50 Jahre Europa-Park
Seelsorge zwischen Achterbahnen und Adrenalinkick

- Die Stabkirche ist neben der Jakobuskapelle ein Ort, der Menschen zum stillen Gebet einlädt.
- Foto: Europa-Park
- hochgeladen von Anne-Marie Glaser
Rust (lw) Dass man in einem Freizeitpark taufen, heiraten oder einfach in einer Kapelle eine Kerze anzünden kann – das klingt zunächst überraschend. Und doch gehört all das ganz selbstverständlich zum Angebot des Europa-Parks. Seit 2005 gibt es dort die „Kirche im Europa-Park“ (KiEP) – eine ökumenische Initiative, getragen von der Evangelischen Landeskirche in Baden, der Erzdiözese Freiburg und dem Europa-Park selbst.
Spiritualität
Diakon Thomas Schneeberger begleitet seit 2022 als katholischer Seelsorger das ökumenische Projekt, gemeinsam mit seiner evangelischen Kollegin Andrea Ziegler. Beide eint die Begeisterung für das, was hier möglich ist: Nähe zu Menschen an einem Ort, an dem Lebensfreude, aber auch Tiefe und Emotionen ihren Platz haben. "Uns ist wichtig – und das verbindet uns mit dem Europa-Park –, dass sich Menschen willkommen fühlen und eine schöne Zeit erleben“, erzählt Andrea Ziegler, die seit 2020 als evangelische Diakonin für die KiEP tätig ist. Dabei sei es völlig egal, „woher man kommt, welche Sprache man spricht, wie alt man ist, ob man gläubig ist oder auch nicht.“
Kein typischer Arbeitstag
Einen typischen Arbeitstag? Den gebe es nicht, sagt Andrea Ziegler. „Unsere Aufgaben reichen von Taufen, Trauungen und Gedenkfeiern bis hin zu kreativen Angeboten rund um unser Maskottchen ,Joy‘.“ Die kleine Figur – halb Hummel, halb Engel – verteilt Glitzersegen und ist längst Symbol für die liebevolle, offene Art, mit der hier Seelsorge gelebt wird. Auch das stille Gebet spielt inmitten von Achterbahnen und Shows eine Rolle. Die Stabkirche und auch die Jakobuskapelle bieten Rückzugsorte. „Immer wieder sehen wir Menschen, die dort kurz innehalten, eine Kerze anzünden, beten“, so Schneeberger. Gerade junge Besucher seien oft sehr empfänglich für solche Momente – besonders in persönlichen Krisen oder nach belastenden Zeiten.
Was auffällt: Die Seelsorger werden nicht nur gesucht, sie begegnen den Menschen oft ganz spontan und genau das führt zu unvergesslichen Momenten. Etwa der Tag, an dem eine schwerkranke junge Frau noch einmal ihre Lieblingsachterbahn fahren durfte oder als ein Paar unerwartet eine kleine Segensfeier zur Silberhochzeit erlebte. Es sind diese Begegnungen, die zeigen: Seelsorge im Europa-Park ist mehr als an einem ungewöhnlichen Ort. Sie ist eine Einladung, das Leben in seiner Fülle zu feiern und zu begleiten, mit all seinen Höhen und Tiefen, so die beiden Seelsorger. Die KiEP bietet regelmäßig festliche Gottesdienste an – etwa zu Ostern, Erntedank oder am 1. Advent im Hotel "Santa Isabel". Diese sind öffentlich zugänglich und gut besucht. Dazu kommen mehr als 100 individuelle Tauf- und Traugottesdienste sowie Segensfeiern oder Erinnerungsgottesdienste.
Gemeindeseelsorge
Inhaltlich unterscheide sich ihre Arbeit kaum von klassischer Gemeindeseelsorge – aber in der Art und Weise, so Ziegler und Schneeberger. Es sei die Offenheit, das Niedrigschwellige und das Überraschende, das ihre Form von Seelsorge im Europa-Park so besonders mache.
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