Große Tarifreform im Ortenaukreis
"Quantensprung für den ÖPNV"

Von 50 Tarifzonen auf sechs sowie Senkungen einzelner Ticketpreise: Verkehrsminister Winfried Hermann (l). und Landrat Frank Scherer sehen darin einen großen Wurf. | Foto: LRA
  • Von 50 Tarifzonen auf sechs sowie Senkungen einzelner Ticketpreise: Verkehrsminister Winfried Hermann (l). und Landrat Frank Scherer sehen darin einen großen Wurf.
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Ortenau (rek). Aus über 50 kleinteiligen Tarifzonen werden sechs und auch die Ticketpreise werden vereinfacht und auch gesenkt. Der Ortenaukreis startet mit Tarifreform 2021 mit dem Start am 1. August in ein neues ÖPNV-Zeitalter: Verkehrsminister Winfried Hermann sagt Landrat Frank Scherer bei einem gemeinsamen Termin finanzielle Unterstützung über insgesamt rund vier Millionen Euro zu. Scherer: „Das ist ein Quantensprung für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr im Ortenaukreis".

"Deutlich mehr Attraktivität"

„Mit dieser in ihrer Dimension historischen Neugestaltung der Tarife gewinnt der ÖPNV im Ortenaukreis deutlich an Attraktivität “, war sich Scherer sicher. Um sich über den großen Wurf in der Ortenau zu informieren und die zugesagte finanzielle Unterstützung des Landes zu skizzieren, war der Minister für Verkehr des Landes, Winfried Hermann, aus Stuttgart nach Offenburg angereist. Auch Justizministerin Marion Gentges und Staatssekretär Volker Schebesta sowie Vertreter der Kreis- und Kommunalpolitik, des ÖPNV und Verkehrswesens im Ortenaukreis waren anwesend.

Auch wenn in den vergangenen Monaten, nach Jahren der Steigerung der Fahrgastzahlen, die Nutzung von Bussen und Bahnen teilweise um 80 Prozent in Pandemie-Zeiten eingebrochen sei, wollen Kreis und Land weiter in den ÖPNV investieren. So kostet beispielsweise das Netzticket im Abo für Schüler, Studenten und Auszubildende 30 Euro monatlich - "weniger als ein Euro pro Tag", betont Scherer.

Der Ortenaukreis investiere nicht nur zehn Millionen Euro und damit ein Zehntel der Aufwendungen pro Haushaltsjahr in den ÖPNV, sondern entwickle auch eine digitale App für die gesamte Mobilität ohne Auto und werde kompatibel für den gesamten Eurodistrikt sein, kündigte Scherer an. "Wir wollen klotzen für die Verkehrswende im ländlichen Raum der Ortenau", versprach Scherer.

„Ich bin 2011 mit dem Ziel vor Augen angetreten, dass alles was den ÖPNV kompliziert erscheinen lässt nach und nach abgeschafft wird: zu viele Zonen und Waben und zu komplizierte Tarifsysteme“, sagte Hermann. Und weiter: „Darum kann ich den Ortenaukreis nur zu dieser großen Reform beglückwünschen, denn Fahrkartenkauf und -preis sind nun sicherlich kein Hindernis mehr zum Umstieg auf Bus und Bahn. Als Land unterstützen wir hier nicht nur finanziell, sondern auch politisch. Langfristig streben wir für ganz Baden-Württemberg ein landesweit konsistentes Modell erschwinglicher und gerechter Tarife an.“

„Das, was wir heute gemeinsam auf den Weg bringen, ist ein mutiger und entscheidender Schritt in die Zukunft der Mobilität im größten Landkreis Baden-Württembergs – und ich bin mir sicher, dass unsere Kinder und Kindeskinder uns dafür mal dankbar sein werden“, erklärte Scherer.

Mobilitätsgarantie in Arbeit

Hermann nannte die Mobilitätsgarantie als weiteres großes Ziel: Zwischen 5 und 24 Uhr solle landesweit ÖPNV-Verbindungen verpflichtend angeboten werden, im ländlichen Raum in den Randzeiten dabei stündlich, in Ballungsräumen halbstündlich. Der Check-In und Check-Out soll zukünftig einfach mit dem Smartphone möglich sein.

Hintergrund

Am 3. November 2020 hatte der Kreistag des Ortenaukreises die wegweisende Entscheidung für eine entschlossene Fortentwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs getroffen, indem er einstimmig dem Vorschlag von Landrat Frank Scherer für eine umfassende Tarifreform 2021 zustimmte. Um diese weitreichenden Verbesserungen für die Fahrgäste und mehr umweltfreundliche Mobilität im Ländlichen Raum zu ermöglichen, gewährt der Ortenaukreis nun jährlich weitere 4,6 Millionen Euro als Finanzierungszuschuss an die TGO, zusätzlich zu den bisherigen 10 Millionen Euro, die er bereits bisher jährlich aus kommunalen Mitteln in den ÖPNV investierte. Das Land Baden-Württemberg wird für die Reform einen Zuschuss über mehrere Jahre in Höhe von voraussichtlich insgesamt ca. vier Millionen Euro geben.

Neben der Tarifsenkung sorgt der Ortenaukreis mit umfassenden Angebotsverbesserungen und der Einführung einer leistungsfähigen Mobilitäts-App für einen attraktiveren und nutzerfreundlicheren ÖPNV. So wurden in den letzten Jahren bestehende Liniengebote erweitert und neue Buslinien eingerichtet, wie zuletzt eine neue Regio- und drei Zubringerbusse in den Nationalpark, die erweiterte Linie R2 Offenburg – Schutterwald bis zum Europäischen Forum am Rhein und die neue grenzüberschreitende öffentliche Buslinie Lahr-Erstein. Weitere Verbesserungen, wie die grenzüberschreitende Buslinien Achern-Hagenau und ein durchgängiger öffentlicher Linienverkehr Offenburg-Illkirch sollen folgen.

Ergänzend zu diesem Gesamtpaket führt auch die Stadt Offenburg zeitgleich mit der Tarifabsenkung das Einer-Ticket für innerstädtische Strecken ein; die Städte Lahr und Kehl werden wahrscheinlich folgen.

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