Der Griff in die Tasten hält in Schwung
Hans Stadelmann sammelt in seinem Museum Akkordeons

Hans Stadelmann

Stück an Stück reiht sich aneinander, seit über 50 Jahren sammelt Hans Stadelmann Akkordeons. Mittlerweile kommt er auf 480 Instrumente. Aus einem Teil seiner Räume, in der er früher
seine Firma für Gastronomiebedarf und Großküchentechnik hatte, wurde vor
drei Jahren ein Museum. Immer wieder kommen Gruppen zu Besuch und
lassen sich von dem heute 76-Jährigen die Geschichte der verschieden
Instrumenten erklären. „Es geht am Ende dann immer besonders
stimmungsvoll zu, wenn ich zu einem Akkordeon greife und spiele", sagt
der Sammler.

Als Kind sah Hans Stadelmann einmal ein Akkordeon und dieses Musikinstrument hatte es ihm sofort angetan. „Wegen des
Zweiten Weltkrieges sind wir aber nicht an ein Akkordeon gekommen",
erinnert sich der leidenschaftliche Hobbymusiker. In Donaueschingen
wurde er 1935 geboren und kam nach Biberach, als sein Vater, der bei der
Bahn arbeitete, dorthin versetzt wurde. Aus dem Traum ein eigenes
Akkordeon zu besitzen konnte so bald nichts werden, denn der Vater blieb
im Krieg. Bereits in jungen Jahren arbeitete Hans Stadelmann in der
Landwirtschaft. „Die Familie hatte neben der Landwirtschaft noch eine
Wirtschaft. Der Sohn war Musiklehrer. Mit meinem Lohn verdiente ich mir
so die Unterrichtsstunden. Es hat sich mehr angehäuft, als die Stunden
gekosten haben. Nach einiger Zeit konnte ich mir ein gebrauchtes
Akkordeon kaufen." An sein erstes gutes Stück kann er sich gut erinnern:
„Es war eine Hohner Tango 3M." Für ein anderes, besseres Akkordeon, hat
er seine Tango irgendwann verkauft. „Heute habe ich aber wieder genau
so ein Modell. Allerdings habe ich es mir aus verschiedenen Instrumenten
des gleichen Modells selbst wieder zusammengebaut. Bei jedem war etwas
anderes defekt."

Mit den Fortschritten des Schülers konnte der Musiklehrer sehr zufrieden sein. Hans Stadelmann hatte Talent. Bereits
mit 14 Jahren spielte er zur Freude der Paare beste Tanzmusik. Von der
Musik konnte er aber nicht leben und begann eine Ausbildung. „Mein
Ausbilder im Betrieb spielte selbst Klavier. Und er hatte Freunde: einer
spielte Geige, der andere Saxophon und noch einer Schlagzeug. Mich mit
meinem Akkordeon haben sie noch dazu genommen. Der Lehrmeister im
Betrieb, bei dem ich eine Ausbildung zum Feinmechaniker machte, hat es
nicht gerne gesehen. Zuerst spielte ich in der Gruppe ,Fidelio‘, dann
bei ,Rio‘ – vor 50 Jahren da haben wir noch zwei mal in der Woche in
Gengenbach in der ,Sonne‘ gespielt, das ist lange her."

Als Feinmechaniker interessierte er sich auch für die Bauweise der
Instrumente. Die Begeisterung packte ihn, er begann zu sammeln,
Akkordeons und Handharmonikas, aber auch andere Instrumente. Alte und
besondere Stücke. Manchmal musste er diese auch reparieren. Je älter sie
waren, desto größer waren oft die Schäden. Ersatzteile gab es zudem
immer weniger. „Wenn bei einem Instrument die Reparatur nicht mehr
lohnte, dann habe ich es ausgeschlachtet." In unzähligen Schubladen und
Fächern hebt er alles auf, einsatzbereit für den Moment, wenn er dieses
Teil benötigt. „Manchmal brauche ich ein Vierteljahr, bis eines
restauriert ist." Seine Werkstatt für die Instrumente wurde immer größer
und die Zahl der gesammelten Instrumente stieg.

Dass er seinen Betrieb mangels Nachfolge irgendwann aufgeben musste, war zwar
schmerzlich, doch hatte er jetzt im früheren Ladengeschäft genügend
Platz für seine mittlerweile 480 Instrumente. „Es hat sich
herumgesprochen dass ich sammle, irgendwann wurde ich quasi immer zuerst
angerufen, ob ich Interesse hätte." Kein Instrument hat er doppelt –
diese verkauft er weiter. In Regalen stehen sie in Reih und Glied. Seit
drei Jahren hat sein Museum geöffnet. Sein ältestes Akkordeon ist 105,
die älteste Handharmonika 144 Jahre alt.

Und was macht er, wenn er nicht gerade seine Instrumente repariert, Gruppen im Museum ein
Solo-Konzert gibt? Für Goldene Hochzeiten oder Geburtstage trifft er
sich mit alten Weggefährten: Josef Schäfer spielt mit 70 dann das Sax,
Klaus Rock mit rund 82 Jahren Schlagzeug und Hans Stadelmann Akkordeon.

Autor: Daniel Hengst

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