Sandra Boser - eine erfolgreiche Frau
Betriebswirtin, Mutter, Landespolitikerin

Die Wolfacherin Sandra Boser ist Abgeordnete, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion der Grünen. | Foto: Michael Bode
  • Die Wolfacherin Sandra Boser ist Abgeordnete, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion der Grünen.
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Wolfach. Normalerweise würde Sandra Boser Montagmorgen um diese Uhrzeit gerade mit dem Zug im Hauptbahnhof in Stuttgart eintreffen. Aber was ist in Zeiten von Corona schon normal. Da viele Besprechungen derzeit über Videokonferenzen stattfinden, kann die Abgeordnete, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion der Grünen an diesem Tag von zu Hause aus arbeiten und sich zudem Zeit für die Guller-Redaktion nehmen. Es gibt aber auch Präsenztermine wie Plenarsitzungen.

Wahlkreis 50 Lahr

Die 43-Jährige hat als Abgeordnete zwei Arbeitsorte: Stuttgart sowie den Wahlkreis 50 Lahr. Letzterer reicht grob skizziert von Ringsheim bis Meißenheim und hinauf in den Schwarzwald bis Hornberg. Es ist ihre zweite Wahlperiode. Bereits bei ihrer ersten Kandidatur schaffte sie den Sprung in den Landtag 2011 auf Anhieb. 2016 gewann die zweifache Mutter sogar das Direktmandat. Wurde ihr eine frühe Karriere als Politikerin schon durch das Elternhaus in die Wiege gelegt? Sandra Boser schüttelt lachend den Kopf: "Nein, absolut nicht."

Realschulabschluss sollte genügen

Im Elternhaus wurde zwar über Politik gesprochen, aber niemand engagierte sich in einer Partei. Und ehrgeizige Karriereträume waren überhaupt kein Thema. "Meine Eltern waren einfache Arbeiter", erzählt Sandra Boser. Die Familie lebte in einer kleinen Wohnung in Wolfach, wo sich die heutige Landtagsabgeordnete bis zu ihrem Auszug mit 18 Jahren ein Zimmer mit ihrer Schwester teilte. Unabhängig von Noten stand für den Vater damals fest: Ein Realschulabschluss genügt für die Tochter, um eine bodenständige Ausbildung zu machen. Was will der Mensch mehr?

Thema war auch: Wie finanzieren wir das?

Als Kind gab sich Sandra Boser mit dieser Einstellung zunächst zufrieden. Sie kannte es nicht anders: "Auch in meinem Freundeskreis kam niemand aus einer Akademikerfamilie." Doch dann hatte sie den Realschulabschluss und eine ins Auge gefasste Ausbildung als Krankengymnastin konnte erst mit 18 Jahren begonnen werden. Also durfte sie zur zeitlichen Überbrückung auf dem Wirtschaftsgymnasium in Hausach Abitur machen. Der Schülerin eröffnete sich eine neue Welt. "Ich hätte gerne Politik und Deutsch studiert, um Journalistin zu werden", gesteht die Abgeordnete. "Meinem Vater war das zu schwammig. Ein großes Thema war zudem: Wie finanzieren wir das?" Wäre es nach ihm gegangen, hätte die Tochter eine Banklehre gemacht. Doch sie wollte mehr, hatte Grips sowie Biss und fand schließlich eine Möglichkeit in Form eines duales Studiums. Drei Jahre lang arbeitete sie im Wechsel ein halbes Jahr bei der Sparkassen-Versicherung und studierte auf der Berufsakademie in Mannheim. Im Anschluss war sie 13 Jahre als Diplom-Betriebswirtin bei dem Unternehmen tätig. Parallel dazu war Sandra Boser zwar immer politisch sehr interessiert, aber erst nach der Geburt ihrer heute 14-jährigen Zwillinge wurde sie in der Elternzeit Parteimitglied der Grünen. "Mit Zwillingen gibt es genug zu tun", betont die zweifache Mutter, um dann mit herzerfrischender Offenheit hinzuzufügen: "Trotzdem fiel mir nach zwei Jahren die Decke auf den Kopf." Es fehlte die intellektuelle Herausforderung.

Familie und Beruf

Gemeinsam mit ihrem Ehemann Carsten initiierte sie 2010 zur Kommunalwahl die Grüne Liste in Wolfach und ihm gelang der Einzug in den Stadtrat. Bei ihr reifte dann während ihrer zweijährigen Tätigkeit im Büro des damaligen Bundestagsabgeordneten Alexander Bonde der Entschluss: "Ich möchte in den Landtag." Und sie schaffte es.
"Die Organisation von Familie und Beruf war für uns nie ein Problem, weil wir von vielen Seiten unterstützt wurden", betont Boser. Besonders wichtig ist für sie natürlich der Rückhalt durch Ehemann Carsten, der neben seinem Beruf als Lehrer zu Hause alles managt, und, dass die Kinder die Situation immer sehr gut mitgetragen haben.

Heavy-Metal-Konzerte

Übrigens ist die Politikerin auch niemand, der in der Freizeit die Ruhe sucht. "Ich gehe gerne auf Rock- oder Heavy-Metal-Konzerte", verrät sie. Ansonsten kocht und backt sie gerne, normalerweise auch oft für Gäste. Aber was ist in Zeiten von Corona schon normal. Wie sie jedoch mit einem Augenzwinkern verrät: "Wir skypen mit Freunden und trinken dabei wenigstens gemeinsam ein Glas Wein."
Anne-Marie Glaser

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