Hidden Champions im Gespräch
HYDRO erobert die Luftfahrttechnik
- Martin Dürr, Geschäftsführer von HYDRO Systems
- Foto: Hydro
- hochgeladen von Christina Großheim
Biberach. Wenn Martin Dürr über die Zukunft spricht, sagt er: „In der Luftfahrt ist Innovation vor allem Evolution.“ Bei HYDRO Systems GmbH & Co. KG in Biberach heißt das: Werkzeuge und Ausrüstung für Flugzeuge und Triebwerke werden nicht neu erfunden, sondern konsequent verbessert – leichter, sicherer, effizienter. Ob es Stützen zum Anheben ganzer Flugzeuge sind oder Transportgestelle für tonnenschwere Triebwerke: Die Produkte aus dem Schwarzwald sind weltweit unverzichtbar.
Firmen ergänzen sich
2024 kam der große Schritt: HYDRO wurde Teil der US-Gruppe Rhinestahl. Unter dem neuen Namen RH Aero Systems entsteht ein globaler Anbieter, der Maßstäbe in der Branche setzt. „Viele fürchteten, dass Technologie abgezogen würde“, erinnert sich Dürr. „Aber das Gegenteil ist der Fall: Beide Firmen ergänzen sich perfekt.“ Während Rhinestahl auf Werkzeuge für die Triebwerks- und Flugzeug-Wartung spezialisiert ist, bringt HYDRO eigene Produkte, Technologien und ein weltweites Servicenetz ein. Ziel ist es, den Umsatz auf rund 500 Millionen US-Dollar zu steigern.
Trotz der neuen Eigentümerstruktur bleibt Biberach Herzstück des Unternehmens. Die frühere familiäre Struktur ist erhalten geblieben. Dort sitzt die Entwicklungsabteilung, dort bleibt das Know-how. „Erfahrung kann man nicht outsourcen“, sagt Dürr. „Die Stärke dieser Region ist die Dichte an Fachwissen über Generationen – das ist die Black Forest Power Region in Reinform.“
HYDRO muss sich in einem schwierigen Umfeld behaupten: Zölle, geopolitische Spannungen, Handelskonflikte. Die Antwort lautet „local-for-local“ – also Fertigung und Service möglichst nah beim Kunden, ob in Europa, den USA oder in Asien. Neue Märkte wie Indien oder Saudi-Arabien werden gerade erschlossen.
Parallel wächst der Servicebereich. Früher lieferte man in erster Linie Geräte. Heute geht es darum, die Ausrüstung über Jahrzehnte zu begleiten – mit Wartung, Nachprüfungen und Schulungen. „Wer in der Entwicklung dabei ist, bleibt später in der Wartung“, erklärt Dürr. So sichert sich HYDRO langfristige Partnerschaften mit Flugzeugherstellern wie Airbus und Boeing.
Nachwuchs gezielt gefördert
Auch der Nachwuchs wird gezielt gefördert. Das ist eine Investition in die Zukunft. Es geht um die nächsten Generationen. 15 Auszubildende und Studierende haben 2025 begonnen, insgesamt sind es rund 40. „Die Nähe zur Luftfahrt inspiriert“, berichtet Dürr zufrieden und auch Begeisterung schwingt mit. „Wenn junge Leute erleben, dass wir direkt mit Airbus oder Boeing zusammenarbeiten, und sie dabei sein können, wenn die Maschinen zusammengebaut werden, ist die Begeisterung groß.“
Dass die Black Forest Power Region dafür den idealen Boden bietet, ist für ihn klar: „Andere Regionen haben vielleicht einzelne Spitzenkräfte. Aber hier verbinden sich Wissen, Loyalität und Kultur. Genau daraus wächst unsere Stärke.“
Zahlen & Fakten
Firma: HYDRO Systems GmbH & Co. KG
Leitung: Michael Biegert, Martin Dürr (Geschäftsführung)
Gründung HYDRO: 1965
Gründung RH Aero: 2024
Mitarbeitende: zirka 900 weltweit
Ausbildung: Ausbildungs- & duale Studienprogramme u. a. Mechatronik, Industriemechanik; DHBW-Studiengänge Maschinenbau & Wirtschaftsingenieur
Gesuchte Berufe: zum Beispiel Mechatroniker, Industriemechaniker
Kontakt: Ahfeldstraße 10, 77781 Biberach, E-Mail info@hydro.aerohydro.aero
3 Fragen
Wo schöpfen Sie in Ihrer Freizeit persönlich Kraft?
Gerade waren wir als Familie in Kanada unterwegs – Vancouver Island, Wälder, Bären und Hirsche - ein Traum. Aber zur Ruhe komme ich im Schwarzwald. Ich lebe in Freiburg und sage immer: Das ist mein kleines „British Columbia“. Natur, Farben und Berge – das gibt mir Energie.
Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne zu Abend essen?
Mit dem aktuellen Boeing-CEO Robert Ortberg. Mich interessiert, wie er sein Unternehmen wieder auf Kurs bringt und seine Mitarbeitenden neu motiviert.
Viele Jungs wollen Feuerwehrmann werden. Ihr beruflicher Kindheitstraum?
Pilot. Die Ausbildung war allerdings unbezahlbar. Also studierte ich Luft- und Raumfahrttechnik – und arbeite heute im Umfeld meiner Kindheitsfaszination.





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