Zugang zu Bahngleisen ist absolut verboten
Drohende Lebensgefahr wird meistens unterschätzt

Romantisch auf den ersten Blick, in Wahrheit aber lebensgefährlich | Foto: Bundespolizei
  • Romantisch auf den ersten Blick, in Wahrheit aber lebensgefährlich
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Ortenau (ds). Meist gelingt es, Schlimmeres zu verhindern, Tag für Tag ist die Bundespolizei aber im Einsatz für die Sicherheit auf Bahnhöfen und auf den Gleisstrecken. Obwohl prinzipiell der Zugang zu den Gleisen außerhalb der zugelassenen Wege absolut verboten ist, ob für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, vermeldet die Behörde immer wieder Verstöße.

"Welche Vergehen am häufigsten vorkommen, kann man nicht sagen. Jedoch nahezu täglich kommt es vor, dass Unbefugte Gleise im Bahnhof und an der freien Strecke überqueren. Öfter melden uns Lokführer beispielsweise Kinder, die in der Nähe der Gleise spielen und sich der Gefahr einfach nicht bewusst sind", berichtet Dieter Hutt, Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Offenburg. Häufig sind es auch Jugendliche, die auf Signalmaste oder Waggons klettern oder Kinder, die Gegenstände auf die Schienen legen und damit die Beamten auf den Plan rufen. "Wenn Steine oder ähnliches von Zügen überfahren werden, können die Splitter zu lebensgefährlichen Geschossen werden", warnt Hutt.

Oft unterschätzt wird außerdem die Gefahr, die von den Oberleitungen ausgeht. Durch diese Leitungen fließen 15.000 Volt, das sind 65 Mal mehr als der Strom aus der Steckdose. "Hier kann es bereits zu tödlichen Verletzungen kommen, auch wenn man die Bahn-Oberleitung gar nicht berührt", betont Hutt. Lebensgefahr droht ebenfalls bei abgestellten Waggons, wie ein tragischer Fall im vergangenen November in Rastatt zeigt: "Drei Männer im Alter von 19 und 21 Jahren bestiegen einen Güterwaggon, der im Güterbahnhof abgestellt war. Dabei kam es zu einem Spannungsüberschlag der 15.000 Volt führenden Oberleitung, der einen der jungen Männer traf. Infolgedessen fiel er vom Güterwaggon. Die beiden anderen erlitten einen Schock, konnten aber noch einen Notruf absetzten. Der junge Mann überlebte mit lebensbedrohlichen Verbrennungen und wurde in eine Spezialklinik eingeliefert", berichtet Pressesprecher Hutt.

"Ein besonderes Phänomen sind derzeit Selfies in den Gleisen. Gerade solche Fotos spielen in den sozialen Netzwerken eine große Rolle. Vor allem Mädchen legen viel Wert auf Selbstdarstellung. Zum perfekten Facebook-Auftritt gehören für sie nicht nur schöne Profilbilder, sondern auch Fotos mit der besten Freundin. Die Botschaft lautet: Wir sind unzertrennlich – niemand kann sich dazwischendrängen. Dafür wählen die Teenager immer häufiger auch Bahnschienen als Hintergrundmotiv dafür aus", weiß Hutt. "Bahngleise verlaufen immer parallel – wie ein Paar, das sich niemals trennt. Ihre Eltern oder andere Erwachsene wollen die Mädchen mit diesen Bildern nicht ansprechen. Vielmehr handelt es sich um Freundschaftsbekundungen, die eben beispielsweise über Facebook oder You Tube präsentiert werden. Im Grunde geht es darum, eine dramatisch-schöne Mädchenfreundschaft zu inszenieren", macht Dieter Hutt deutlich.

In jedem Fall werden die Gefahren hierbei unterschätzt, besonders wenn das Fotografieren selbst alle Aufmerksamkeit beansprucht. Die Umgebung gerät dann schnell aus dem Blick. "Züge nähern sich meist lautlos und ein Zug, der sich beispielsweise mit einer Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometern nähert, benötigt für eine Strecke von 100 Metern nur 2,25 Sekunden. Selbst bei Windstille hört man ihn zu spät, um noch rechtzeitig aus den Gleisen zu kommen", macht Bundespolizei-Sprecher Hutt auf die große Gefahr aufmerksam.

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