Fußnote, die Glosse im Guller
Der Wahlkampf hat begonnen

Schau einer an, in Baden-Württemberg besuchen auch Schüler das Gymnasium, die von ihren Fähigkeiten her besser auf einer anderen Schule aufgehoben wären. Tja, hätte die grün-rote Landesregierung damals mal nicht die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft. Das findet auch CDU-Kultusministerin Susanne Eisenmann und brandmarkt das nun als Fehler. Tatsächlich hing es früher noch von der Einschätzung ausgebildeter Pädagogen ab, welche weiterführende Schule ein kleiner Fynn-Noah besuchen durfte. Heute ist deren Ansicht vergleichbar mit der unverbindlichen Preisempfehlung für Weichspüler. Da können sich Eltern dran halten, müssen es aber nicht. Was viele dann entsprechend nicht tun.

Kretschmann wundert sich

Letzteres wundert unseren Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann doch sehr, wie er nach der Kritik der Kultusministerin kundtat. Mich nicht. Es gibt nämlich Eltern, die sehen in ihrem kleinen Liebling ein großes Genie, obwohl er in der vierten Klasse immer noch nicht bis drei zählen kann. Dagegen verblüfft mich die ungewohnte Naivität unseres Landesvaters. Dabei müsste er sich als ehemaliger Gymnasiallehrer doch gut mit Eltern auskennen. Als er damals unterrichtete, gab es allerdings noch die Grundschulempfehlung und hielt ihm Dummköpfe vom Hals. Vielleicht fehlt es ihm deshalb an entsprechender Erfahrung. Mit Dummköpfen meine ich natürlich nicht die Kinder, die keine Gymnasial-Empfehlung haben, sondern Eltern, die ihren Nachwuchs auf Gedeih und Verderben auf eine höhere Schule zwingen wollen.

Auf Krawall gebürstet

Aber zurück zu der Kabbelei zwischen der Kultusministerin und Kretschmann. Überhaupt scheint Eisenmann zur Zeit richtig auf Krawall gebürstet. Erst pinkelt sie den grünen Koalitionspartner wegen der Grundschulempfehlung an, dann stellt sie sich gegen seinen Vorstoß, das Rauchverbot unter anderem auf Schulhöfe auszuweiten. Immerhin kriegt auch die schwarz-rote Bundesregierung ihr Fett ab wegen der Pläne zum Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen. Hinsichtlich möglicher Kosten mutierte Eisenmann sofort zur Landesverteidigerin. Oh weh, hat etwa der Wahlkampf schon begonnen!? Eisenmann ist die CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2021 und will Kretschmann beerben. Na, dann noch viel Spaß bei der Zusammenarbeit. Auf eine Lösung in Sachen Schulwechsel nach der vierten Klasse werden wir dann wohl warten müssen.
Anne-Marie Glaser

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