offenburg (rek). Seit einigen Tagen steht das Sparkassen-Gebäude an der Gustav-Rée-Anlage nicht mehr. Die zukünftige Einkaufsgalerie wird dort gebaut. Dabei war der ehemalige Hauptsitz des Offenburger Geldinstituts einmaliger Tatort eines Banküberfalls aus der Luft. "Spektakulärer Banküberfall war spektakulär schnell aufgeklärt" lautete im Januar 1997 die Schlagzeile im Stadtanzeiger.

Die Tat selber hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, Offenburgs Oberstaatsanwalt Jürgen Collmann sprach von einem Verbrechen, das keine Vorbilder habe in "Raffinesse, Kaltblütigkeit und Brutalität", die Polizei von einem fast perfekten Verbrechen – wenn nicht die Fehler der Täter bei der Flucht passiert wären.

Alles begann an jenem 15. Januar um 14 Uhr. Hermann Weber, damaliger Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Offenburg, hatte einen Termin mit einem Mann, der sich als Dr. Herbst angemeldet hatte. Er wolle eine größere Investition tätigen. Alles lief seriös, bis er aus einem mitgebrachten Koffer eine Waffe samt Schalldämpfer zog, ein Päckchen auf dem Tisch platzierte, dass er als Bombe bezeichnete und erklärte: "Dies ist ein Banküberfall." Weber musste den Täter zum Tresor führen und ihm eine Million D-Mark übergeben. "Ist das alles?", blaffte der Bewaffnete einen involvierten Bankangestellten an.

Richtig spektakulär wurde es, als Weber den Räuber auf das Dach geleiten musste. Dort war der Hubschrauber eingetroffen, den der Bruder des vermeintlichen Dr. Herbst in Karlsruhe samt Piloten entführt hatte. Gebucht hatte der Bruder den Hubschrauber für eine Geschäftsreise nach München. Richtung Offenburg flog der Helikopter, weil dort ein Geschäftspartner zusteige. Kurz vor dem Ziel bedrohte der Passagier den Piloten ebenfalls mit einer Pistole und zwang in zum Landeanflug auf das Dach der Sparkasse. Die Brüder verschwanden und nur Weber sowie ein Bankmitarbeiter waren involviert. Die Polizei lobte später Webers besonnenes Verhalten.

Knapp 20 Stunden nach dem "Heli-Banking" legte die Polizei einem Ehepaar aus dem bayerischen Muggendorf Handschellen an. Dazu kam es, weil der Hubschrauber-Pilot nach seiner Freilassung auf dem Landeplatz bei Karlsruhe die Polizei anrief. Nahezu zeitgleich beobachtete eine Zeugin, wie sich die beiden Männer in einem mit überhöhter Geschwindigkeit entfernenden Geländewagen auffällig umzogen. Dank des notierten Autokennzeichens kam die Polizei auf den 34-jährigen Unternehmensberater und seine Frau, nahm sie in ihrem Haus fest, brachten sie nach Offenburg und stellten sie Hermann Weber und dem Hubschrauber-Piloten gegenüber. Auch der dritte Täter wurde gefasst.

Zu acht Jahren Haft verurteilte das Landgericht Offenburg die beiden Männer, die Frau erhielt eine Bewährungsstrafe.

Die Stadtanzeiger-Schlagzeile 1997 zu Banküberfall und Verhaftung der Täter. Foto:rek
Inzwischen ist selbst das Gebäude der damaligen Sparkassen-Hauptstelle Geschichte. Es ist dem Neubau der Einkaufsgalerie Rée-Carré gewichen. | Foto: rek

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