Schüler setzen sich mit ihrem Anliegen erneut durch
Hausacher Gemeinderat beschließt Umbenennung der Wilhelm-Zangen-Straße

Wilhelm Schoch (zweiter von rechts) freut sich mit seinen ehemaligen Schülern über die Entscheidung. | Foto: bos
  • Wilhelm Schoch (zweiter von rechts) freut sich mit seinen ehemaligen Schülern über die Entscheidung.
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Hausach. In großen Buchstaben steht unter dem Straßenschild der Wilhelm-Zangen-Straße in
Hausach: „Die frühere Rosenstraße wurde 1955 nach dem damaligen
Generaldirektor der Mannesmann-Werke Wilhelm Zangen umbenannt.“ Am
Dienstag hat sich der Gemeinderat nun für eine Namensänderung
ausgesprochen.

Ein Umstand, der den mittlerweile ehemaligen Schülern der Graf-Heinrich-Schule schon länger Anlass zum Diskutieren
gibt. Vor zwei Jahren stellten sie einen Antrag auf Umbenennung der
Graf-Zangen-Straße. Im Rahmen eines Schulprojekts hatten sie, gemeinsam
mit ihrem damaligen Lehrer Manfred Schoch, über die Nähe des
Namensgebers zum NS-Regime recherchiert. Die Ergebnisse der Schüler
decken sich mit denen von Dr. Heinrich Schwendemann vom Historischen
Seminar der Universität Freiburg. Er gilt als Fachmann, der sich mit dem
Thema „Wilhelm Zangen im dritten Reich“ intensiv beschäftigt hat.

Zangen war als Generaldirektor und Vorstand der Mannesmann-Werke auch für den
Hausacher Betrieb zuständig. In seiner wissenschaftlichen Abhandlung
kommt Schwendemann zu dem Schluss, dass Zangen einer jener
Industrieführer war, der die Chancen skrupellos nutzte, die das
NS-Regime bot. „Mannesmann war, darin ist sich die Forschung einig,
einer der Hauptprofiteure der deutschen Wirtschaft,“ so Schwendemann.
„Er gehörte 1933 zu einer neuen Generation von Managern, die jung und
karriereorientiert sich loyal, oft als Nationalsozialisten, in den
Dienst des NS-Regimes stellten.“ Der Mannesmannvorsitzende „stieg zu
einem der einflussreichsten Vertreter der deutschen Industrie im
NS-Herrschaftssystem auf,“ so der Fachmann.

Die Ergebnisse Schwendemanns und der Schüler haben den Gemeinderat bei seiner
Ermessensentscheidung überzeugt. Einstimmig war der Entscheid bei einer
Enthaltung und drei Gegenstimmen jedoch nicht. Dennoch freut sich
Manfred Schoch gemeinsam mit seinen Schülern. Es sei ein gutes Gefühl zu
wissen, dass sie etwas mit der Aktion erreicht hätten. Nicht zum ersten
Mal: Die Entscheidung über die Umbenennung ist nicht der einzige Erfolg
der Schüler. Bereits vor zwei Jahren konnten sie erreichen, dass Hitler
die Ehrenbürgerschaft der Stadt Hausach symbolisch aberkannt wurde.

Dass mit der Umbenennung Kosten, zum Beispiel für Veränderungen von
Briefköpfen, Visitenkarten und Ausweispapieren auf die anliegenden
Firmen und Anwohner zukommen, ist der Stadt bewusst. Soweit sie in die
Zuständigkeit der Stadtverwaltung fallen, will diese sie tragen. „Die
Kosten für die Bürger sollten einigermaßen im Rahmen gehalten werden“,
erklärte Stadtrat Udo Prange. Auch Manfred Wöhrle, Bürgermeister von
Hausach war sichtlich zufrieden mit der Entscheidung. „Man sollte heute
einen Schlussstrich unter die Sache ziehen, die Straße umbenennen und
nach einem neuen Straßennamen suchen.“ Wie dieser lauten könnte ist noch
nicht bekannt.

Autor: Laura Bosselmann

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