Besuch bei der Familienbrauerei Bauhöfer

Alexander Schneider (l.) und Siegbert Meier im Sudhaus.
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Renchen-Ulm. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, heißt es so schön. Heutzutage wird
jedoch nicht nur gegessen, um bei Kräften zu bleiben. Die Ansprüche an
Nahrungsmittel sind gestiegen. Verbraucher möchten wissen, woher
Produkte stammen und wie sie produziert werden. In der neuen Sommerserie
„So schmeckt die Ortenau“ besucht der Stadtanzeiger regionale
Produzenten. Heute schauen wir bei der Familienbrauerei Bauhöfer in
Renchen-Ulm hinter die Kulissen.

Wer die Brauerei Bauhöfer sucht, hält einfach nach dem Kirchturm im Renchner Ortsteil Ulm
Ausschau. Sie liegt mitten in dem schmucken Ort, direkt neben dem
Gotteshaus. Wie Geschäftsführer Siegbert Meier bei der Begrüßung
berichtet, war der Vater des Firmengründers nämlich Messner und wohnte
deshalb bei der Kirche. Sohn Ludwig Bauhöfer wollte allerdings nicht in
die Fußstapfen des Familienoberhaupts treten. Er zog in die weite Welt
hinaus und lernte lieber Mälzer und Brauer. Nach seiner Rückkehr in die
Heimat gründete er dann nicht nur eine Familie, sondern 1852 auch das
Unternehmen. „Was vor 161 Jahren ganz bescheiden als Hausbrauerei
begann, ist heute ein gesundes mittelständisches Unternehmen, das gerade
an die vierte Generation übergeht. Und die fünfte wächst auch schon
heran“, so Meier.

Beim Rundgang fallen an den Wänden die unzähligen Urkunden auf. DLG-Auszeichnungen, Bundesehrenpreis oder auch
der Sieg beim European Beer Star 2007, bei dem das Ulmer Pilsner als
bestes in ganz Deutschland in der Bewertungskategorie gekürt wurde.

Beim Bierbrauen nach dem Reinheitsgebot – und das wird in Ulm hoch gehalten –
braucht es drei Zutaten: Hopfen, Malz und Wasser. Letzteres stammt bei
Bauhöfer aus zwei eigenen Tiefbrunnen, wird streng kontrolliert und ist
besonders gut. „Die Braugerste wird vor allem aus Lahr-Dinglingen
bezogen und in Form von Braumalz verwendet“, erklärt der
Geschäftsführer. Die drei weiteren Lieferanten sitzen ebenfalls alle in
Baden-Württemberg. „Wir versuchen möglichst regional zu bleiben“, so
Meier. Hopfen würde zwar grundsätzlich auch in der Rheinebene wachsen,
aber die Bedingungen sind nicht ideal, da es hier zu warm ist.

Anders in Tettnang, der berühmten Hopfenhochburg. Überwiegend dort kauft
Bauhöfer den benötigten Hopfen sowie aus Hallertau und Spalt. „Wir
schauen nicht, wo es am billigsten ist, sondern wo wir die besten
Produkte bekommen“, betont Meier. „Wir haben hohe Maßstäbe. Unser
Grundprinzip ist: hervorragende Qualität.“ Die gibt es nicht als
Schnäppchen und verlangt auch entsprechend beim Endprodukt einen höheren
Verkaufspreis: „Wir brauen Genießer-, keine Billigbiere.“

Im Sudhaus wird die Würze produziert. Der Vorgang läuft vollautomatisch ab
und wird von Braumeister Alexander Schneider mit Hilfe von
Messinstrumenten überprüft. Durch große Bullaugen kann das Ganze
beobachtet werden. „Aus dem Brauwasser und dem Malz bekommen wir die
Maische. Diese wird mit Hilfe der Enzyme aus dem eigenen Malz
verzuckert“, erklärt Schneider. „Durch das Filtrieren der Maische
erhalten wir einen flüssigen Extrakt, der dann mit dem Hopfen gekocht
wird. Nach dem Abkühlen der Würze kann dann Hefe zugegeben werden.“

Jetzt geht es in einen anderen Teil der Brauerei. Schon beim Öffnen der Tür
empfängt den Besucher ein aromatischer Duft. Hier findet in großen
offenen Bottichen die Hauptgärung statt, die nach ungefähr einer Woche
abgeschlossen ist. Die nächste Station ist der Keller. Während draußen
heiße Temperaturen herrschen, ist es hier empfindlich kühl. In den
verschiedenen Räumen steht ein Tank neben dem anderen. Darin lagern die
unterschiedlichen Biersorten bei 0 bis -2 Grad mindestens sechs Wochen
lang. So viel Reifezeit lassen nicht alle Brauereien ihren Produkten.

Je nach Sorte geht das Bier nach der Lagerung entweder direkt oder erst
nach der Filterung in die eindrucksvolle Abfüllanlage. An Fülltagen
laufen hier 80.000 Flaschen durch oder circa 1000 Fässer. Insgesamt
produziert die Brauerei Bauhöfer jährlich sieben Millionen Flaschen und
60.000 Fässer in allen Größen. Diese kommen dann erst einmal in die
Versandhalle. Hier geht es sehr geschäftig zu. Gabelstapler sausen durch
die Gänge. Rechts und links türmen sich meterhoch Bierkästen und
Fässer. In einem anderen Teil stapeln sich in Regalen bis unter die
Decke Sitzbänke, Tische, Sonnenschirme, Gläser sowie alles, was man für
ein gemütliches großes Bierfest braucht und von Bauhöfer bei Bedarf
verliehen wird.

Die Bestellungen werden von Stephan Kloo und Herbert Graf in der Versandabteilung bearbeitet. Sollte einem Wirt zu
später Stunde oder am Wochenende das Bier ausgehen, gibt es eine
Hotline. Wie Herbert Graf erzählt, bekam er vor einiger Zeit um
Mitternacht einen Anruf. Bei einem Dorffest wurde dringend Nachschub
gebraucht. Wie gewünscht, fuhr er zur Lagerhalle, aber niemand kam, um
die Bestellung abzuholen. „Schließlich klingelte das Telefon wieder“,
erinnert er sich lachend. „Ob ich das Bier nicht vielleicht auch
vorbeibringen könnte. Alle hätten schon Alkohol getrunken und niemand
sollte mehr Auto fahren.“ Natürlich hat Herbert Graf dann dafür gesorgt,
dass die durstigen Festbesucher nicht auf dem Trockenen saßen.

Autor: Anne-Marie Glaser

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