Fußnote
Von Strategien und Standorten

Keine Frage, in der Ortenau lässt es sich gut leben. Die Wirtschaft floriert, es gibt kaum Arbeitslosigkeit. Im Gegenteil, Firmen suchen Fachkräfte. Um solche hierher zu locken, verweisen sie auch gerne auf den tollen Standort: viel Sonne, herrliche Landschaft, leckere Küche und gutes Freizeitangebot. Stimmt alles, bloß krank sollte man hier nicht werden.
Für einen Zugezogenen ist es beispielsweise in Offenburg eine echte Herausforderung, einen Arzt zu finden. Immerhin gibt es dort zwei Krankenhäuser des Ortenau Klinikums. Fragt sich nur, wie lange noch. Beim Ortenau Klinikum wird nämlich wieder über die Schließung von Standorten diskutiert.
Der Krankenhausausschuss berät gerade hinter verschlossenen Türen über ein brisantes Strategiepapier. Dieses ist sehr geheim, trotzdem weiß jeder, was drin steht. Erarbeitet hat es eine Beratungsgesellschaft. Solche bekommen richtig viel Geld dafür, dass sie herausfinden, wie Geld eingespart werden kann. Dafür bekommen die Auftraggeber in aller Regel aber auch eine Reihe von Vorschlägen, die keiner wirklich umsetzen will. So ist es meistens und wohl ebenfalls bei dem offiziell noch geheimen Strategiepapier. Am Dienstag berät der Ausschuss erneut nichtöffentlich, anschließend soll die Öffentlichkeit informiert werden.
Einer der Sparvorschläge soll nur noch drei statt neun Krankenhäuser in der Ortenau vorsehen. In diesem Fall soll Wolfach den Schwarzwald versorgen, Lahr den Süden und ein neues Großkrankenhaus zwischen Mitte und Norden gebaut werden. Wo genau, ist offen. Aber Renchen könnte von der Lage her ungefähr passen. Ich sehe schon vor mir, wie die WRO künftig für die Ortenau werben wird, frei nach dem Motto: Der Ortenaukreis bietet wertvolle Einrichtungen wie das Ernährungszentrum im Landratsamt. Das macht so tolle Koch-Workshops wie "Spargel trifft Erdbeere". Wer sich dabei versehentlich den Finger abschneidet, findet zwar im Oberzentrum Offenburg kein Krankenhaus. Dafür kann er aber auf dem ausgezeichneten Radwegenetz umweltbewusst zu einem der verbliebenen Krankenhäuser radeln.
Natürlich sollen Krankenhäuser möglichst wirtschaftlich arbeiten. Allerdings geht es hier ebenfalls um die Daseinsvorsorge. Ob es sich in der Ortenau gut leben lässt, hängt auch davon ab, wie weit es Patienten bis zum nächsten Krankenhaus haben. Und das sollte von Anfang an auch öffentlich diskutiert werden. Anne-Marie Glaser

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