Martina Wörner verlässt Offenburger VHS nach zehn Jahren

Martina Wörner verlässt ihre zur Heimat gewordene Stadt Offenburg und übernimmt in wenigen Wochen die Leitung der Volkshochschule in Ludwigsburg. | Foto: Foto: Michael Bode
  • Martina Wörner verlässt ihre zur Heimat gewordene Stadt Offenburg und übernimmt in wenigen Wochen die Leitung der Volkshochschule in Ludwigsburg.
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Offenburg. „Mich juckt es einfach“, beschreibt Martina Wörner, warum sie nach fast zehn Jahren die
Leitung der Offenburger Volkshochschule (VHS) aufgibt, um in gleicher
Funktion die Ludwigsburger Einrichtung zu übernehmen. „Mir geht es
darum, etwas anderes zu entdecken, was Neues zu machen, denn jede VHS
ist anders“, erzählt Wörner beim Gespräch. Offenburgs VHS sei als Verein
organisiert, in Ludwigsburg sei es eine städtische Einrichtung. Zudem
sei die Stadt vor den Toren Stuttgarts größer als Offenburg. 

„Eigentlich wollte ich ja auch in den Journalismus“, nennt Wörner den beruflichen
Bereich, in dem sie erste Schritte unternahm. So absolvierte sie ein
mehrmonatiges Praktikum bei „Le Monde“ in Paris, einer der größten
französischen Tageszeitungen. „Wenn man jemanden kennt, der jemanden
kennt“, beantwortet sie die Frage, wie man das erreicht, schmunzelnd.
Dort hat sie die „harte Schule des Redigierens“, der Bearbeitung von
journalistischen Texten vor Veröffentlichung, gelernt. Für bemerkenswert
hält sie heute noch, wie der damalige Chefredakteur die Frage „Wer
lenkt Frankreich?“ selbst beantwortete. „Ich“, war seine selbstbewusste
wie kritikwürdige Antwort beim Smalltalk im Verlagsaufzug. 

Schließlich wurde doch die Bildung zu ihrem Tätigkeitsfeld. Als berufliche
Stationen nennt Wörner Heidenheim und Reutlingen, bevor die 53-Jährige
vor zehn Jahren nach Offenburg kam. Früher, erinnert sie sich, gab es
abends Kurse und tagsüber standen die Räume leer. Heute laufe das
VHS-Programm den ganzen Tag und fast durch alle zwölf Monate. Die Zahl
der Kurse ist in dieser Zeit auf rund 1200 gestiegen und hat sich damit
fast verdoppelt. Ähnlich sind die Zahlen bei den Teilnehmern, die von
7500 auf über 13000 stiegen. Die Räume und Möglichkeiten auf dem
Kulturforum seien bestens geeignet und für diese Expansion
mitverantwortlich. Früher standen der VHS vier Räume und ein Kochstudio
zur Verfügung. 

Ihre Aufgabe zu Beginn: „strategische Zukunftsentwürfe benennen, Ideen entwickeln, diese abarbeiten und immer
dran bleiben“. Die VHS Offenburg verfüge heute mit dem
Gesundheitszentrum und der Beruflichen Bildung über zwei Grundpfeiler.
„Wir befinden uns mit all unseren Angeboten im Wettbewerb“, beschreibt
Wörner die Situation. Dabei seien nicht alle Aufgaben der VHS im
Semesterprogramm abzulesen. So hat die VHS als Institut für kommunale
Weiterbildung etwa den Auftrag erhalten, für die Mitarbeiter der Stadt
Offenburg die Weiterbildung zu organisieren. „Mehr Professionalität
lauten auch die Ansprüche an die VHS heute“, sieht Wörner den Wandel.
Dauerte ein Grundkurs „Politik“ früher schon mal ein gesamtes Semster,
erwarten die Teilnehmer heute, dass die Grundlagen an einem Abend
erledigt sind. „Schnell und kurz“ sei auch in der Bildung zur Maßgabe
geworden. 

Leicht fällt es ihr nicht, Offenburg zu verlassen. Denn ihre persönliche Heimat, in diesen Wochen auch in der VHS in
verschiedenen Facetten ein zentrales Thema, sei Offenburg, betont sie
ausdrücklich. „Gibt es einen Plural für Heimat?“, fragt sie sich und
weiß eine gefühlte und gewachsene Nähe nach Frankreich. Das Fernweh
treibt sie regelmäßig in die Welt hinaus. Meist bleibt sie dennoch in
Europa und bereist vor allem – entsprechend ihrem Studium der Romanistik
– die Länder im Süden. „Einmal im Jahr muss ich nach Italien“, verrät
sie schwärmend ihre vielleicht dritte Heimat. „Freundschaften, ein
soziales Netz“, beschreibt sie, dass Heimat für sie mehr ist als der Ort
der Wiege, sondern etwas, das man sich erbauen könne. In Offenburg ist
es für sie die ganze Stadt geworden, die VHS sieht sie dabei als
Knotenpunkt. 

„Die Volkshochschule muss Themen antizipieren, bevor sie in den Medien wichtig werden“, nennt Wörner einen Grundsatz
der Planung eines Semesterprogramms. Dies gilt sicher auch für
Ludwigsburg. Allerdings ist ihr bewusst: „Für eine Stadt im Umfeld von
Stuttgart muss man ein anderes Programm machen, als in einem eher
ländlich geprägten Raum“, benennt sie, was das Neue ist, was für sie den
Reiz ausmacht. Für ihren Mann, der freiberuflich tätig ist, müsse es
einfach machbar sein, sich auf Ludwigsburg einzustellen. Frankreich und
Italien sind auch von dort erreichbar.

Autor: Rembert Graf Kerssenbrock

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