Seit 20 Jahren an der Spitze der Wolfacher Stadtkapelle
Joachim Riester ist musikalischer Leiter und hat den Wandel der Zeit miterlebt

In seinem Element: Der Wolfacher Dirigent Joachim Riester bei Proben in den neugestalteten Räumen des "Alten Bahnhofs".  | Foto: Stadtkapelle Wolfach
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  • In seinem Element: Der Wolfacher Dirigent Joachim Riester bei Proben in den neugestalteten Räumen des "Alten Bahnhofs".
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Wolfach (bos). Noch gut erinnert sich Joachim Riester an seine Anfänge als Musikalischer Leiter der Stadtkapelle Wolfach zurück. Am 1. Januar 1997 trat er seine neue Stelle an.
Ein Unbekannter war Riester damals allerdings nicht. "Ich bin aus Wolfach, habe 1972 als Kind hier in der Stadtkapelle gespielt und bin nach meinem Musikstudium in die Heimat zurückgekehrt." Geplant war die Anstellung als Stadtmusikdirektor allerdings nicht. "Damals war ich bei der Trachtenkapelle in Bad Rippoldsau und beim Musikverein Steinach tätig", erinnert sich Riester zurück. Nach dem Tod des damaligen Musikdirektors Dieter Küstler wurde die Stelle von der Stadt Wolfach ausgeschrieben. Riester bewarb sich und wurde genommen. "Zu Beginn war das schon etwas komisch", erzählt er. "Die Musiker und auch der Vorstand kannten mich ja schon von Kindesbeinen an. Jetzt als musikalischer Leiter vor ihnen zu stehen, das war ein ganz anderes Gefühl. Ich musste mich damals ein wenig durchsetzen." Rund ein Jahr dauerte diese Einfindungsphase bei Riester. "Ein Highlight war 1997 sicherlich das Jahreskonzert in der Wolfacher Festhalle."

Geprobt wurde damals noch in der Schlosshalle. "Dort waren wir bis Ende 2016 drin", erzählt der musikalische Leiter. "Dann sind wir in unseren heutigen Sitz, den ehemaligen Bahnhof, gezogen." Die Stadt kaufte das alte Gebäude und ließ es sanieren. Um die Schlosshalle wieder als städtische Gemeinschaftseinrichtung nutzbar zu machen, zogen die Stadtmusik und der Musikverein in den neugestalteten Bahnhof.

"Pünktlich zu Weihnachten 2016 konnten wir dann die erste Probe in den neuen Räumen abhalten", so Riester. Noch immer ist die Freude über die neuen Räumlichkeiten bei dem Dirigenten zu spüren. Kein Wunder, so hell und weitläufig wie das neue Gebäude ist. "Im Vergleich zu meinen Anfangsjahren ist das Niveau deutlich gestiegen", erklärt Riester, der damit sowohl die Spielkultur als auch die musikalische Literatur meint. "Die Schwierigkeit bemisst sich bei uns in Grad, je höher desto komplexer", erklärt er. "Was früher Grad zwei war ist heute Grad eins. Das hat sich alles nach hinten verschoben." Auch das Angebot habe sich in den vergangenen 20 Jahren vergrößert. "1997 war schon viel auf dem Markt. Heute ist es aber weitaus mehr, das liegt auch am Angebot, dass man online findet", erklärt Riester.

Doch die Vielfalt hat nicht nur Vorteile: "Die Recherche dauert einfach länger." Zwar ist die Recherchearbeit durch die Digitalisierung aufwendiger geworden, Vorteile bietet das Internet dennoch: "Gerade bei der Kommunikation untereinander hat sich im Vergleich zu meinem Anfang als musikalischer Leiter viel getan", erzählt Riester. Damit meint er vor allem die sozialen Netzwerke, Gruppenchats und E-Mails, dank denen heute verschobene Proben und aktuelle Neuigkeiten schnell unter den Musikern ausgetauscht werden können.

"Aktuell haben wir um die 120 Mitglieder", berichtet Riester. "1997 waren es etwa 60 bis 70." Zwar sei die wachsende Mobilität der jungen Menschen spürbar, etwa wenn sie nach der Schule zum Studieren oder Arbeiten weiter weg ziehen, dennoch kommen viele über das Wochenende nach Hause und können so trotzdem an den Proben am Freitag teilnehmen. Mitgliedermangel, wie er in anderen Vereinen beklagt wird, ist für Riester kein Thema. "Auf Werbung verzichten wir komplett, das läuft alles über Mund-zu-Mund-Propaganda. Viele kommen in der Gruppe bei uns vorbei und stellen sich vor, um ein Instrument zu lernen", berichtet der musikalische Leiter und fügt hinzu: "Über den Nachwuchs müssen wir uns derzeit keine Sorgen machen."

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