Polizei hatte die Situation am Panzergraben aber ausgezeichnet im Griff
Sprechchöre und Eierwerfer beim Nazi-Aufmarsch

150 Einsatzkräfte sorgten dafür, dass es beim Panzergraben zu keiner Eskalation kam.  | Foto: hbl
  • 150 Einsatzkräfte sorgten dafür, dass es beim Panzergraben zu keiner Eskalation kam.
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Rheinau. Ein Landwirt tuckert mit seinem Traktor über den Acker. Jogger laufen schwitzend
daran vorbei. Auf den ersten Blick wirkt alles friedlich – ein ganz
normaler Samstagvormittag. Doch die Ruhe ist trügerisch. Auf einem
Parkplatz nicht weit hinter dem Ortsschild von Memprechtshofen formiert
sich eine Gruppe von rund 50 Menschen. Sie haben Fahnen und Trommeln
mitgebracht und möchten zum nahegelegenen Ehrenmal Panzergraben
marschieren.

Nicht zum ersten Mal erlebt Memprechtshofen einen solchen Aufmarsch. Die Polizei ist bestens gewappnet und mit 150
Einsatzkräften vor Ort. Denn nicht nur Neonazis sind gekommen, um an der
Gedenkstätte eine Kundgebung abzuhalten. Rund 65 Demonstranten warten
mit Transparenten am Wegrand und schauen mindestens so grimmig
entschlossen drein wie diejenigen, gegen die sie protestieren.

„Ich habe keine Lust etwas zu erklären“, gibt sich eine der jungen Frauen
genervt auf die Frage, warum sie hier demonstriere. „Schauen Sie sich
halt um, aber fragen Sie uns nicht“, erklärt eine andere. Überhaupt
reagieren die meisten auf die Presse höchst verärgert. Nur eine Gruppe
junger Männer bleibt freundlich. Ihre Namen möchten sie nicht nennen,
aber einer verrät: „Wir sind Antifaschisten aus der Region.“ Aber
erreichen sie mit ihrer Demonstration nicht, dass den Nazis erst
besondere öffentliche Aufmerksamkeit geschenkt wird? „Die wollen keine
Aufmerksamkeit, sondern möchten unbehelligt bleiben. Solche Kundgebungen
sollen nur nach innen wirken, das Wirgefühl stärken. Wir sind gekommen,
um die Atmosphäre zu stören und ihnen das Ganze zu vermiesen“, erklärt er.

Im rechten Lager besteht überhaupt keine Möglichkeit für ein Gespräch. Kaum fällt das Wort Presse, sagt ein Mann herrisch: „Gehen Sie
vorbei, und sprechen Sie niemanden an.“ Offener sind dagegen die
Zaungäste. Es sind nicht viele, aber ein Ehepaar ist extra aus dem
Kinzigtal gekommen, um sich das Spektakel anzusehen. Gut gelaunt läuft
es zwischen den schwerbewaffneten Beamten herum. Haben sie keine Angst?
„Ach wo, wir gehören doch zu keiner Gruppe“, meint die Frau unbeschwert.
Dass das Ganze aber alles andere als ein Spaß ist, wird spätestens
klar, als sich die Teilnehmer der Kundgebung unter Polizeibegleitung den
Antifaschisten nähern. Letztere stimmen laute Sprechchöre an, manche
werfen sogar Eier, Äpfel und Steine. Trotzig grinsen viele Neonazis sie
an, einer zeigt den Stinkefinger. Sofort rückt die Polizei näher an die
Demonstranten heran, Verstärkung macht sich bereit.

Überhaupt haben die Beamte das Ganze gut im Griff. Die Augen der Polizisten sind
überall. Als ein Rechter sich von hinten an die Antifaschisten
heranschleicht, wird er sofort von zwei Polizisten weggedrängt. Ein
Antikonfliktteam wird gleich aktiv, sobald es irgendwo kriselt. Sowohl
das rechte, als auch das linke Lager scheint aber zu wissen, dass
bestimmte Spielregeln eingehalten werden müssen. Alle halten sich
weitgehend an die Auflagen. Kurz nach 13 Uhr herrscht wieder Frieden
beim Panzergraben. Im Dorf selbst ging der Protest dagegen weiter.

Autor: Anne-Marie Glaser

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