Boris Obergföll: "Nichts aufgegeben, sondern viel gewonnen"
Mit Wille, Ehrgeiz und viel Training zum Erfolg

In ganz Deutschland ist Boris Obergföll unterwegs, bei Wettkämpfen auch im Ausland, doch auch in Offenburg ist er als Trainer aktiv. | Foto: Michael Bode
  • In ganz Deutschland ist Boris Obergföll unterwegs, bei Wettkämpfen auch im Ausland, doch auch in Offenburg ist er als Trainer aktiv.
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Hohberg. ",Der wird nie gut werden', das hat einmal der heutige Bundestrainer Weitsprung Frauen, Uli Knapp, gesagt, als er mich mit 15 Jahren trainierte", erzählt Boris Obergföll. Aber aus ihm wurde ein Weltklasse-Athlet, der zur "Crème de la Crème" gehört, die den Speer über 90 Meter geworfen hat. Heute ist Boris Obergföll DLV-Teamleiter Speerwurf und DLV-Bundestrainer Speerwurf der Männer. "Bundestrainer war damals kein Thema für mich, das habe ich nie angestrebt", sagt der Mann von Christina Obergföll, der mit ihr auf das zweite gemeinsame Kind wartet.
In den letzten beiden Jahren seiner aktiven Zeit kam zuerst Alexander Vieweg, dann Matthias de Zordo auf ihn zu: Sie wollten von ihm trainiert werden. 2007 wurden sie U23- und U20-Europameister. Seine Sportgruppe war auf zehn sehr gute Athleten angewachsen. 2008 wurde Obergföll Bundestrainer und änderte seine Sicht: "So wie das jetzt mit den Athleten funktioniert, macht es Spaß Bundestrainer zu sein."

"In der Ortenau fühle ich mich wohl. Es ist schön, dass der Fokus hier mehr auf Christina liegt. Das genieße ich. In meiner Heimat im Saarland ist das umgekehrt. Da bin ich für viele noch Boris Henry", so der 43-Jährige, der aber Wert darauf legt, dass er den Nachnamen seiner Frau Christina trägt.

Geboren wurde Boris Obergföll in Völklingen und ging im Heimatverein seiner Eltern, dem TV Ludweiler, mit drei Jahren in die Kindergruppe. "Werfen konnte ich gut, war aber kein Talent, sondern klein und kräftig, nicht gut im Laufen und Springen. Für das Turnen war ich zu schwer. Aber ich habe auch Tennis und Fußball gespielt", so Obergföll über seine ersten Sportaktivitäten. Trainiert hat ihn sein Vater, der auf eine möglichst breite Ausbildung Wert legte. "Dafür bin ich dankbar. Heute wird mit der Spezialisierung oft zu früh angefangen", so der Bundestrainer, der mit 17 Jahren noch als Mehrkämpfer an der DM teilnahm. 

Mit 14 Jahren nahm er erstmals einen Speer in die Hand und war bald bei 42 Metern. "Mit 16 Jahren war ich erster der Bestenliste in meinem Jahrgang. Damals habe ich Blut geleckt und wollte immer Erster sein. Bis ich 21 Jahre alt war, habe ich dann in jeder Altersklasse die Bestenliste angeführt." Dabei trainierte er aber immer noch für den Fünfkampf. Mit 15 Jahren hatte er seinen zweiten Trainer, Uli Knapp, bekommen: "Erst viel später, als ich die ersten internationalen Medaillen hatte, sagte er mir, dass er diese Entwicklung so nie erwartet hätte. Im 30-Meter-Sprint waren die Frauen schneller als ich. Nur mit sehr viel Arbeit und dank des Ehrgeizes bin ich soweit gekommen, dass ich 1992 bei der Junioren-WM Silber holte."

Mehr als nur eine wichtige Erfahrung war die Grundausbildung in der Bundeswehr. Als Angehöriger der Sportfördergruppe kam er zu den Fallschirmjägern: "Klar war, ich darf auf keinen Fall springen. Das ist dort nicht ganz angekommen. Im Flugzeug hing mein Fallschirm mit dem Haken an der Leine, und als das Kommando kam, wurde ich quasi mit hinausgeschubst. Das habe ich zwei Mal gemacht, seither nie wieder. Die Bundeswehr hat mich sehr geprägt, was Ordnung, Struktur und Teamwork anbelangt. Viele Sportler müssen das heute auf andere Art lernen", sagt Obergföll. Die Bundeswehr hat er nie mehr verlassen, dabei wollte er sich mit seinem Studium der Fitnessökonomie nach der Sportkarriere etwas aufbauen. Er ist bis heute Berufssoldat bei der Sportförderguppe.

Die Erfolge geben ihm Recht. Zwischen 1995 und 2004 wurde er sechs Mal Deutscher Meister, holte bei der WM zwei Mal und bei der EM ein Mal Bronze und war drei Mal bei Olympia. 2004 war ein Jahr, das es in sich hatte: "Im März ist meine Mutter an einem Herzinfarkt gestorben, im Mai habe ich mir eine Sehne in der Schulter angerissen. Beim Einwerfen bei Olympia habe ich mir eine Schulterluxation zugezogen. Mit 86,50 Metern ging Gold an Andreas Thorkildsen. Das war das Schlimmste. Im Training warf ich oft über 87 Meter." Allerdings kreuzten sich erstmals seine Wege mit denen von Christina Obergföll. Christina wurde 2013 Weltmeisterin, in Offenburg wurde geheiratet und aus Boris Henry wurde Boris Obergföll: "Ich habe nichts aufgegeben, sondern viel gewonnen." Daniel Hengst

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