Fußnote, die Glosse im Guller
Der "Grüne Knopf"

Der Knopf ist als Gütesiegel ja irgendwie schon seit 1904 etabliert. Wer einen Teddybären oder ein anderes Plüschtier mit "Knopf im Ohr" verschenkt, der kann seit 115 Jahren sichergehen: Alle sehen sofort, das ist ein richtig teures Markenprodukt. Davon abgesehen gibt der Hersteller auch ein Qualitätsversprechen. Jedenfalls ist der "Knopf im Ohr" positiv besetzt.

Gerd Müller

Jetzt gibt es noch einen "Knopf", der ist grün und soll Karriere als Gütesiegel für Textilien machen. Dabei geht es nicht so sehr um Markenqualität, sondern die Einhaltung sozialer und ökologischer Mindeststandards in der Produktion. Stolzer Erfinder ist Gerd Müller. Nein, nicht der Fußballer, sondern unser Bundesentwicklungsminister. In der öffentlichen Wahrnehmung spielt er eigentlich eher eine untergeordnete Rolle. Worunter ein CSU-Vollblutpolitiker wohl echt leiden muss. Jedenfalls würde das erklären, weshalb er immer mal wieder dicke Backen macht. Jetzt versucht er, mit dem "Grünen Knopf" für Furore zu sorgen.
Nun ist es natürlich lobenswert, wenn sich jemand für soziale und ökologische Mindeststandards bei der Produktion von T-Shirts, Hosen & Co. aus Ländern wie Bangladesh einsetzt. Die Grundidee wird eigentlich allseits gelobt. Der Teufel steckt aber im Detail. Hauptsächlich wird kritisiert, dass die Produktionskette vorerst lediglich teilweise kontrolliert wird und nur, wenn diese außerhalb Europas liegt. Auch sonst ist vieles offen und so die Aussagekraft für Verbraucher also eher bescheiden.
"IVN BEST", "GOTS", "Fairtrade Cotton", "Fair Wear Foundation" und, und, und – alle sollen der Orientierung dienen. Als Verbraucher habe ich jedoch den Überblick verloren, was die ganzen Siegel im Detail eigentlich garantieren und was nicht. Ich hoffe nur, der "Grüne Knopf" wird wenigstens nicht als Etikett eingenäht.

Eingenähte Etiketten

Unlängst habe ich mir einen Slip gekauft. Zusammengenommen war die Fläche der eingenähten Etiketten größer als der eigentliche Stoff der Unterhose. Ständig lugte irgendwo ein Aufnäher aus der Buxe. Schneidet man diese ab, bleibt ein kleiner Streifen stehen, der scheuert. Der Versuch diesen mit einer Nagelschere zu beseitigen, endet nicht selten mit einem Loch im neuen Textil.

Positiv besetztes Gütesiegel

Es ist mir wichtig, wie meine Kleidung produziert wird. Allerdings habe ich meine Zweifel, ob in der Zukunft ein Kollege mal schreibt: Seit 115 Jahren ist der "Grüne Knopf" ein positiv besetztes Gütesiegel.
Anne-Marie Glaser

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