Im Gespräch mit Thorsten Mietzner
Eine neue Lesart für die Lahrer Geschichte

Der Lahrer Stadtarchivar hat eine "Kleine Geschichte der Stadt Lahr" geschrieben.  | Foto: ds
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Lahr. "Eine kleine Geschichte der Stadt Lahr" hat Stadtarchivar Thorsten Mietzner verfasst. Stadtanzeiger-Redakteurin Daniela Santo sprach mit ihm über das Buch, das ab nächster Woche lieferbar sein soll.

Wie kamen Sie auf die Idee, ein Buch über die Geschichte der Stadt Lahr zu verfassen?
Der Gedanke, eine Zusammenfassung der neueren historischen Forschungsergebnisse der vergangenen Jahre zu veröffentlichen, ist schon alt. In diesem Fall ging der konkrete Vorschlag vom Verlag aus, der mich vor drei Jahren fragte, ob ich für die Reihe der "Kleinen Geschichte" einen Band über Lahr schreiben würde.

Ist es ihr erstes Buch? Wie lange haben Sie dafür gebraucht?
Nein, aber zumindest mein erstes Buch, das die Gesamtgeschichte der Stadt in den Blick nimmt. Der reine Schreibprozess dauerte rund zwei Jahre, aber viele der Forschungsergebnisse entstanden in den vergangenen 20 Jahren, seit ich im Stadtarchiv arbeite.

Sind sie bei der Recherche auf Dinge gestoßen, die Sie selbst überraschten?
Naja, wirklich überrascht hat mich eigentlich wenig. Das Neue an dem Buch ist weniger, dass ich in einzelnen Kapiteln vielleicht neue Details präsentiere. Die gibt es durchaus, etwa zum 18. Jahrhundert oder zur Geschichte der Weimarer Republik in Lahr. Aber das Buch beansprucht eigentlich mehr: Es will insgesamt eine neue Lesart der Lahrer Geschichte vorschlagen. Eine Lesart, die die Dynamik der Stadt beziehungsweise ihre Stagnationen nicht aus der "Freiheitsliebe ihres Bürgertums" oder dem "Arbeitsfleiß" ihrer Bewohner ableitet – wie es die klassische Lahrer Geschichtsschreibung tut –, sondern aus ihrer Lage in einem der großen europäischen Grenz- und Begegnungsräume – dem Oberrheintal.

Ist das Buch nur für Lahrer interessant?
Wenn es um die Entwicklung der Stadt geht und die Frage, was ihre Ursache sei, ist es sicher für die vergleichende Städteforschung von Interesse. Hier ist aber der wissenschaftliche Nutzen eingeschränkt, weil Bücher in der Reihe grundsätzlich ohne Anmerkungen und wissenschaftlichem Apparat erscheinen. Wenn es um die Details der Stadtgeschichte geht, also darum, warum Lahr heute so ist, wie es ist, richtet es sich mehr an die heute lebenden Lahrer. Wenn es um Aspekte der Zeitgeschichte geht – etwa den Nationalsozialismus – wird es sicher auch seine Bedeutung für die Unterrichtsarbeit bekommen.

Wird es nach der "Kleinen" auch eine "Große Geschichte der Stadt Lahr" geben?
Nein, ich halte das auch nicht für sehr sinnvoll. Nötig sind jetzt wieder weitere Detailforschungen, also zum Beispiel ein wissenschaftliches Buch über Lahr im 18. Jahrhundert, über den Nationalsozialismus oder über die Zeit zwischen 1949 und 1994. Erst dann macht in 20 Jahren eine neue "Kleine Geschichte", die die Ergebnisse verarbeitet, Sinn. Thorsten
Mietzner Foto: ds Thorsten Mietzner

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