Der Krieg in Deutschland ist nun mehr als 80 Jahre vorbei. In der Ortenau erinnert heute, bis auf die neu angebrachte Gedenktafel am Rathausplatz in Achern, fast nichts mehr an diese verheerende Zeit. Dabei lag Achern durch den Luftangriff im Januar 1945 durch die 8. US-Luftflotte in Schutt und Asche. Neben den sichtbaren Trümmern prägten auch unsichtbare Wunden das Leben der Menschen, vor allem das der Frauen, nach 1945. Frauen waren in den letzten Kriegs- aber auch Nachkriegsjahren der Motor der Gesellschaft, die Stützen des Wiederaufbaus aber auch Lustobjekt für die Besatzer. Viele Frauen und Mädchen in Achern erlebten in den Jahren der französischen Besatzung psychische, physische und sexualisierte Gewalt. Der Vortrag bezieht sich auf Achern, wissend, daß diese Ereignisse überall vorkamen. Die Erfahrungen wurden sowohl von den Frauen selbst als auch von der Gesellschaft lange verdrängt und fanden somit kaum Eingang in die Erinnerungskultur der Gesellschaft. Das Schweigen sorgte für eine zunehmende Tabuisierung der Vorkommnisse. Erst in den 1970er -und 1980er Jahren fand ein langsames Umdenken statt, indem nicht nur Täter und Opfer das Zentrum der kriegerischen Aufarbeitung bildeten, sondern auch die leidvollen Einzelerfahrungen junger Frauen und Mädchen. Im Zentrum dieser aufkommenden Aufarbeitung standen jedoch hauptsächlich Vergewaltigungen. Körperlicher und seelischer Gewalt wurde lange Zeit keine Aufmerksamkeit geschenkt, da deren Folgen für die Frauen und die nachfolgenden Generationen unterschätzt wurden. Das Verschweigen der Taten galt lange Zeit als ausreichende Beschäftigung mit den traumatisierenden Ereignissen, die die Frauen erlebten.
Der Vortrag soll helfen, dieses Schweigen aufbrechen. Er rückt die Erfahrungen von Frauen und Mädchen aus Achern ins Zentrum und zeigt, dass ihr Leid nicht nur ein lokales, sondern ein universelles Thema war und immer wieder ist. Gewalt gegen Frauen ist damals wie heute ein Schlüsselproblem der Menschheit. Zugleich wird deutlich, wie wichtig es ist, über diese verdrängten
Erfahrungen zu sprechen, um ihnen endlich Raum in unserer Geschichte zu geben.
Wir laden Sie herzlich ein, gemeinsam mit mir einen Blick in das Acherner Stadtarchiv und auf ein verdrängtes Stück Stadtgeschichte zu werfen und dabei zu verstehen, warum es so entscheidend ist, dass das Leid der Frauen gesehen und erinnert wird.
Im Anschluß steht Frau Tschan für Fragen zur Verfügung.
Das Team des Heimatmuseums bietet nach der Veranstaltung Kaffee und Kuchen an.