Januar und Februar
Mythen und Brauchtum

Fastnacht ist gelebtes Brauchtum, wie hier bei den Hausacher Hansele.  | Foto: Christiane Agüera Oliver
  • Fastnacht ist gelebtes Brauchtum, wie hier bei den Hausacher Hansele.
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Mittlerer Schwarzwald (cao). Der Schwarzwald ist umwoben von Mythen, Traditionen und Brauchtum. Das ganze Jahr über werden diese aufrecht erhalten. Schon der Januar und Februar sind geprägt von solchen Tagen.

Rauhnächte

Am Dreikönigstag endeten die Rauhnächte. "Elf tote Tage beziehungsweise zwölf Nächte", hieß es unlängst im Vortrag des Historischen Vereins. Das Jahr mit seinen zwölf Mondmonaten umfasse demnach nur 354 Tage, also würden elf fehlen. In diesen seien die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt, die Grenzen zu anderen Welten würden fallen. Sie sind geeignet für Geisteraustreibungen und -beschwörungen und um in Kontakt mit Tieren zu treten. Die Rauhnächte gelten als gefährlich. Im Haus darf in dieser Zeit keine Unordnung herrschen, keine weiße Wäsche auf der Leine hängen – sie würde unterm Jahr als Leichentuch dienen – und Frauen sowie Kinder sollten nach Einbruch der Dunkelheit nicht allein auf der Straße sein.

Fastnacht

Nicht weniger mystisch und voller Brauchtum sind die darauffolgenden Fastnachtstage zwischen Dreikönig und Aschermittwoch. Die Fastnacht ist nicht einfach nur ein buntes Durcheinander. Es steckt viel mehr hinter dem hiesigen Brauchtum und ist streng genommen eine rein katholische Angelegenheit. "Fastnacht und Karneval haben ihren gemeinsamen Ausgangspunkt voll und ganz im christlichen Jahreslauf, wo sie von Anfang an das Schwellenfest vor dem Anbruch der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern bildeten, die mit dem Aschermittwoch beginnt", erklärt der renommierte Professor und Wissenschaftler Werner Mezger in "Zur Geschichte der organisierten Fastnacht" von der Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte. Narren leben an den "Hohen Tagen", hauptsächlich vom Schmutzigen Donnerstag bis Fastnachtsdienstag, sämtliche Sünden aus, bevor Buße getan wird und mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit anbricht.

Peterlestag

Ein alter Schwarzwälder Frühlingsbrauch wird von Kindern am 22. Februar, dem Tag von Petri Stuhlfeier, mancherorts noch zelebriert. So wird an diesem Tag in Haslach der Storchentag begangen, in Oberwolfach am Peterlestag umhergezogen, treffen sich die Kinder in Hausach-Einbach zum Schirauschen. "Heraus, heraus, Äpfel un Bir zum Lade raus..." hört man die Kinder, die mit Storchenvater Alois Krafzcyk in der Haslacher Innenstadt von Haus zu Haus ziehen, laut rufen. Mit seinem langen Stock klopft der Storchenvater an die Fenster. Die Gaben für die Kinder lassen die Bewohner in Körben herab. Auf den Stock des Storchenvaters fädeln sie zudem Butterbrezeln. "Glaubt man der mündlichen Überlieferung, dann ist ein Gelübde der Grund für den Haslacher Storchentag. Mitte des 17. Jahrhunderts, so wird erzählt, drohte eine schwere Ungezieferplage die Ernte zu vernichten und damit eine Hungersnot auszulösen. Zuvor hatte bereits die Pest große Opfer gefordert, nun flehten die Haslacher in ihrer großen Not den Himmel um Hilfe an. Sollten sie gerettet werden, versprachen sie, künftig alljährlich zu Sankt Peters Fest die Kinder und alten Leute zu beschenken. Ihr Flehen wurde erhört. In Scharen kamen Störche und fraßen das Ungeziefer. Die Hungersnot war abgewendet. Seitdem feiern die Haslacher den Storchentag, heißt es auf den Seiten des Gastlichen Kinzigtals.

Schirauschen

"Der Name Schirauschen kommt von dem Spruch 'Heraus, heraus', mit dem die Kinder um Gaben heischen", erklärt die Trachten- und Volkstanzgruppe Hausach-Einbach, welche sich jährlich zum Peterlestag mit den Kindern trifft, um die Tradition aufrecht zu erhalten.
Glück wird dann nach der Gabenverteilung in allen Orten gewünscht, indem die Kinder lauthals rufen: "Glück ins Hus, Glück ins Hus, bis zum obere Dachfirscht nus."

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