Mehr als nur eine Einkaufsmöglichkeit
Wochenmärkte in der Region

Bunt und vielfältig ist das Angebot auf den Wochenmärkten in der Region. | Foto: ds
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  • Bunt und vielfältig ist das Angebot auf den Wochenmärkten in der Region.
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Ortenau (ds/gro). Mancherorts blickt man bereits auf eine Jahrhunderte alte Tradition zurück, in anderen Gemeinden hat sich der Wochenmarkt erst in jüngerer Vergangenheit zur festen Einrichtung entwickelt. So unterschiedlich deren Geschichte und Entwicklung auch ist, allen Wochenmärkten gemein ist das Angebot. Es reicht von frischem Obst und Gemüse über Wurst-, Käse- und Geflügelspezialitäten bis hin zu Brot und Backwaren, ausländischer Feinkost und Blumen. Meist sind es die heimischen Erzeuger selbst, die ihre Produkte auf den Wochenmärkten zum Kauf anbieten. Frischer geht es nur aus dem eigenen Garten. Doch Wochenmärkte sind weit mehr als eine bloße Einkaufsmöglichkeit.

"Der Wochenmarkt ist nicht nur wegen seiner Versorgungsfunktion ein zentraler Bestandteil einer vitalen Innenstadt. Er nimmt auch als Ort für Begegnungen einen wichtigen gesellschaftlichen Stellenwert ein. Viele Menschen verbinden mit dem Wochenmarkt einen Einkaufsbummel oder den Besuch eines Cafés", weiß Alexander Ell von der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Ordnung bei der Stadt Lahr. Gleich an drei Tagen findet auf dem Marktplatz ein Wochenmarkt statt: dienstags und samstags ab 7 Uhr und donnerstags ab 11 Uhr. Insgesamt 48 Händler bieten hier ihre Waren an, 37 Beschicker sind es allein am Samstag.

"Unser Wochenmarkt hat ein ausgesprochen breites Angebot an regionalen und biologischen Produkten, ergänzt um Waren aus anderen Regionen, wie Öle aus Griechenland und Käse aus dem Elsass. Viele der Händler kommen bereits seit Jahrzehnten nach Lahr, so dass sehr persönliche Kontakte zu Kunden entstanden sind", zählt Ell die Besonderheiten des Lahrer Wochenmarkts auf. 26 Cent müssen die Beschicker pro Quadratmeter Standfläche an die Stadt entrichten. Diese hat im Übrigen das zulässige Warenangebot in ihrer Marktordnung festgelegt.

Seit 1996 gibt es den Wochenmarkt auf dem Marktplatz in Ettenheim. Jeden Freitag bieten derzeit fünf Beschicker aus Ettenheim und dem Umland von 14 bis 18 Uhr , im Sommer bis 18.30 Uhr, ihre Waren an. Dabei variiert das Angebot von Saison zu Saison. "So gibt es im Frühjahr und Sommer selbstverständlich auch Erdbeeren, Spargel und Rosen", erläutert Marina Betzle von der Ettenheimer Tourist-Info auf Anfrage. Wer den Ettenheimer Wochenmarkt bestücken darf, entscheidet die Stadtverwaltung, die derzeit keine Standgebühr erhebt.

Mit einem großen Geburtstagsfest feierte der Seelbacher Bauernmarkt im vergangenen Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Der damalige Bürgermeister Klaus Muttach unterschrieb am 29. Mai 1996 die "Festsetzung eines Wochenmarkts in Seelbach". Jeweils zwischen 8 und 12 Uhr sollte er ab dem 1. Juni samstags auf dem Klosterplatz stattfinden. Das Besondere: Nicht die Gemeinde, sondern der Verein "Bauernmarkt im Schuttertal" ist dessen Ausrichter.

Zum Auftakt vor 21 Jahren wünschte sich Franz Griesbaum, erster Vorsitzender des Vereins, dass der Markt zu einem festen Bestandteil werde. Das ist geschafft: Zehn Beschicker sorgen für ein buntes Warenangebot von Bauernbrot bis Grillwürste. Standgebühr verlangt der Verein nicht, dafür aber einen Mitgliedsbeitrag. "Außer dem Verkauf heimischer Produkte hat der Seelbacher Bauernmarkt noch eine Bühne für Vereine, Gewerbetreibende und Schulen zu bieten", ergänzt Griesbaum.

Seit 1985 findet in Friesenheim immer samstags von 8 bis 12 Uhr ein Wochenmarkt statt. "Insgesamt sind es drei Beschicker, diese Zahl ist seit vielen Jahren gleich", berichtet Pressesprecherin Julia Edel. Der Markt werde sehr gut angenommen und sei ein wichtiger Bestandteil der Gemeinde. "Durch die Nähe zu Offenburg und Lahr ist es jedoch schwierig, mehr Beschicker zu gewinnen. Die Gemeinde unternimmt regelmäßig Werbemaßnahmen und möchte den Markt am Leben erhalten", betont sie.

Seit 200 Jahren wird in der Stadt Kehl ein Wochenmarkt abgehalten. Das Jubiläum wurde 2016 gefeiert. "Kehl entwickelte sich im 19. Jahrhundert mit seinem Holz-, Vieh- und Wochenmarkt zu einem wichtigen Handelsort im Südwesten", erklärt Fiona Härtel, Geschäftsführerin von Kehl Marketing. "Am heutigen Standort des Kulturhauses, der ehemaligen Tulla-Realschule, war der Holzmarkt. Daher stammt auch der Begriff ,Läger'. Hier wurde das Holz von der Kinzig gelagert und verkauft. Der Wochenmarkt spielte eine wichtige Rolle zur Versorgung der Stadtbevölkerung, die Anbieter kamen zumeist aus dem landwirtschaftlich geprägten Umland."

Zwei Mal in der Woche ist in Kehl Markttag: Am Dienstag ist das Angebot ein wenig kleiner als am Freitag. Viele der Beschicker sind schon seit vielen Jahren oder Jahrzehnten fester Bestandteil des Marktes. Es gibt aber auch immer wieder neue Stände zu entdecken. "Neue Marktbeschicker melden sich in der Regel bei Kehl Marketing als Veranstalterin", beschreibt Fiona Härtel den Ablauf. Das Marktkonzept konzentriert sich auf Qualität, Frische und Grünes. "Zusätzlich gibt es im beschränkten Umfang ergänzende Sortimente und saisonale Angebote."

Je nach Saison und Wochentag umfasst der Markt bis zu 50 Stände. Die Gebühr beträgt 1,60 Euro pro laufendem Meter Stand sowie eine Strompauschale von 1,60 Euro. Die Imbissstände zahlen eine höhere Standgebühr. "Der Wochenmarkt ist eine wirkliche Perle", schwärmt Fiona Härtel. "Er ist eine Bereicherung für die Innenstadt, hier trifft man sich, hält ein Schwätzchen und kauft in schöner Atmosphäre ein."

Der Rheinauer Wochenmarkt, der jeden Freitagvormittag auf dem Freistetter Marktplatz veranstaltet wird, wurde erst 1994 ins Leben gerufen: Im Sommer sind die Marktbeschicker von 7 bis 13 Uhr für ihre Kunden da, im Winter von 8 bis 13 Uhr. Davor hatte es weder in Freistett noch in einem der anderen Stadtteile einen Wochenmarkt gegeben. "Mittlerweile ist der Markt aus dem öffentlichen Leben nicht mehr wegzudenken", stellt Ordnungsamtsleiter Armin Schäfer fest. "Er ist im Laufe der 23 Jahre zu einer Tradition geworden." Das Interesse der Marktbeschicker an dem Standort ist groß. "Wir haben mehr Anfragen, als freie Plätze", so Armin Schäfer.

Wichtig ist der Stadt, dass das Angebot auf dem Wochenmarkt ausgewogen ist. Die Marktbeschicker stammen aus dem Umland und dem nahen Elsass. "Zur Zeit haben wir 14 feste und mehrere saisonale Anbieter", erklärt der Hauptamtsleiter. Die Marktgebühr liegt bei 1,50 Euro pro laufendem Meter Stand. "Der Wochenmarkt bietet den Einwohnern ein wichtiges zusätzliches Warenangebot", bilanziert Schäfer. "Er ist eine sinnvolle Ergänzung zum örtlichen Einzelhandel und ist zum Treffpunkt der Menschen und für viele zu einem Eckpfeiler ihrer wöchentlichen Einkäufe geworden." Das Besondere am Rheinauer Wochenmarkt: "Wir haben mehrere Marktbeschicker aus dem Elsass. Wir waren die erste Stadt überhaupt, die elsässische Anbieter zugelassen hat. Unsere überdachte Markthalle ist einzigartig in der Region."

Die Marktmeister in beiden Städten teilen die Stände ein, sorgen für einen geregelten Auf- und Abbau, kümmern sich um die Belange der Marktbeschicker und regeln den Einzug der Marktgebühren.

Trotz eines Marktplatzes sind die Stände des Offenburger Wochenmarkts vom Lindenplatz über die Steinstraße bis in die Hauptstraße aufgebaut. "Das macht auch den Charme des Offenburger Markts aus", ist Christian Schürlein, Leiter des Stadtmarketings, überzeugt. Immerhin finden in Spitzenzeiten hier 120 Anbieter ihren Platz für die saisonalen Angebote und Waren, während des Winters sind es auch ein paar weniger. Zweimal die Woche, dienstags und samstags, bauen die Händler frühmorgens ihre Stände auf, um zwischen 7.30 und 13 Uhr, ihre frischen Waren anzubieten.

"Wir achten auf ein ausgewogenes Angebot, denn wir wollen einen ,grünen Markt' anbieten", betont Schürlein. Entsprechend wird darauf geachtet, wenn ein Platz neu zu besetzen ist. Zwischen den größeren Ständen finden auch kleine Beschicker ihr Plätzchen. Neue Anbieter werden von langjährigen Verkäufern empfohlen oder bewerben sich direkt beim städtischen Marktmeister Elvis Benea. Der Schwerpunkt der Verkäufer liegt in der Ortenau, aber auch aus größeren Entfernungen scheuen manche die Anreise nicht. "Der Wochenmarkt ist von seiner Bedeutung für die Stadt unverzichtbar", macht Schürlein klar. Dessen Charme sich auch durch die engen Gassen und die Verteilung innerhalb der Innenstadt ergibt. Bedingt durch die Nähe zum Elsass wird eine große Auswahl geboten.

Zu den Aufgaben des Marktmeisters gehört es, für Ordnung auf dem Markt zu sorgen. Dazu muss er ein Ohr für die Wünsche und Anregungen der Beschicker haben und auch auf die der Besucher Rücksicht nehmen. Die zu kassierenden Gebühren variieren zum einen an den Wochentagen, dienstags ist es günstiger. Zum anderen zahlen Verkäufer von Fleisch-, Wurst-, Fisch-, Molkerei- und Bäckereiprodukten mehr – zwischen 1,5 und zwei Euro pro Quadratmeter – als Vertreiber von landwirtschaftlichen Produkten, für sie liegt der Quadratmeterpreis zwischen 75 Cent und 1,25 Euro.

Einen Wochenmarkt am Mittwoch in Regie der Stadt und einen Bauernmarkt am Samstag unter Selbstverwaltung des Vereins "Gengenbacher Bauernmarkt e.V.", jeweils von 7 oder 8 bis 12 Uhr, bietet Gengenbach Gästen und Bürgern. "Die beiden Märkte sind sowohl für die Bürger und Passanten als auch die Beschicker eine regelrechte Kommunikationsplattform", betont Michael Götz, Leiter des städtischen Bürgerservice, die Bedeutung des Angebots. Die zwölf Beschicker des Bauernmarkts sind bis auf eine Ausnahme vom Beginn vor rund 20 Jahren dabei.

Auch Gengenbach legt bei dem Sortiment des Wochenmarkts und seiner 21 Anbieter Wert auf Vielfalt, so Götz. Während samstags die landwirtschaftlichen Produkte im Mittelpunkt stehen, sind es unter der Woche "zu- und aufbereitete Naturprodukte", nennt Götz Unterschiede.
In jedem Fall sind es auch in Gengenbach regionale Erzeuger aus dem Umkreis, die ihre Waren und Erzeugnisse anbieten. Beim Bauernmarkt reicht der Radius bis Oberharmersbach, beim Wochenmarkt geht er über die Kreisgrenze hinaus.

"Die Oberkircher Märkte können auf eine lange Tradition verweisen. Ihre Anfänge reichen bis weit in das 14. Jahrhundert zurück", sagt Ulrich Reich, Pressesprecher der Stadt Oberkirch. Oberkirch wurde bereits 1303 als "merketstat", also als Marktstadt beziehungsweise Marktstätte, bezeichnet. "Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass es den Markt schon davor gegeben hat. Damals wurde auf einer Strecke zwischen dem Gasthaus ,Zur Oberen Linde' und dem Amtshaus ein regelmäßiger Wochenmarkt abgehalten", so Reich. In den 1950er-Jahren wechselte der Markt auf den alten Marktplatz, wo er in Verbindung mit dem Ferkelmarkt stattfand. Nachdem immer weniger Ferkel zum Verkauf auf den Markt gebracht wurden, wurde dieser Mitte der 1980er-Jahre eingestellt.

Seit 1986 war der Markt dann in der Bahnhofstraße. Die anstehenden Aus- und Umbaumaßnahmen auf dem jetzigen Marktplatz machten eine Verlegung notwendig. Am 15. Februar 1996, einem Schmutzigen Donnerstag, wurde der Wochenmarkt zum ersten Mal wieder nach knapp zehn Jahren auf dem Oberkircher Marktplatz durchgeführt. Die Rückkehr auf den angestammten Platz bot die Gelegenheit, das Angebot zu vergrößern und mehr Marktbeschicker aufzunehmen, denn durch den Umbau des Marktplatzes stand jetzt ein größerer Platz dafür zur Verfügung. Der Bauernmarkt, der samstags stattfindet, wird von einem eigenen Verein organisiert.

Der Markt in Achern hat ebenfalls eine lange Tradition. "Diesen gibt es seit ,frühester Zeit', das ist der Forschungsstand von Mitte der 1950er-Jahre, als Pfarrer Edmund Jehle seine Stadtgeschichte verfasste. Nach Jehle gibt es den Markt etwa seit 1450 und zwar immer am Dienstag", teilt die Stadtverwaltung Achern mit. Dienstags und samstags kommen bis zu 45 Marktbeschicker. Eine Besonderheit ist, dass es einen Kaffeestand und einen Foodtruck gibt, so soll die Attraktivität verbessert und Verweildauer verlängert werden. "Der Wochenmarkt ist uns sehr wichtig. Er ist Frequenzbringer für den Einzelhandel und stärkt die Landwirte in der Umgebung. Außerdem dient er den Kunden dazu, sich mit Obst, Gemüse und anderen Leckereien einzudecken", so die Stadtverwaltung.

Das Marktwesen in Renchen hat Tradition, der Ort lag an der Handelsstraße zwischen Basel und Frankfurt. Über Renchen führte zudem eine wichtige Handelsstraße von Straßburg über den Kniebis nach Schwaben. Den Wochenmarkt, der immer freitags stattfindet, gibt es in seiner heutigen Form nach einer längeren Unterbrechung wieder seit Mitte der 1980er-Jahre. Die Anzahl der Beschicker variiert je nach Jahreszeit. "Es sind immer wieder auch Schulklassen dabei, die ihre selbstgefertigten Produkte verkaufen", so Hauptamtsleiterin Barbara Kimmig auf Nachfrage. Der Markt dient der Nahversorgung der Renchener Bevölkerung in der Kernstadt und stellt eine Bereicherung bestehender Angebote dar. "Auch gerade für ältere Menschen ist er ein wichtiger Begegnungsort", so Kimmig, die weiß, dass Gespräche auf dem Markt einfach dazu gehören.

Bunt und vielfältig ist das Angebot auf den Wochenmärkten in der Region. | Foto: ds
Zwei Mal in der Woche findet in Kehl an der Friedenskirche der Markt statt.  | Foto: gro

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