Landesbischof als Industriepraktikant bei Firma Neugart

Interessante Begegnungen: Der Landesbischof (Mitte) mit Verantwortlichen der Firma Neugart. | Foto: Foto: Thomas Herzberg
  • Interessante Begegnungen: Der Landesbischof (Mitte) mit Verantwortlichen der Firma Neugart.
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Kippenheim. „Zur sozialen Gestaltung der fortschreitenden Globalisierung bedarf es weltweit
gültiger Spielregeln. Dabei sollte das Leitbild der Sozialen
Marktwirtschaft die Entwicklung auch international prägen“ heißt es in
einer Denkschrift der EKD aus dem Jahre 2008. Schon seit Jahren
beschäftigt sich der KDA (Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt) mit dem
Bereich Kirche und Arbeit. Davon, wie dies in einem
Industrieunternehmen praktisch umgesetzt wird, wollte sich der
Landesbischof der Evangelischen Landeskirche Baden, Jochen
Cornelius-Bundschuh, jedoch einmal persönlich überzeugen.

Zwei Tage lang hat sich Bundschuh mal in Sicherheitsschuhen, mal im Anzug
persönliche Einblicke in die moderne Industrieproduktion eines badischen
Mittelstandsunternehmens verschafft, sich mit mit Mitarbeitern
unterhalten und zusammengearbeitet. In einem Pressegespräch berichtete
der Landesbischof zusammen mit Geschäftsführer Bernd Neugart von seinen
Eindrücken und Erkenntnissen.

Seit mehr als 80 Jahren gehört die mittelständisch geprägte, aber global agierende Firma Neugart in Kippenheim weltweit zu den Marktführern der Getriebetechnologie.
Deutschland ist für die Firma nach wie vor der wichtigste Markt. Allein
in Kippenheim fertigen über 480 Beschäftigte hochpräzise Produkte in
zwei Werken. So wurden im vergangenen Jahr zum Beispiel 240.000 Getriebe
hergestellt. Die Internationalisierung wird allerdings immer weiter
vorangetrieben.

Impulsgeber für das „Praktikum“ war ein Treffen von Geschäftsführer Neugart und Landesbischof Bundschuh bei einem Forum
„Kirche und Wirtschaft“ im März in St. Peter. „Ich habe mich sehr über
die spontane Zusage gefreut und den Bischof zum nächst möglichen Termin
eingeladen“, so Neugart. Das Programm für die zwei Tage beinhaltete
neben Gesprächen mit der Geschäftsführung und den Mitarbeitern, auch die
Montage und Einblicke in den kompletten Arbeitsablauf im
Fertigungsbereich sowie Einblicke in die Arbeitsweise verschiedener
Zerspanungsmaschinen.

Bundschuh auf Frage, was ihn am stärksten beeindruckt habe: „Das Wir-Gefühl der Arbeiter. Die Verantwortung, der
sie sich stellen, sowohl für die Firma als auch für das Produkt selbst.
Man wird nicht als Rädchen im Getriebe wahrgenommen, sondern als Mensch,
bestätigten mir die Mitarbeiter. Das sind gute Voraussetzungen für eine
produktive und mitmenschliche Zusammenarbeit.“ Vieles von den in den
zwei Tagen gewonnenen Erkenntnissen könne er mitnehmen und sie in seine
Arbeit einfließen lassen.

Der Landesbischof: „Ich habe sehr viel gelernt in diesen zwei Tagen. Ich konnte früher zwar mein Moped reparieren und auch heute noch gelingt es mir, ein Ikearegal aufzubauen.
Aber das war es dann handwerklich auch schon. Ich möchte dieses
Wir-Gefühl gerne mitnehmen und versuchen, dies auch in der Kirche
umzusetzen. Ebenso die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und
dies gerne zu tun. Besonders in der jetzt wichtigen Flüchtlingsfrage.“
„Auch die Tatsache, dass Vieles nur möglich ist, wenn man einem Strang
zieht, nehme ich“, so Bundschuh, gerne als lehrreiche Erfahrung mit.“

Bei den Gesprächen mit den Mitarbeitern versuchte Bundschuh, deutlich zu
machen, dass die Kirche nicht nur „Freizeitbeschäftigung“ ist, sondern
den ganzen Menschen, somit auch dessen Arbeitswelt, umfasse. Was denn
ein Bischof so mache und für was er zuständig sei, wollten im Gegenzug
die Mitarbeiter wissen. Natürlich war auch die Flüchtlingsproblematik
Thema. Hier betonte Neugart, dass es besonders wichtig sei, eine gute
Ausbildung zu besitzen und die deutsche Sprache zu können. Viele kämen
mit zu übertriebener Euphorie nach Deutschland und müssten hier zuerst
einmal Bekanntschaft mit der Praxis machen.

Neugart: „Die zwei Tage mit dem Landesbischof waren spannend, und ich habe mich sehr über
das Feedback gefreut, das es nach diesen Tagen gab.“ Die Bereitschaft 
zu Gesprächen sei sehr groß gewesen, und die Arbeiter seien danach mit
strahlenden Gesichtern herausgekommen. Beide hätten von der Begegnung
profitiert.

Autor: krö

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