Muttertag: Welche Rolle haben Frauen heute?
Rabenmutter oder Karrierefrau?

Familie trotz Beruf? Mütter müssen viel leisten. | Foto: smpratt/pixabay.com
  • Familie trotz Beruf? Mütter müssen viel leisten.
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Ortenau (gro/ds). Es ist eine muntere Runde, die sich montags Morgens im Babycafé des Frauen- und Mütterzentrums Kehl trifft. Die meisten von ihnen sind gerade in Elternzeit – für ein Jahr. "Länger gibt es kein Elterngeld", sagen sie übereinstimmend. "Das Elterngeld hilft, bei den Kindern zu bleiben, sonst wäre das aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich." Kritik, dass sie wieder in den Job zurückkehren, gebe es kaum, die wirtschaftliche Notwendigkeit werde allgemein akzeptiert.

"Das Thema Vereinbarkeit von Kinder und Beruf wurde schon vor 25 Jahren im Frauencafé diskutiert", stellt Edeltraut Böhler, Leiterin des Frauen- und Mütterzentrums, fest. Als sie damals wieder zu arbeiten begann, gab es in ihrem Wohnort noch nicht einmal Kernzeitbetreuung in der Grundschule. "Da schwang schon ein wenig der Vorwurf der Rabenmutter mit", so Böhler.
"Das Rollenverständnis hat sich seitdem deutlich verändert", sagt Edeltraut Böhler. Die meisten Frauen, die das Babycafé besuchten, gingen nach einem Jahr wieder arbeiten. "Das ehrenamtliche Engagement, dass früher oft noch möglich war, wenn die Kinder größer waren, fällt heute weg." Was ihr auffällt: Noch immer gebe es wenige Väter, die das Angebot zur Elternzeit nutzten: "Und damit gibt es nach wie vor denKarriereknick bei Frauen, denn viele steigen oft nur in Teilzeit wieder in den Beruf ein."

Pascale Simon-Studer, Gleichstellungsbeauftragte im Landratsamt Ortenaukreis, kann bestätigen, dass sich die Rollenaufteilung in einem Wandel befindet. "Doch den Menschen fällt es schwer, sich von Jahrhunderte alten und liebgewonnenen Denkgewohnheiten zu verabschieden." Entsprechend langsam löse sich die klassische Rollenverteilung auf. Auch sie weiß aus Erfahrung, dass arbeitende Mütter nicht mehr als schlechte Mütter gesehen werden. Sie plädiert aber dafür, dass die Gesellschaft neue Vorbilder von Vaterschaft entwickeln und der Sorge- und Familienarbeit mehr Anerkennung und Platz in ihrer Mitte einräumen sollte. "Die Gesellschaft profitiert immens davon, wenn ihre Mitglieder sich für ein Leben mit Kindern entscheiden. Daher müssten Gesellschaft, Politik und Wirtschaft bereit sein, neue Wege zu gehen und viel Geld in eine vielfältige Unterstützung von Eltern zu investieren", so Simon-Studer.

Michael Karle, Leiter der Psychologischen Beratungsstelle in Achern, weiß aus seiner täglichen Arbeit um die Doppelbelastung von berufstätigen Müttern. Mittlerweile gebe es aber gute Angebote, Beruf und Familie etwas leichter unter einen Hut zu bringen. Karle verweist auf die Frühen Hilfen oder die Betreuung in Kinderkrippen und bei Tagesmüttern. "Zu wünschen ist, dass das Begonnene fortgeführt wird und wir alle gute Ohren für das behalten, was junge Frauen brauchen, um als Mutter auch zufrieden sein zu können", so Karle. So sollte sich auch die Arbeitswelt noch flexibler, passgenauer und familienfreundlicher gestalten lassen.

"Arbeitsplatznahe Kindergartenplätze gehören ebenso dazu, wie die Möglichkeiten des begrenzten Ausstiegs in die Familie und der stufenweise Rückkehr, der für Mamas wie für Papas möglichst ohne Karrie-reschaden möglich sein soll. Ich werbe dafür, dass die Förderung der Familien auch in finanzieller Hinsicht ernst genommen wird", betont Michael Karle. Wertschätzung beginne aber schon im Kleinen in der Familie selbst und das nicht nur zum heutigen Muttertag: "Etwa wenn der Tisch abgeräumt oder der Müll rausgebracht werden muss."

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