IHK-Geschäftsführer Simon Kaiser
Chancen für Nachwuchs besser denn je

Simon Kaiser, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung bei der IHK Südlicher Oberrhein | Foto: IHK
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Ortenau. Die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK) ist ein Dienstleister der regionalen Wirtschaft und daher ein wichtiger Ansprechpartner in diesen Branchen. Mit Simon Kaiser, Geschäftsführer für den Bereich Aus- und Weiterbildung, sprach Rembert Graf Kerssenbrock zur aktuellen Situation am Ausbildungsmarkt.

So viele Ausbildungsverträge wie im Vorjahr

Wie hat sich der Ausbildungsmarkt im Bereich Industrie und Handel entwickelt?
Der Ausbildungsmarkt hat sich im vergangenen Jahr stabil entwickelt. In der Ortenau wurden etwa genauso viele Ausbildungsverträge geschlossen wie im Vorjahr. Das heißt, dass es Gott sei Dank trotz des bis weit in das Frühjahr reichenden Lockdowns nicht zu einer weiteren Verschlechterung gekommen ist. Das heißt aber auch, dass die Corona-Delle von 2020 noch nicht wieder ausgeglichen werden konnte.

Welche Anstrengungen stellen Unternehmen an, um Azubis zu gewinnen?
Viele Unternehmen sind da sehr kreativ und gehen teilweise auch ungewöhnliche Wege bei der Personalgewinnung. Wir spüren deutlich, dass der Fachkräftemangel in der Breite angekommen ist. Die Konzepte reichen dabei von Schulpartnerschaften über Gewerbeschauen mit klarem Schwerpunkt auf die Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort bis hin zu Prämien für Mitarbeitende, durch deren Vermittlung Auszubildende eingestellt werden konnten.

Welche Fähigkeiten sollten Bewerber um einen Ausbildungsplatz mitbringen?
Über allem steht ein ehrliches Interesse am Beruf, verbunden mit der Motivation, sich möglichst schnell in das Berufsfeld einzufinden. Der Rest kommt dann meist von allein. Konkrete Anforderungen im Sinne von Schulnoten in bestimmten Fächern gibt es je nach Ausbildungsberuf und Unternehmen auch. Sie spielen aber eine untergeordnete Rolle, wenn der Bewerber persönlich überzeugt.

Welche Karrierechancen bieten sich Auszubildenden in Industrie und Handel?
Die Karrieremöglichkeiten sind heute besser denn je. Der Fachkräftemangel führt dazu, dass wir einen Bewerbermarkt haben. Häufig haben Auszubildende mehrere Angebote von Betrieben und müssen sich entscheiden. Das sind schon einmal gute Startbedingungen. Nach der Ausbildung hat jeder die Möglichkeit, sich über die berufliche Aufstiegsfortbildung weiterzuentwickeln, etwa zum Fachwirt, zum Industriemeister oder zum Betriebswirt. In der Wirtschaft sind Fachkräfte aus diesem Bereich sehr gefragt, da sie neben der Theorie auch gleich die Praxis mitbringen.

Wie finden Schulabgänger den für sie richtigen Betrieb?
Am besten sind da noch immer Praktika. Viele Betriebe freuen sich über Praktikanten oder werben sogar um sie. In der Corona-Pandemie war es zwar häufig schwieriger als sonst, ein Praktikum zu finden, aber das ändert sich gerade wieder spürbar. Ansonsten gibt es bewährte Online-Stellenbörsen, wie die IHK-Lehrstellenbörse.

Spielen klassische Rollenmuster für Männer- und Frauenberufe noch eine Rolle?
Einerseits ja, weil es noch immer Bereiche mit einem starken Frauen- oder Männerüberhang gibt. Andererseits nein, weil es praktisch keinen Beruf mehr gibt, der rein männlich oder weiblich ist. Gerade in den metall- und elektrotechnischen Berufen haben wir seit Jahren einen steigenden Frauenanteil, was uns sehr freut. Zumal die Arbeitsbedingungen hier heute auch ganz andere sind – weniger schweißtreibend, weniger kräftezehrend.

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