Krieg in der Ukraine
Die Sanktionen haben wirtschaftliche Folgen

Noch bis Dienstag, wenn das Europaparlament wieder in Straßburg tagt, wird die Beatus-Rhenanus-Brücke, die Trambrücke zwischen Kehl und Straßburg, in den Farben der Ukraine - Blau und Gelb - ausgeleuchtet. | Foto: Stadt Kehl
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  • Noch bis Dienstag, wenn das Europaparlament wieder in Straßburg tagt, wird die Beatus-Rhenanus-Brücke, die Trambrücke zwischen Kehl und Straßburg, in den Farben der Ukraine - Blau und Gelb - ausgeleuchtet.
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Ortenau (ds). Es herrscht Krieg in Europa. Am Donnerstag ließ Putin seine Truppen in der Ukraine einmarschieren. Die Menschen sind auch hierzulande geschockt und drücken ihre Solidarität mit dem ukrainischen Volk aus. Auf politischer Ebene reagiert man mit Sanktionen gegen Russland. Welche (wirtschaftlichen) Auswirkungen hat der Krieg auf die Ortenau? Die Guller-Redaktion hat nachgefragt.

"Politische Entgleisungen dieser Größenordnung gehen mit einer Verunsicherung der Märkte einher", so Dominik Fehringer, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Ortenau (WRO). Sollten konkrete Handelsbeschränkungen ins Spiel kommen, könnten auch Unternehmen aus der Ortenau direkt betroffen sein. "Deutschland ist einer der wichtigsten Handelspartner Russlands und Russland der größte Energielieferant Deutschlands", führt Fehringer weiter aus. Die Ukraine sei in den vergangenen Jahren eher ein Fall für die deutsche Entwicklungshilfe gewesen, Deutschland sei unter den europäischen Ländern der wichtigste Handelspartner. "Insofern gilt sicher die Einschätzung, dass die derzeitige Situation Deutschland insgesamt schadet, sowohl den Handel mit Russland als auch mit der Ukraine betreffend", sagt Dominik Fehringer. Eine ethnisch aufgeladene Spannung, wie das beim Zerfall des ehemaligen Jugoslawien zu spüren war, sieht Fehringer dagegen nicht. "Insofern brauchen wir gesellschaftliche Verwerfungen eher nicht zu fürchten – schon gar nicht in unserer Region", ist sich Dominik Fehringer sicher.

Noch nicht absehbare Folgen

Dr. Dieter Salomon, Hauptgeschäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein, erklärt zu den aktuellen Entwicklungen in der Ukraine: „Der Angriff Russlands auf die Ukraine wird schlimme, heute noch nicht absehbare Folgen haben – nicht nur für die Wirtschaft, sondern für ganz Europa. Die bereits erfolgten und sicher noch kommenden Sanktionen halte ich für richtig und notwendig, in der Hoffnung, dass die jüngsten Aktionen des russischen Präsidenten ein schnelles Ende finden. Wenn diese Sanktionen, und das steht außer Frage, sich auch auf unsere heimische Wirtschaft auswirken werden. So ist aktuell noch nicht vorherzusehen, ob Putin beispielsweise die Gaslieferungen an Deutschland einschränkt oder gar einstellt. Das würde die Energiekosten in enorme Höhen treiben, mehr als sich jetzt schon abzeichnet. Fest steht, dass langfristige Projekte mit Russland oder der Ukraine nun erst einmal ausgeschlossen sind. Und wenn die russischen Banken keinen Zugang mehr zu den europäischen Finanzmärkten haben und Russland vom Swift-System ausgeschlossen wird, ist fast kein Geschäft mit Russland mehr möglich – so wie es für den Iran momentan der Fall ist. Mag der Anteil beim Exportgeschäft in Richtung Russland und Ukraine im Verhältnis zum gesamten Exportgeschäft überschaubar sein – 2020 lag Russland auf Platz 16 der 20 wichtigsten Ausfuhrhandelspartner Baden-Württembergs. Aber wir müssen hier weiter denken: Läuft doch der Transport von und nach China über Russland.“ Derzeit pflegen 50 Unternehmen am südlichen Oberrhein, die Mitglied bei der IHK sind, mit der Ukraine Geschäftsbeziehungen, rund 100 Unternehmen haben Kontakte zu Russland.

Thomas Burger, Präsident des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen, der wvib Schwarzwald AG, betont in einem offiziellen Statement: "Der russische Einmarsch in die Ukraine muss schmerzhafte Konsequenzen für den Aggressor und die Separatisten haben. Wirkungsvolle Sanktionen gegen Russland sind ohne Alternative, wenn wir wieder an den Verhandlungstisch wollen. Strafmaßnahmen werden auch für uns einen wirtschaftlichen Preis haben, der uns nicht abschrecken sollte. Wie sehr Moskau beispielsweise als Reaktion am Gashahn dreht, ist noch nicht absehbar – es dürfte ein Stresstest für die Energieversorgung werden.“

Zusammenarbeit ruhen lassen

Indes lässt der Europa-Park die Zusammenarbeit mit seinem russischen Sponsor Gazprom ruhen, bereits seit 2009 bestand die Partnerschaft. Aus dem "Blue Fire Megacoaster powered by Nord Stream 2" und dem "Nord Stream 2 Dome" wurden nun der "Blue Fire Megacoaster" und der "Blue Fire Dome".

Der Gasversorger Badenova erklärt auf Anfrage: "Die deutsche Gasversorgung ist in diesem Winter gesichert ist." Dies beträfe auch den Fall, wenn es ein Stopp der russischen Erdgaslieferungen geben würde. "Diese Aussage bestätigten Experten aus den Regierungskreisen", so Pressesprecherin Yvonne Schweickhardt. Europa beziehe rund 40 Prozent des Erdgases aus Russland. In den vergangenen Jahren habe die EU die Erdgasverbindungen zwischen den Ländern ausgebaut, sodass Gas aus mehreren Richtungen bezogen werden könne. "Unsere Kunden müssen sich keine Sorgen machen. Die Versorgung ist aufgrund der internationalen Handelsmärkte und der engen Lieferbeziehungen in Europa gesichert. Badenova kauft seine benötigten Erdgasmengen stets langfristig im Vorhinein ein, das heißt, wir verfolgen eine langfristige Beschaffungsstrategie und sind deshalb auch von kurzfristigen Preisschwankungen weniger stark betroffen", erklärt Yvonne Schweickhardt.

Noch bis Dienstag, wenn das Europaparlament wieder in Straßburg tagt, wird die Beatus-Rhenanus-Brücke, die Trambrücke zwischen Kehl und Straßburg, in den Farben der Ukraine - Blau und Gelb - ausgeleuchtet. | Foto: Stadt Kehl
Dominik Fehringer | Foto: Foto: WRO

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