Vergängliche Kunst auf Beton
Künstlerin Emesa bereist ganz Europa mit ihren Sprühdosen

Auch beim diesjährigen Offenburger "Double Trouble Jam" am Gifiz-Skatepark zeigte Emesa im Juli ihr Können.  | Foto: Namean
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  • Auch beim diesjährigen Offenburger "Double Trouble Jam" am Gifiz-Skatepark zeigte Emesa im Juli ihr Können.
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Zell a. H. (bos). Die Betonmauer ist ihre Leinwand, die Spraydose der Pinsel – wenn Marija Silvija Ambrazeviciute aus Zell am Harmersbach ihren Finger auf den Sprühknopf drückt, entstehen beeindruckende Kunstwerke: Farbgewaltig, großflächig und vor allem auf legalem Weg treten zumeist überdimensionierte Frauengesichter zu Tage.

Die Zeiten, in denen Graffiti als störende Schmierereien verschrieben waren, sind vorbei – längst sind die Kunstwerke der Straße gesellschaftsfähig geworden. Vielfach prangen großformatige Werke an Hauswänden, Brücken oder alten Fabrikgebäuden. "Wall of fame" heißen die Plätze, an denen legal in Innenstädten gesprüht werden darf – so wie beispielsweise an der Offenburger Union-Rampe. Auch hier konnte man die Bilder von Emesa, wie der Künstlername der 23-Jährigen lautet, schon oft sehen. Die Betonung liegt auf "konnte", denn die Kunstwerke auf Beton sind vergänglich.

"Das ist nichts, was ewig bliebt", erzählt sie. "Es macht mir nichts aus, wenn die Motive übersprüht werden. Ich weiß, was ich gemalt habe, daher bleiben sie für mich bestehen." Rund drei bis vier Stunden dauert es, bis so ein Bild mit einer Größe von drei auf vier Metern fertig ist. "Die Ideen entstehen bei mir im Kopf. Wenn ich anfange zu sprayen, mache ich das frei Hand", berichtet Emesa. "Selten nutze ich eine Vorlage."

Vor zwei Wochen waren sie und ihre Bilder auf der Kunstmesse "Art'n'Sound" in Rheinau zu sehen, wo Emesa live gesprüht hat. Jüngst ging es dann in Lörrach weiter. Hier hat sie die Sprühdose an einer sogenannten "Freewall" unter der Autobahnbrücke in die Hand genommen.

Mit ihren auffälligen Bildern hat sich Emesa über die Region hinaus einen Namen gemacht. Ganz gleich, ob die Ortenau, Berlin, Leipzig, Zürich, Bern oder Lissabon – durch ihre Kunst ist sie weit herumgekommen. "Im Sommer bin ich viel auf Festivals, Konzerten und Jams unterwegs", erzählt sie. Meist sind es so viele, dass sie nicht alle Anfragen annehmen kann. Dass Emesa Talent hat, zeigen auch ihre Verbindungen in die Graffiti-Szene. Pablo Fontagnier alias "Hombre SUK“ oder "Boogie", der in Basel eine Tram gestaltet hat, gehören zu ihren Abonnenten bei Instagram. 4.123 sind es aktuell, auf Facebook folgen ihr 1.557 Menschen.

Zahlen, die sich sehen lassen können, wenn man bedenkt, dass Emesa 2015 den ersten Kontakt zur Graffiti-Kunst hatte. "Bekannte hatten mir gesagt, dass ich gut malen würde und mich auf die Idee gebracht, das Sprayen auszuprobieren. So kam es dazu, dass ich damals im Januar an einem Schnupperkurs in Offenburg teilgenommen habe", erinnert sie sich zurück. Komischerweise hatte ihr das Graffitimalen damals nicht zugesagt. "Ich habe es dann nach dem Kurs noch ein- oder zweimal versucht, dann aber sein gelassen."

Im Januar 2016 wollte sie es dann noch einmal probieren. Diesmal allerdings alleine, ohne Anleitung. "Ich habe mir Dosen gekauft, das Motiv und die Herangehensweise durchdacht, losgelegt und mich ins Sprayen verliebt."

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