Stabkirche in Ottenhöfen
Skandinavien als Vorbild für eine Kirche

Die Kirche in Ottenhöfen ist ein Kleinod, denn sie ist nach dem Vorbild skandinavischer Stabkirchen gebaut. | Foto: Berthold Gallinat
  • Die Kirche in Ottenhöfen ist ein Kleinod, denn sie ist nach dem Vorbild skandinavischer Stabkirchen gebaut.
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Ottenhöfen (gat). Die evangelische Kirche in Ottenhöfen hat eine außergewöhnliche Geschichte. Das Gotteshaus in der Weihermatt ist nach skandinavischem Vorbild eine Stabkirche. Wie bei den Stab- oder Mastenkirchen in Norwegen und Schweden bildet eine Holzkonstruktion den Baukörper.

Schulzimmer war kein geeigneter Andachtsraum

Dass in Ottenhöfen vor mehr als 80 Jahren eine evangelische Kirche gebaut wurde, verdankte die damals bestehende Kirchengemeinde mit 42 evangelischen Christen zu erheblichem Teil Kurgästen und Sommerfrischlern evangelischen Glaubens: Sie wünschten, am Sonntag auch Gottes Wort zu hören.

Evangelische Gottesdienste fanden für die wenigen evangelischen Christen im Achertal aber nur im Schulsaal in Kappelrodeck, bisweilen auch in einem Schulraum in Ottenhöfen statt. Den Schulräumen jedoch fehlte jede Atmosphäre für eine Andacht und so wuchs Ende der 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts der Wunsch, zumindest eine Kapelle in Ottenhöfen zu errichten.

Karlsruher Landeskirche gab Segen für Bau der Stabkirche

Bis 1933 sollte es noch dauern, bis der Plan zum Bau einer Kapelle konkret wurde. Berücksichtigt werden musste, die evangelische Kappelrodecker Gemeinde nicht zu verärgern, denn diese hatten zum Bau einer evangelischen Kirche in Kappelrodeck bereits ein Baugelände erworben. So holte man sich Rat bei der Landeskirche in Karlsruhe und diese gab schließlich für den Bau eines Gotteshauses in Ottenhöfen ihren Segen – insbesondere der Kurgäste wegen.

Im Mai 1934 fiel die Entscheidung, die Holzkirche zu bauen. Der Kaufvertrag für den Bauplatz wurde am 24. Juli 1934 unterzeichnet. Bewusst wählte der kirchliche Baurat Max Appenzeller aus Karlsruhe die skandinavische Bauweise einer Stabkirche. Ottenhöfens evangelische Kirche sollte ein klar erkennbares protestantisches Gotteshaus sein und sich zudem gut in die Schwarzwaldlandschaft einfügen.

Künstler gestalteten Innenteil der Kirche

Der Bau verzögerte sich. Erst im September 1935 gab es grünes Licht, aber wegen des bevorstehenden Winters wurde mit dem Bau schließlich am 14. April 1936 begonnen und am 29. November 1936 hatten die evangelischen Christen in Ottenhöfen endlich ihre Kirche.

Die Schnitzarbeiten an Altar und Kanzel fertigte Josef Furtwängler aus Freiburg. Er wählte als Motiv für den Altar die Feier des heiligen Abendmahls, die Schnitzerei an der Kanzel symbolisiert den Ausspruch Jesu: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Für das Wandbild im Chor erhielt der Kunstmaler Konrad Kayser aus Sasbachwalden den Auftrag. Er wählte den 23. Psalm „Der Herr ist mein Hirte“ zum Motiv und sein Bild ist eine Hommage an das Achertal, das er mit Blick von oben hinab gemalt hat.

Fenster schaffen spirituelle Atmosphäre

Die NS-Herrschaft machte auch vor dem Ottenhöfener Kirchlein nicht Halt. Trotz heftigen Einspruchs konnte der damalige Pfarrer nicht verhindern, dass im Chorbogen neben der Lutherrose ein Hakenkreuz als „Symbol der Bewegung“ eingemeißelt wurde. Nach dem Krieg wurde das Hakenkreuz mit einem Kronenkreuz der Inneren Mission (Diakonie) überdeckt.

Etwas Besonderes sind die Fenster der Kirche aus kompakten bunten Glassteinen. Die ungleichmäßigen Glassteine der beiden Fenster im Chor schaffen bei Sonnenschein am Morgen und am Abend eine spirituelle Atmosphäre im Kirchenraum. Im Sommerhalbjahr ist die evangelische Kirche in Ottenhöfen täglich geöffnet. Auch als Tauf- und Hochzeitskirche wird sie immer mal wieder angefragt.

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