Viel Positives
Gemeinsames Singen stärkt Abwehrkräfte des Körpers

Gemeinsame Freude beim Queerbeetsingen in Offenburg  | Foto: M. Fuchs

Ortenau (tf). "Musik wäscht den Staub des Alltags von der Seele", sagte bereits der Schriftsteller Berthold Auerbach im 19. Jahrhundert. "Das Singen gesund ist, zeigt nicht nur die Alltagserfahrung: Viele Querbeet-Besucher berichten, wie erfrischt sie sich am Ende des gemeinsamen Singens fühlen, selbst wenn sie anfangs müde und ausgelaugt angekommen waren", erläutert Mechthild Fuchs, Professorin für Musikdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg und eine der Initiatoren des Offenburger Queerbetsingens. Der Freiburger Neurowissenschaftler und Psychiater Joachim Bauer hat festgestellt, dass beim Singen und Musizieren mit Anderen das so genannte Kuschelhormon Oxytocin ausgeschüttet wird, welches sonst bei anderen lebenswichtigen zwischenmenschlichen Tätigkeiten, etwa beim Stillen oder beim Sex aktiviert wird. Man hat zudem festgestellt, dass der Pegel des Stresshormons Kortisol im Laufe des aktiven Singens sinkt.

Anregung für Herz und Kreislauf

"So kann man also sagen, dass Singen die Abwehrkräfte des Körpers stärkt", sagt Fuchs. Auch Anja Bittner, Gesangslehrerin an den Musikschulen Achern und Oberkirch, hebt die gesundheitsfördernde Kraft des Singens hervor. "Das Zwerchfell und die tiefe Atmung in den Bauch zu trainieren ist ebenso wie die Anregung des Herz- Kreislauf- Systems gesund. Durch die aufrechte Haltung werden Brust- und Rückenmuskulatur gestärkt", führt sie aus.

Martha Nachbar leitet seit fast 20 Jahren den offenen Singkreis in der Lahrer Stadtmühle. Auch sie erlebt die positiven Auswirkungen. „Singen lässt gerade bei älteren Menschen die Sorgen und auch die Schmerzen vergessen; das gemeinsame Erleben stärkt und erfrischt“, so die 79-Jährige. „Wer abgespannt und frustriert kommt, verlässt den Singkreis mit einem Lächeln und neuem Lebensmut“, erklärt sie lächelnd. Mit der Stimme können verschiedenste Emotionen ausgedrückt werden. "Das Singen regt die Sinne an, man kann sich ausdrücken und mitteilen, verschiedene Stimmungen können gespiegelt werden, es kann befreien und besinnlich sein“, so Bittner.

Wehklagende Lieder sind seit Jahrtausenden bekannt, ebenso wie frische Volksweisen oder auch sakrale Gesänge. Auch im Bereich der Demenzversorgung ist Singen hilfreich, wie Richard Groß, Pflegedirektor beim Vinzentiushaus in Offenburg erläutert. "Mit dem dementiell veränderten Menschen kann durch gemeinsames Singen bekannter Lieder in Kontakt gegangen werden, so dass pflegerische Handlungen vom Pflegebedürftigen eher akzeptiert oder toleriert werden“, führt er aus. Martha Nachbar kann dies bestätigen. Regelmäßig singt sie auch mit den Bewohnern des Alten- und Pflegeheims Spital in Lahr. „Dabei erlebe ich immer wieder, wie die Menschen aufblühen, ihre Gesichter froh und weich werden.“ Gerade die alten Volksweisen erreichen die Senioren, bringen Erinnerungen an die Jugendzeit zurück. „Es ist eine Auszeit vom Alltag, von den Schmerzen und auch der Einsamkeit – die Seele tankt auf, wird frei und der Alltag wieder leichter.“

Dabei ist das Singen in der Gruppe dem Trällern zu Radiomusik vorzuziehen. Das muss nicht in einem Chor sein, schon das gemeinsame Singen mit Freunden kann zu diesen Wirkungen führen "Unter der Dusche seine Stimme erheben, kann auch Spaß machen und zur positiven Stimmung beitragen" so Bittner: "Wer Musik macht, kommt immer in eine positive Stimmung und kann neue Ausdrucksformen und Ventile finden." Mechthild Fuchs fasst zusammen: "Das selber Singen, am besten gemeinsam mit anderen, macht glücklich und ist gesund.“

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