Aufwendige Inszenierung der Burgbühne Oberkirch
„Das Gespenst von Canterville“ trifft auf amerikanische Unbekümmertheit
Bericht von Johanna Graupe
Jürgen von Bülow erzählt die berühmte Geistergeschichte in moderner Form, inszeniert von Rob Doornbos für die Burgbühne, mit passender Musik von Komponist Magnus Reichel.
Der amerikanische Botschafter Hiram B. Otis ist gewarnt: In den Mauern von Schloss Canterville treibt ein Gespenst sein Unwesen – nämlich niemand Geringerer als der gefürchtete Sir Simon. Seit Generationen vertreibt Sir Simon jeden neuen Besitzer von Canterville Chase, indem er Hochqualität an Horror und Schrecken verbreitet – entsprechend der guten alten Geistertradition.
Doch das hält den amerikanischen Gesandten Hiram B. (Arthur Hilberer) nicht davon ab, das alte Gemäuer zu kaufen und mit seiner ganzen Familie einzuziehen. Wenn amerikanische Unbekümmertheit auf europäische Angst trifft, haben die Geister nicht viel zu lachen. Als moderne, aufgeklärte Amerikaner geben sie diesen britischen Geistergeschichten schließlich keinen Glauben. So beginnen harte Zeiten für den alten Schlossgeist (Ingo Lachmann), und um Sir Simon herum ist eine ganze Reihe von weiteren Gespenstern, die solche Respektlosigkeit in all den Jahrhunderten noch nie erlebt haben.
Trotz aller Bemühungen der Geister gelingt es ihnen nicht, diese Familienmitglieder zu erschrecken. Im Gegenteil: Sie beschweren sich über nächtliche Lärmbelästigung und stellen bösartige Fallen. Wer kümmert sich schon um jahrhundertealte Geschichten und die Toten der Vergangenheit? Das ist ignorant und Geister-Mobbing der schlimmsten Sorte, denkt Sir Simon. Dass er nicht mehr wahrgenommen wird und in Geisterrente gehen soll, bringt ihn zur Verzweiflung. Die einzige Person, die Mitgefühl empfindet und ihm helfen könnte, das Älterwerden anzuerkennen und trotzdem an sich zu glauben, ist ausgerechnet die Tochter der neuen Besitzer, Virginia (Xae Lanzillotti).
Das Stück ist in jeder Beziehung aufwendig. Komponist Magnus Reichel – er ist seine dritte Auftragsarbeit für die Burgbühne - komponierte die Musik. „Das Hauptmotiv ist für Orchester komponiert, die Musik zieht sich von Orchester über Rap zu traditioneller Musik (wie z.B. ‚Scarborough Fair‘) mit Live-Gesang. Das Finale geht durchaus in Richtung Musical.“(Reichel)
Regisseur Rob Doornbos hebt das Engagement des Ensembles hervor: „Viele Elemente wurden gemeinsam entwickelt, alle Spieler und Spielerinnen, unter ihnen auch sechs neue Akteure, sind sehr selbständig und mit Ehrgeiz an die Entwicklung des Stückes gegangen.“ Neu im Team ist auch Michael Huber, der dieses Jahr als Regieassistent agiert.
Ein turbulentes, witziges und auch tiefgründiges Stück – gleichermaßen für Jugendliche wie für Erwachsene geeignet.
Termine: Premiere ist am Samstag 28. Juni, weitere Termine: So. 29.6., Fr. 4.7., Sa. 5.7., So. 6.7., Mi. 9.7., Sa. 12.7.,So. 13.7., Fr. 18.7., Sa. 19.7., So. 20.7.,Mi. 23.7., Sa. 26.7. und So. 27.7.2025, Freitag und Samstag jeweils 20:00 Uhr, Sonntag und Mittwoch jeweils 19:00 Uhr, Kartenvorverkauf: www.ortenaukultur.de, Bürgerbüro der Stadt Oberkirch, 07802/82700, Geschäftsstelle der Mittelbadischen Presse.