Fußnote, die Glosse im Guller
Wer hat Angst vor dem bösen Wolf?

Es war einmal ein Wolf. Der wollte wahrscheinlich nur spielen. Deshalb freute er sich, als er einen Mann sah. Es handelte sich dabei um einen Gemeindemitarbeiter, der auf einem Friedhof am Boden kniend einer Arbeit nachging.

Friedhofsgärtner gebissen

Hunde dürfen nicht einmal an der Leine auf Friedhöfe. Das steht meist auf Schildern unter der Überschrift Friedhofsordnung. Nun stammt der Hund vom Wolf ab. Deshalb muss das Verbot aber nicht automatisch auf diesen übertragbar sein. In jedem Fall kann geltend gemacht werden, dass Wölfe nicht lesen können. Analphabetismus ist in der Tierwelt weit verbreitet. Aus diesem Grund kann dem Wolf wegen des Betretens der Anlage kein Vorwurf gemacht werden. Immer vorausgesetzt, es besteht überhaupt ein Verbot.

Doch genug der pseudo-juristischen Abwägungen, weiter mit der Geschichte. Nachdem besagter Wolf verbotenerweise oder auch nicht, in jedem Fall aber weder mit Vorsatz noch selbstverschuldeter Fahrlässigkeit gegen eine mögliche Friedhofsordnungsregel verstoßend, den Gottesacker betreten hatte, kam es zum Eklat.

DNA wird untersucht

Sicher in Unkenntnis der gängigen Regeln beim Spielen mit Gemeindemitarbeitern schnappte Meister Isegrim nach dessen Hand. So ein Wolf gibt sich halt nicht nur mit einem kleinen Finger zufrieden. Vielleicht wollte er auch das unter Menschen übliche Händeschütteln simulieren. Dabei hat er dann sowohl die Beißkraft seines Kiefers als auch die Wirkung einer solchen Geste auf schreckhafte Gemüter unterschätzt. Der Mann fürchtete jedenfalls, sein letztes Stündlein hätte geschlagen. Und weil er nicht auf dem Friedhof sterben wollte, schlug er den vermeintlichen Angreifer mit einem Hammer in die Flucht.

Bestärkt durch Märchen wie "Rotkäppchen und der böse Wolf" pflegen viele Menschen Vorurteile gegen diese Tiere mit oft osteuropäischem Migrationshintergrund und verlangen eine Obergrenze. Andere plädieren für ein grundsätzliches Aufenthaltsrecht aus humanitären Gründen und kritisieren mangelnde Willkommenskultur. Sie glauben auch nicht an eine Gefahr für Menschen. Vielleicht wurde der Gemeindemitarbeiter ja nur von einem Hund gebissen. Um das zu überprüfen, begibt man sich mit großem Aufwand auf DNA-Spurensuche. Bei Redaktionsschluss lag das Ergebnis noch nicht vor. Was dann das märchenhafte Ende ist? Na, da der Gemeindemitarbeiter am Biss nicht gestorben ist, lebt er noch heute. Anne-Marie Glaser

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