Statistik zweier Krankenkassen
Mit Pandemie deutlich mehr gelbe Zettel

Weniger Versicherte haben sich krankgemeldet, dafür fiel ihr Ausfall aber durchschnittlich länger aus. | Foto: Foto: AOK Bilderdienst
  • Weniger Versicherte haben sich krankgemeldet, dafür fiel ihr Ausfall aber durchschnittlich länger aus.
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Ortenau (rek). Mehr Krankheitsfälle und mehr Verstorbene im vergangenen Jahr? Welche Auswirkungen das Corona-Jahr in der Statistik etwa bei zwei Krankenkassen hat, zeigen ein paar Blicke in die Zahlen bei AOK und Barmer.
Der Krankenstand im Landkreis lag im vergangenen Jahr bei 5,6 Prozent – und damit 0,3 Prozentpunkte höher als das Jahr davor. Mit 56,3 Prozent war mehr als die Hälfte der AOK-Versicherten im Ortenaukreis mindestens einmal krankgeschrieben – allerdings waren das weniger als vor der Pandemie (2019: 57,6 Prozent). Grundlagen für die Berechnungen der AOK seien die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen oder auch gelben Zettel der AOK-Versicherten im Landkreis. „Die durchschnittliche Erkrankungsdauer lag bei 12,6 Tagen“, erklärt Fabian Singler, der bei der AOK Südlicher Oberrhein solche Auswertungen erstellt. Das entspricht wiederum einer deutlichen Steigerung von 17,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

„Wir beobachten, dass sich zwar weniger Versicherte krankgemeldet haben, dass diese aber durchschnittlich länger krankgeschrieben waren als im Vorjahr“, bilanziert Singler. „Das könnte damit zusammenhängen, dass seit Beginn der Pandemie viele Menschen im Homeoffice arbeiten und daher möglicherweise auf den ein oder anderen Arztbesuch und auf eine Krankmeldung verzichten“, vermutet der Statistikexperte. „Und wenn man dann doch den Arzt zu Rate ziehen musste, wurde meist eine Arbeitsunfähigkeit attestiert.

Monate März und April sehr auffällig

Schaut man sich den saisonalen Verlauf des Krankenstandes an, so fallen die Monate März und April besonders auf. „Als die Pandemie so richtig losbrach, meldeten sich deutlich mehr Menschen krank als in den Vergleichsmonaten des Vorjahres“, erklärt Singler. Im März 2019 betrug der Krankenstand 6,1 Prozent, ein Jahr später 8,6. Interessant ist der Blick auf die Krankmeldungen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus. Hierbei gibt es regionale Unterschiede. So lag in der Ortenau der Anteil der AOK-Versicherten, bei denen zwischen Januar und Oktober eine Arbeitsunfähigkeit im Zusammenhang mit Covid-19 bescheinigt wurde, bei 2,85 Prozent, in den südlicheren Regionen dagegen nur bei rund 1,8 Prozent.

242 Todesfälle im Ortenaukreis im Dezember 2020 vermeldet die AOK unter ihren Versicherten. „Das sind fast 40 Prozent mehr als im Dezember 2019“, erklärt Wolfgang Schweizer, AOK-Geschäftsführer Südlicher Oberrhein. Schon im April 2020 gab es bei der AOK mit einem Plus von 27 Prozent einen hohen Anstieg an Todesfällen im Vergleich zum April 2019. „Diese Zahlen stimmen mich sehr nachdenklich“, so Schweizer. Da Krankenkassen keine Informationen über die Todesursachen erhalten, könne man nicht mit Sicherheit sagen, wie groß der Einfluss von Corona auf die erhöhte Sterblichkeit ist. „Aber auffällig ist das schon", so der AOK-Chef.

Grippewelle ist ausgefallen

Ein starke Veränderung zu den Vorjahren stellt die Barmer-Krankenversicherung bei ihren Versicherten fest: Die Grippewelle fällt in diesem Winter und Frühjahr nahezu komplett aus. Demnach war nach den jeweiligen Jahreswechseln ab 2018 die Zahl der Grippe-Krankschreibungen auf bis zu rund 22.000 Fälle pro Woche angestiegen. In diesem Jahr hingegen pendelt die Zahl der Krankschreibungen bei dieser Erkrankung zwischen 400 und 500 pro Woche. „Die Abstands- und Hygieneregeln senken auch das Influenzarisiko“, stellt Katrin Schneider, Regionalgeschäftsführerin der Barmer Offenburg fest.

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