Fußnote, die Glosse im Guller
Hafermilch mit süßem Honig

Es gibt Dinge, die bin ich meinen Mitmenschen einfach schuldig. Dazu gehört der tägliche Wechsel der Oberbekleidung, das Benutzen eines Deodorants und davor selbstverständlich das Duschen. In Bezug auf Letzteres halte ich mich seit Jahren an das Motto: An meine Haut lasse ich nur Wasser und ein im Geruch relativ dezentes Duschgel. Leider scheinen diese Art von Pflegeprodukte nun Mangelware zu sein. Tatsächlich fand ich beim Einkaufen im Regal nur noch sehr bescheidene Restbestände zweier mir bislang unbekannter Marken.

Böses Erwachen

Nun kann man in Zeiten von Corona nicht wählerisch sein, weshalb ich je eine Flasche von jeder Sorte kaufte. Das böse Erwachen kam, als ich eines der beiden neuen Duschgels unter der Dusche verwendete. Es war die Geruchsrichtung Hafermilch und Honig.

Pommes trifft Hafer

Nun gibt es ja Menschen, die mit dem Duft angenehme Assoziationen verbinden. Dazu gehöre ich nicht. Tatsächlich habe ich Haferbrei mit Honig schon als Kind verabscheut. Da der Mensch aber von Wasser alleine nicht wirklich sauber wird, nahm ich eine Mini-Dosis von dem Duschgel und wusch ich mich mit Todesverachtung und angehaltenem Atem damit. Dabei vertraute ich fest darauf, dass sich der Geruch bald verflüchtigen würde. Von wegen: Ich hatte noch nie ein Kosmetikprodukt, dessen Duft so lange und intensiv an mir haftete wie bei diesem. Den konnte noch nicht einmal Zigarettenrauch übertünchen. Anschließend roch ich lediglich wie ein Aschenbecher, in den jemand Haferbrei mit Honig geschüttet hat. Also briet ich mir mittags Kartoffelpuffer in viel Fett und lehnte mich absichtlich mit dem Oberkörper über die Pfanne. Das olfaktorische Resultat lässt sich beschreiben als: Pommes Frites trifft Hafer, wobei Letzterer deutlich dominierte. Am Abend war das Aroma fetttriefender Kartoffeln ganz verflogen. Was blieb war der Duft von süßem Brei. Als ich vor die Haustür ging, zog der sogar Nachbars Katze an, die mich sonst immer ignoriert.

Gegenmittel mit Knoblauch

Der Mann, der mit mir Tisch und Bett, aber nie das Duschgel teilt, riet mir feixend, mich als Gegenmittel mit Knoblauch einzureiben. So frech wie er dabei grinste, war ich nahe dran, den Vorschlag umzusetzen, nur um ihn für seinen Spott zu bestrafen. Doch dann überreichte er mir mein übliches Duschgel, das er für mich aufgestöbert hat.
Vorerst rieche ich also wie gewohnt. Und dann teste ich erst das zweite Duschgel. Die Duftrichtung ist Olive und Milch.
Anne-Marie Glaser

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